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Die Feinbetonierung Der Gefühle II

Die Feinbetonierung der Gefühle II

Das Bild zeigt einen sommerlichen Blick auf die fatalste Verkehrs-Fehlkonzeption, die sich die Stadt Innsbruck geleistet hat. Wahrscheinlich war den Stadtplanern die Idee zur Südtangente in einer Stadt mit permanenter Südströmung bei einer Pigato-Verkostung nach einem Besuch der Stadtautobahnen von Genua gekommen.

Gut, die Autobahnen von Süden, Westen und Osten wollten verbunden werden. Angeblich hatten jedoch die Hofräte des Mentlbergs (Namen der Redaktion bekannt) Sorge, dass ein Autobahntunnel zu Vibrationen in ihren Salons und Gärten führen könnte und so soll der logische Durchstich via Wiltenberg ins Wipptal von einer beamteten Bürgerbewegung verhindert worden sein; warum auch immer, seit den frühen 1970er Jahren wird Innsbruck an der Südtangente umfahren, entstanden ist ein architektonisches Ungetüm, das in zehntausenden Innsbrucker Haushalten vom Siegl- und Klosteranger über die Höttinger Au bis zum gesamten Stadtteil Wilten zu riechen und zu hören ist.

Heute nicht mehr an der Stelle zu sehen ist das schöne Verkehrsschild, das den eiligen Vorbeifahrenden fragt, ob ihm hier nicht ein Licht aufgehe?

Da hilft nur noch Automobilnostalgie: Auf dem Bild kann man einige schöne 1970er Modelle spotten, vom Golf I über einen schicken Opel Manta, den unvermeidlichen Mercedes aus der 116-Reihe, einen schnuckeligen roten Renault R5 und den gelben R6 mit Fetzendachl sowie einen Opel Ascona sind alle Marken unterwegs. Ein Südtiroler Student im Fiat 500 überholt frech einen deutschen Mercedes mit Wohnwagen, um ein wenig früher an der roten Ampel beim Stift Wilten sein zu können.

Amtsblatt Dezember 1977
Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
  1. Wenn man bedenkt, dass wegen dieser verkehrsplanerischen Verirrung beinahe Stubaitalbahn und Iglerbahn eingestellt worden wären. So was Wohltat zu nennen, war bereits damals ziemlich dreist.

  2. Ein Mahnmal dafür, was wir unseren Städten nie mehr antun dürfen: sie ans Auto anpassen. Innsbruck ist zum Glück noch mit einem blauen Auge davongekommen, der durch Lugger begonnene Umbau zur Autogerechten Stadt fand in den 1980ern ein Ende. Ich freue mich den Tag, an dem diese Autoverkehrs-Strukturen umgenutzt werden, etwa als Parks oder als komfortable Radwege, oder gern auch abgerissen. Ich werde weiterhin alles dafür tun, um mit verkehrspolitischer Arbeit dazu beizutragen.

  3. Allerdings muss man dazu sagen, dass ein Tunnel bis Wiltenberg schon recht aufwändig und teuer geworden wäre und so damals nie diskutiert wurde. Aus heutiger Sicht wäre es natürlich besser, aber für die 70er war diese Lösung eher als normal zu werten. Da gibt es m. E. Nach größere Verirrungen, allen voran die ganze Europabrücke.

    Immerhin erfolgte ja die Lösung mit dem Wiltener Tunnel, ursprünglich war ja auch hier eine offene Verkehrsführung geplant, was nicht nur zum Ende der 6er und STB, sondern zum Ende der gesamten Innsbrucker Straßenbahn geführt hätte!

  4. Wenn man sich den Schaum vor dem Mund wegwischt und die damit kontaminierten Brillen putzt bis sie wieder leicht rosarot sind, dann erkennt man im Schatten der Autobahn die unverändert gebliebene Trasse der Stubaitalbahn ihren Riesentorlauf zwischen den Pfeilern absolvieren.
    Das ist nämlich nicht selbstverständlich. Zuerst hätte die Südtangente ohne Tunnel schnurstracks Richtung Feldgasse etc verlaufen sollen, womit sie, nebenbei das Bierstindl phonetisch in einen zweiten Bretterkeller verwandelnd, die Gleise der Stubaitalbahn unwiderruflich zerschnitten und deren Ende herbeigeführt hätte. Die selbe Klientel, die auf der Mentlbergseite den Tunnel verhindert hat, hat ihn bergiselbewohnend für ihr Wohngebiet herbeigewünscht und das auch nach der zweiten Mordernisierung noch als solches einzustufende Bimmelbähnchen erhalten.

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