Wir gehen baden!
Im Jahr 1827 fordert das Gubernium die Errichtung einer Badeanstalt in Innsbruck. Bereits 1833 gibt es einen Bretterzaun am Gießen in der Höttinger Au. Die dafür erforderlichen Schwimmhosen werden auch von der Stadt angeschafft und können vor Ort entliehen werden. Das Wasser wird einfach vom vorbeifließenden Gießenbach eingeleitet. Entsprechend „kühl“ war auch die Wassertemperatur…
Es gibt Berichte, dass die Wände des Beckens mit langen Algen bewachsen waren. Kurz: Ein Ort der Hygiene und zum Wohlfühlen.
1870 wurde die neue Schwimmschule am Gießen eröffnet. Allein die dafür erlassene Schwimmordnung wäre es wert ausführlicher behandelt zu werden. Als Beispiel möge hier der § 18 dienen: „Der Schwimmteich darf weder durch Hineinwerfen von Zigarrenstücken, Ausklopfen der Pfeifen, Hineinspucken oder irgend eine andere Weise verunreinigt werden.“ Über das allgemein beliebte Hineinpinkeln ist aber keine Bestimmung vorhanden.
Wir erlauben uns hier einen Blick in das Innere der Schwimmschule, noch dazu in den Damenbereich. Das einzig männliche Wesen ist der Bademeister im Hintergrund. Das Bad verfügte auch über zwei Sprungbretter. Die mehr oder minder jungen Damen tragen knielange Badeanzüge und meist auch ein schickes Häubchen. Einzelne trappieren sich wie antike Göttinnen.
Auch wenn das Bild nicht gerade den Eindruck von ausgelassener Stimmung vermittelt, so zeigt es doch ein städtisches Badevergnügen.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Signatur: Ph-25.357)
War das Wasser wirklich so kalt? Nachdem ich die beiden kürzlich veröffentlichten Fotos des Gießenbaches gesehen habe, der offenbar ja ein träge dahinfließender kleiner Fluss war und kein flinker, rauschender Bach, könnte ich mir vorstellen, dass der sich auf seinem einige Kilometer langen Lauf durch die Höttinger Au im Sommer doch um ein paar Grad erwärmt hat. War das vielleicht sogar, ganz spekulativ, der Grund dafür, dass diese frühe Badeanstalt dort entstand und nicht irgendwo am Inn, an der Sill, am Sillkanal oder an einem der anderen Stadtbäche mit ihrem kalten Wasser? Wobei Wikipedia sagt, dass die erste Badeanstalt Tirols jene in Büchsenhausen gewesen sei, 1852 eröffnet (und vermutlich gespeist aus dem Fallbach, oder?).