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Zeremoniell

Zeremoniell

Innsbruck, 1. Mai 1824. Aus allen Landesteilen sind die Vertreter der vier Stände (Geistlichkeit, Adel, Bürger, Bauern) angereist, um zum „Großen Ausschusskongresses“ (entspricht im Vormärz dem „Landtag“) zusammenzutreten. Im Gegensatz zu den eher geringen politischen Einfluss- und Entscheidungsmöglichkeiten der Delegierten, stand das feierliche Zeremoniell, mit dem die Sitzungsperioden eröffnet wurden. Das Sitzungsprotokoll von 1824 vermittelt einen plastischen Eindruck davon:

„Die Eröffnung des Kongreßes geschah nach dem herkömmlichen Zeremoniel durch den vom Herrn Prälaten Augustin von Stams abgehaltenen feyerlichen Gottesdienst in der Hofkirche, dem Se. Exzellenz der Herr Landes Gouverneur, und Landeshauptmann [Karl Graf Chotek], der Herr Hofrath Robert v. Penz nebest den Herrn Gubernial Räthen, und dem Gubernial Sekretär Sebastian Hecher in dem sogenannten Fürsten Chor, so wie der Herr Landmarschall Amts-Verwalter Graf von Künigl, die Herrn Stände, der Herr General Referent, und die zwey Sekretäre in den ihnen angewiesenen Plätzen des Presbyteriums beywohnten.
Nach geendeten Gottesdienste empfing Seine Exzellenz der Herr Landes Gouverneur mit dem Gremium des Landes Guberniums die sämmtlichen Herrn Stände, und vorerwähnten Beamten nach vorläufiger Anmeldung des Burgpflegers im Riesensaale der Hofburg.
Darin befand sich unter dem Thronhimmel das Bildniß Seiner Majestät des Kaisers [Franz I.], unter demselben in einiger Erhöhung der Thronseßel.
Rechts, zunächst an den Stuffen des Letzteren saßen Seine Exzellenz der Herr Landes Gouverneur, in einiger Entfernung zu beiden Seiten der Herr Hofrath, und die Herren Gubernial Räthe, in des Saales Mitte hatten die Stände nach gemachter schuldigster Verbeugung vor dem Bildniße des Monarchen, Platz genommen. Auch war der Zutritt zu dieser feierlichen Handlung dem Publikum gestattet.“

Karl Graf Chotek von Chotkow und Wognin (1783-1868), von 1819 bis 1825 Gouverneur in Tirol. Quelle: Wikipedia.

„Der Herr Gubernial Rath Edler von Röggla eröffnete den Akt mit einer Rede […].
Diesem Vortrag geendet, empfing der Herr Landmarschall-Amts-Verwalter die, nachdem sich die Versammelten von ihren Sitzen erhoben hatten, vom Herrn Gubernial Sekretär Sebastian Hecher vollen Inhalts abgelesene allerhöchste Postulats-Proposition für das Jahr 1824 aus den Händen Seiner Exzellenz, des Herrn Landes Gouverneur, und drückte im Namen der Stände die Gefühle der Ergebenheit, und Liebe gegen Ihren allergnädigsten Monarchen […] aus. […].
Hierauf verließen die Stände, das herkömmliche Zeremoniel beobachtend, den Versammlungs Saal und begaben sich in die Wohnzimmer Seiner Exzellenz des Herrn Landes Gouverneur, um hochdemselben ihre schuldige Vereehrung zu bezeugen.
Unmittelbar darauf eröffnete Seine Exzellen der Herr Landeshauptmann im ständischen Kongreß-Saale die Ite Sitzung, welche mit neuerlicher Ablesung der Postulats-Proposition begonnen wird.“

Wie aus dieser barock anmutenden Schilderung ersichtlich, folgte die Eröffnung einem strengen Protokoll, das jedem seine Rolle zuwies. Und noch etwas lässt sich klar erkennen – wenn der Monarch gerade nicht zufällig im Lande weilte, um die Sitzungsperiode zu eröffnen, tat’s zur Not auch sein Portrait …

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Cod-1767 / Bi-k-938)

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