Ueber Inspruck
Wenn man heutzutage irgendwo auf der Welt etwas über Innsbruck wissen will, braucht man nur diese neun Buchstaben in die bevorzugte Suchmaschine eintippen und schon wird man fündig. Unter den ersten Treffern rangiert meist auch wikipedia ,„Die freie Enzyklopädie“ wie sie sich nennt. Schnell, ehrenamtlich, kostenlos sind Qualitäten, die sie für sich reklamiert. Informiert man sich auf dieser Enzyklopädie über Enzyklopädien, wird einem erst deutlich, wie Alt der Wunsch ist, das gesamte Wissen der Menschheit zusammenzutragen, schon ist. Meist waren und sind das Mammutprojekte, die sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken. So etwa auch Johann Heinrich Zedlers 1731 bis 1754 erschienenes „Grosses vollständiges Universallexicon Aller Wissenschafften und Künste, Welche bißhero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden“. Mit 284.000 Einträgen suf 63.000 Seiten war es eines der größten enzyklopädischen Werke des 18. Jahrhunderts das sich durchaus mit der berühmten französischen „Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers“ (1751-1780) messen kann.
Heute ist Zedlers Lexikon über eine Datenbank durchsuch- bzw. durchblätterbar, ebenso wie diverse Nachfolger (Herder, Pierer, Brockhaus). Sie bieten stellen eine wichtige Quelle darf, um das Wissen und die Wortbedeutungen einer bestimmten Zeit erfassen zu können. Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang aufdrängt: Was weiß man nach der Lektüre von Zedler eigentlich über Innsbruck? Die Datenbank-Suche liefert zunächst Null Treffer und auch zwischen „In natura“ und „In partitu“ fehlt ein entsprechender Eintrag. Kann das wirklich sein? Nein, natürlich nicht! Schlag nach unter „Inspruck oder Insbruck, Inßbruck, Ynsbrugg“. Auf jeden Fall halt nur mit einem „n“. Wie viele lustige Wortkreationen hätten wir uns wohl erspart, wenn es es bei dieser Schreibweise geblieben wäre!? Wie auch immer unter besagtem Stichwort erfuhren die Leserinne und Leser des frühen 18. Jahrhunderts das Folgende:
Stammte der Text aus wikipedia, könnte man sich wohl trefflich über die Unzuverlässlichkeit von Internetquellen, wo jeder Dolm mitschreiben darf, auslassen. Mein Favorit sind natürlich die 9 Meilen von Innsbruck nach Brixen. Da hatte wohl jemand 7-Meilen-Stiefel an. Sehr schön finde ich das Urteil über die Hofburg der vortheresianischen Zeit: Diese „ansehnliche Burg“ sei „ein gar weitläuftiges aber unförmliches Gebäude, weil es zu unterschiedlichen Zeiten aufgeführet worden“ ist. Und zum Goldenen Dachl, naja. Man muss halt anerkennen, dass sich zu dieser Zeit die Disziplin der Geschichtswissenschaften auch erst entwickelte…
Das Titelbild zum Artikel ist in unserer Datenbank auf 1703 datiert, also jenes Jahr, in dem der erwähnte „Churfürst von Bayern“ Innsbruck einnahm und Statuen vom Grabmal Maximilians abtransportieren ließ. Der Kupferstich von J. Müller stellt eine verkleinerte und kolorierte Ansicht nach Matthäus Merians (1649) dar und ist Johann Christoph Beers „Beschreibung Der Gefürsteten und sehr mächtigen Graffschaft Tyrol“ entnommen. Wer Gefallen an solchen historischen Ansichten hat, dem sei einmal mehr Peter Adelsbergers reich illustriertes Buch zu den Stadtveduten empfohlen, das bei uns im Shop erhältlich ist.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Sammlung Hochenegg, 04.02.15-3)
9 Meilen von Innsbruck nach Brixen sind nicht so abwegig, wenn man die damals vermutlich übliche deutsche Landmeile von rund 7,5 km annimmt.