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Endstation

Endstation

Zu Beginn ein kleines Rätsel: Wer weiß wo wir uns hier befinden? Mit Sicherheit hat jeder unserer fleißigen Leserinnen und Leser sofort erkannt, wo dieses Foto aufgenommen wurde, aber ich musste schon ein bisschen recherchieren, um herauszufinden, welche Straße hier abgelichtet wurde. Die Erkenntnis erlangte ich schließlich durch das Hinweisschild an der Mauer am rechten Bildrand, das die Richtung zum Friseursalon von Friedrich Rapp angibt. Seine Räumlichkeiten befanden sich nämlich in der Pfarrgasse 8 und das Foto wurde demnach am Beginn jener Gasse aufgenommen.

Da wir nun wissen wo wir uns aufhalten, können wir uns direkt ins Geschehen stürzen. Auch in der Pfarrgasse sind die Kanalarbeiten voll im Gange: überall liegen Holzbretter, Pflastersteine und die Schutthaufen formen eine braune Hügellandschaft, die sich über die ganze Gasse erstreckt. Dennoch tummeln sich einige Menschen auf der Straße und halten an, um für die Kamera zu posieren, was jedoch nicht jedem gleich gut gelingt, wie man am komplett verschwommenen Gesicht der Frau in der Mitte erkennen kann. Ein bisschen weiter links lehnt sich ein älterer Herr, womöglich ein Arbeiter, ganz lässig über die Holzbarrikade. Dem Blick nach zu urteilen scheint er seine gute Laune zu Hause gelassen zu haben, was ich aber verstehen kann, denn die Arbeiterschicht hatte es früher bei Gott nicht leicht. Doch ich möchte hier jetzt nicht über die Arbeitsbedingungen im frühen zwanzigsten Jahrhundert philosophieren, vielmehr möchte ich die Aufmerksamkeit auf das Verbotsschild vom Stadtmagistrat Innsbruck lenken, das an die zuvor genannte Holzbarrikade genagelt wurde. Es verbietet nämlich das Befahren der Gasse während der Bauarbeiten und dies gab mir den Anstoß mal ein bisschen über den Wandel der Fortbewegungsmittel in der Innsbrucker Innenstadt zu recherchieren.

Lange bevor Elektroroller und die schicken fahrbaren Untersätze von Tesla in Innsbruck Einzug fanden, gab es vielfältige Möglichkeiten sich von A nach B zu bewegen. War man im 19.Jahrhundert hauptsächlich noch zu Fuß, mit der Kutsche oder zu Pferd unterwegs, so änderte sich dies als die Elektrizität im Laufe des 20. Jahrhunderts immer mehr ins Alltagsleben der Innsbrucker integriert wurde. Kutschen übernahmen nun vermehrt den Warentransport während die Straßenbahn dank eines umfangreichen Schienensystems die Menschen praktisch überall hinbringen konnte und sich somit als Transportmittel Nummer eins für die Bevölkerung etablierte. Gleichzeitig dienten sie auch als wandelnde Werbetafeln, denn auf vielen Fotos der damaligen Zeit findet man bedruckte Straßenbahnwaggons. Später, um genau zu sein in den 30er-Jahren, wurden auch die Automobile immer präsenter auf den Innsbrucker Straßen und ab 1944 gingen die ersten Busse mit Oberleitung in Betrieb. Die Fortbewegungsmittel haben sich also schon damals rasant weiterentwickelt und der technische Fortschritt ist nach wie vor unaufhaltsam. Es bleibt also nur noch eine Frage der Zeit bis wir mit UFOs oder Raketenrücksäcken zur Arbeit düsen. Ich hoffe mal, dass ihr keine Höhenangst habt 😉 .

(Verena Kaiser)

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