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8 Monate Anno 1902 (52)

8 Monate anno 1902 (52)

Auf den Ausflug ins Oberland, samt unliebsamer Nähe zur Arbeiterschicht folgt nun wieder das gewohnte Leben in Andlklaus. Auch nicht ohne Arbeit, aber mit Hilfe, wie bei den meisten größeren Aktionen der Familie.

Ein für mich interessantes Detail birgt auch der 28. September. „Feldfrüchte-Sonntag“ nennt Marie das, was heute eher als „Erntedankfest“ geläufig ist. Prozessionen gab es schon damals, falls sie nicht gerade ins Wasser fielen, wie 1902 in Hall. Eine schnelle Zeitungsrecherche zeigt, dass sich unter diesem Begriff praktisch keine Treffer finden lassen, während das Erntedankfest sehr wohl in Innsbruck gefeiert wurde. Allerdings mit – im Vergleich zu anderen Festen – eher wenige Erwähnungen.

Ein Kuriosum aus den Recherchen sei auch noch erwähnt: die Domain erntedankfest.at hat sich die Oberösterreichische Landjugend gesichert, die sich selbst – wohl nicht ganz ohne Grund – als „Die aktivste Jugendorganisation im ländlichen Raum“ bezeichnet. Und zwar wie es scheint, ausschließlich zur Bewerbung des heurigen Erntedankfestes, das am 18. September 2022 „nach dreißigjähriger Pause wieder in Linz veranstaltet wird“. Unter dem über die Landesgrenzen hinaus sehr einladenden Motto „Österreich in seiner Vielfalt“. Na wenn das mal keine Reise Wert ist…

24.-25. [September] [1902] Hatten wir große Somerwäsche mit Veo Högerin; aufhängen ließ uns Frl. Louise Schumacher am Weg, wo es infolge der Sonne fast alles an einem Tag trocknete. In der Früh war ich in Hall bei Frau Mutter, da sich l. Onkel Nicolaus nicht wohl befindet, dann wohnte ich um 7h in der Pfarrkirche einer hl. Messe bei u. eilte Heimwärts aufhängen, wohin auch l. Frau Mutter nachkam.

28. September [1902], Feldfrüchten-Sonntag. Vormittags war das Wetter ganz passabel, ich war beim Gottesdienst in Hall; gegen Mittag wurde es immer kälter u. stürmischer, manchmal regnete es. Demnach giengen Margreth u. ich nach Hall, falls eine Prozession wäre; aber es war keine. So blieben wir halt in der Pfarrkirche vor dem ausgesetzten höchsten Gut einige Zeit, besuchten noch den alten Friedhof u. eilten bei strömenden Regen heim. Dort schrieb ich; dann kam Herr Schmarl; l. Onkel Nicolaus befindet sich noch nicht wohl; es leidet an Galle.

29. Sept. [1902] Michaelstag. Heute war Madeleine da.

1. October [1902], Mitwoch. Nichts Besonderes.

5. Oct. [1902] Rosenkranz-Sonntag. Gestern war ich mit l. Tante Anna in Hall bei der hl. Beicht; heute nahten wir uns dem Tisch des Herrn. Nachher frühstückte ich bei den l. Großtanten, wohnte dem Gottesdienst bei u. gieng heim. Nachmittags packten wir ein, um morgen nach Innsbruck zu plündern. Da kam dann Frau Wollek mit Herrn Sohn u. verblieb ungefähr 1 Stunde hier, worauf weiter gepackt wurde.

Text: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Cod-2072-1 (Transkription: Katharina Schilling)

Bild: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-Pl-1699-4 (Altstadt Hall, undatiert).

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Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Der Blick durch den Torbogen der Burg Hasegg Richtung Pfarrkirche Hall könnte beinahe vom erwähnten Feldfrüchten-Sonntag stammen. Selbst ein Farbfoto würde die düstere Stimmung kaum verbessern.

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