Österreich braucht 18 Länder – 18 Länder brauchen Österreich (II.)
Mit diesem Slogan wurde auch in Innsbruck der Marshall-Plan, oder offiziell das European Recovery Programm, kurz ERP, beworben.
In den Kongress der Vereinigten Staaten kam das Programm als „Foreign Assistance Act of 1948. Die Ziele des Programms wurden am Beginn des Gesetzesentwurfs klar formuliert:
Recognizing the intimate economic and other relationships between the United States and the nations of Europe, (…) the Congress finds that the existing situation in Europe endangers the establishment of a lasting peace, the general welfare and national interest of the United States, and the attainment of the objectives of the United Nations. The restoration or maintenance in European countries of principles of individual liberty, free institutions, and genuine independence rests largely upon the establishment of sound economic conditions (…). The accomplishment of these objectives calls for a plan of European recovery, open to all such nations which cooperate in such plan, based upon a strong production effort, the expansion of foreign trade, the creation and maintenance of internal financial stability, and the development of economic cooperation, including all possible steps to establish and maintain equitable rates of exchange and to bring about the progressive elimination of trade barriers. Mindful of the advantages which the United States has enjoyed through the existence of a large domestic market with no internal trade barriers, and believing that similar advantages can accrue to the countries of Europe, it is declared to be the policy of the people of the United States to encourage these countries through a joint organization to exert sustained common efforts (…) which will speedily achieve that economic cooperation in Europe which is essential for lasting peace and prosperity.[1]
In dieser Formulierung ist bereits klargemacht, dass der Marshall-Plan im Gegensatz zu den Hilfeleistungen von 1945–48 nicht „nur“ als ein Hilfsprogramm konzipiert war, sondern eine umfassende Wiederbelebung und Neuordnung der europäischen Wirtschaft anstrebte. Mit den Gedanken, dass Amerika mit seinem ausgedehnten Binnenmarkt als Vorbild für den europäischen Kontinent dienen könnte, war auch das Konzept des heutigen europäischen Binnenmarktes im Grunde schon vorweggenommen – heute mit einem BIP von rund 19,5 Billionen US-Dollar der größte Binnenmarkt der Weltgeschichte.
Obwohl in der kollektiven Erinnerung oft die Schwerindustrie oder Großprojekte – wie das Kraftwerk Kaprun, vielleicht das Symbol des ERP in Österreich überhaupt, schließlich war es auch das größte Einzelprojekt, das durch das Programm gefördert wurde – im Mittelpunkt stehen, wurden nahezu alle Bereich der Wirtschaft bedeutend unterstützt, für Tirol vielleicht am bedeutendsten auch der Tourismus. Die westlichen Bundesländer standen dabei aus zwei Gründen im Vordergrund – die traditionell große Bedeutung der Alpen für den Tourismus und die Unsicherheit in der sowjetischen Besatzungszone, die potentielle Touristen abschreckte. So flossen beine 30% der ERP-Gelder für Tourismus nach Tirol![2]
Gleichzeitig wurde auch die Modernisierung der Landwirtschaft entscheidend durch die Investitionen aus dem ERP vorangetrieben, was dazu führte, dass menschliche Arbeitskraft durch moderne Maschinerie ersetzt wurde und so Arbeitskräfte für andere Sektoren frei wurden, was der wirtschaftlichen Entwicklung, insbesondere auch dem Tourismus zugutekam.[3]
(Signatur Pt-1176)
[1] 80th Cong., 2nd Sess. – Ch. 169 – Apr. 3, 1948.
[2] Günter Bischof, “Conquering the Foreigner”: The Marshall Plan and the Revival of Postwar Austrian Tourism, in: The Marshall Plan in Austria, Günter Bischof, Anton Pelinka, Dier Stiefel (Hrsg.), Contemporary Austrian Studies, Vol. 8, 2000.
[3] Markus Schermer, Elisabeth, Rieder, Wolfgang Meixner, The impact of farmers engagement into tourism on farm life in Tyrol.
