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28. Juni 1914

28. Juni 1914

Während an diesem Tag der Erzherzog-Thronfolger und seine Gemahlin die bosnische Landeshauptstadt Sarajevo besuchen, verlebt die k. u. k. Generalkonsulswitwe Margarethe von Zepharovich, geb. Freiin von Spiegelfeld (1871-1954), in Innsbruck einen beschaulichen Sonntagvormittag. Sie besuchte um 8 Uhr morgens die Messe, kümmerte sich um den Haushalt und erhielt Besuch von einer Gräfin Brandis. Danach nahm sie sich etwas Zeit, um zu lesen.

Mitten in diesen herrlichen Frühsommertag platzt die Nachricht vom Attentat, das sich wenige Stunden zuvor in Sarajevo ereignet hatte:

Eben kam[en] Fr. [Franzi?] u. Zana [? – möglicherweise Kosename für Margarethes Sohn Alexander v. Zepharovich] heim u. erzählen, die ganze Stadt sei sei voll von der Nachricht, daß der Thronfolger Erzh. Franz Ferdinand u. seine Frau, Fürstin Hohenberg, seien [sic] in Sarajevo von einem Serben erschossen worden, eine ganz entsetzliche Nachricht!
Abends kam Elsa zum Essen, wir sprachen natürlich fast nur von dem entsetzlichen Unglück, das uns alle ganz erschütterte. – Lösten Rätsel auf, erst nach 12 [Uhr] schlafen.

Tagebuch Margarethe von Zepharovich, Eintrag unter dem 28. Juni 1914.

Tags darauf wurden weitere Einzelheiten zum Attentat bekannt. Auch Margarethe von Zepharovich erstand eines der zahlreichen Extrablätter und notierte in ihrem Tagebuch: „Der Erzherzog wurde mit Revolver[kugeln] in den Hals getroffen, war gleich tot, sie in den Unterleib, war ohnmächtig u. starb nach 15. Min.“

Die Tagebucheinträge vom 28. und 29. Juni 1914.

Egal ob sie nun Franz Ferdinand kritisch oder gar ablehend gegenübergestanden waren, oder in ihm einem Hoffnungsträger für die Erneuerung des Vielvölkerstaates gesehen hatten (zu letzteren zählte etwa auch Margarethes Bruder Markus Freiherr von Spiegelfeld) – für die meisten Menschen in Österreich-Ungarn änderte sich durch die Schüsse von Sarajevo vorerst nichts. Wer es sich leisten konnte, packte die Koffer und fuhr in die Sommerfrische oder genoss den prachtvollen Sommer zuhause. Auch im Alltag der Familie Zepharovich sollte sich vorerst nicht viel ändern, wie Margarethes Aufzeichnungen zeigen. Wie sie den Sommer 1914 erlebte, werden wir uns in den nächsten Wochen und Monaten an dieser Stelle ansehen.

(StAI, Ph-15481 / TB Margarethe von Zepharovich, Privatbesitz)

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