Wer bin ich_Teil 15_Karl Innerebner
Schön, dass Karl Innerebner nicht ganz in Vergessenheit geraten ist.
Karl Innerebner wurde am 6. April 1870 in Bozen geboren. Zum Studieren ging er an die Abteilung für Bauwesen an der Technischen Hochschule in Graz. Dort trat er der schlagenden Burschenschaft Rhäto-Germania bei. Aufgrund seiner Rolle bei den studentischen Unruhen im Jahr 1893 in Graz wurde er von der Technischen Hochschule für immer ausgeschlossen.
Karl Innerebner beendete sein Studium an der Technische Hochschule von München.
Seine ersten Berufserfahrungen sammelte er bei der k.k. privaten Südbahngesellschaft. 1897 wechselte zur Bezirkshauptmannschaft von Bozen und Meran. Diese beauftragte ihn mit den wichtigen Rekonstruktionsarbeiten an der höchsten Alpenstraße Österreichs, der Stilfser Jochstraße.
Karl Innerebner lernte Dr. Ing. Josef Riehl kennen, der den jungen Bauingenieur 1899 in seinem Unternehmen in führender Position anstellte. Riehl übertrug ihm zunächst Projektierung und Bauleitung des für die Stromversorgung von Innsbruck bestimmten Sillwerkes, das damals das größte Wasserkraftwerk der Habsburgermonarchie war.
Weitere Kraftwerksprojekte folgten: das Rienzwerk für Brixen, das Schnalwerk für Bozen und Meran und das erste österreichische Bahnkraftwerk am Ruetzbach.
Daneben war die Firma Riehl auch auf dem Gebiet des Bahnbaues federführend.
Meist lag die Erstellung der neuen Bahnstrecken, Trassierung, Bauleitung, Ausführung und Finanzierung allein in den Händen von Josef Riehl und Karl Innerebner. Umgesetzt wurden die Innsbrucker Mittelgebirgsbahn nach Igls, die Stubaitalbahn, die Innsbrucker Straßenbahn, die Standseilbahn auf die Hungerburg, die Montafonerbahn, die Linie Bruneck – Sand im Pustertal, die Zahnradbahn auf den Ritten und die Mittenwaldbahn.
1917 verstarb Josef Riehl und seine beiden leitenden Ingenieure Karl Innerebner und August Mayer übernahmen die Firma. Sie wurden mit dem Projekt Speicherwerk am Achensee beauftragt. Weitere folgten: Das Zillertaler Kraftwerk, das Speicherwerk am Spullersee und der Ausbau der Illwerke. In Innsbruck errichteten sie das Elektrizitätswerk in Mühlau.
Für den Bau der Seilschwebebahn auf die Seegrube und das Hafelekar war auch das Bauunternehmen Innerebner und Mayer zuständig.
Es sei mir verziehen, dass ich nicht alle Bahnbauten, Wasserkraftbauten, sowie Straßen- und Brückenbauten und Projekte, an denen Karl Innerebner beteiligt war, aufgezählt habe – es sind so unglaublich viele.
Karl Innerebner unterstützte die Forschung im Bauwesen großzügig. Er selbst führte mit seinen Mitarbeitern auch viele wissenschaftliche Forschungsarbeiten durch, insbesondere auf dem Gebiet der Geschiebeführung des Baues von Druckstollen und Staumauern. So verwundert es auch nicht, dass er sich für Errichtung einer Technischen Fakultät an der Universität Innsbruck einsetzte, die schließlich 1969 verwirklicht wurde.
Für seine Tätigkeiten wurde Karl Innerebner mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Die Stadt Innsbruck verlieh ihm 1950 den Ehrenring. Im Mai 1966 erhielt er die Ehrenbürgerschaft, die höchste Auszeichnung, die die Stadt zu vergeben hat.
Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft. (Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Foto Frischauf, Ph-4866, 1966)
Bekannt war Karl Innerebner für seine Reden aus dem Stegreif. Im Alter von 95 Jahren hielt er noch im Rahmen des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereines völlig frei einen einstündigen Vortrag über die Entwicklung der Energiewirtschaft in Tirol und erzählte dabei aus seiner eigenen Erinnerung Begebenheiten, die für die Zuhörer:innen schon historischen Charakter hatten.
Karl Innerebner starb am 5. September 1970 im Alter von 100 Jahren in Innsbruck. 1974 wird im Stadtteil Hötting West, in der Nähe der Mittenwaldbahn, eine Straße nach ihm benannt.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-8614, 1970)