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Der Bilderblog aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
Weihnachtspost Aus Schloss Bullerbü I

Weihnachtspost aus Schloss Bullerbü I

Die populärste Monarchin Europas ist laut Amt für Statistik der Stadt Innsbruck mit großem Abstand Königin Silvia von Schweden, die einst als bürgerliche Silvia Sommerlath bei den Olympischen Spielen von München 1972 und Anpruggen 1976 zunächst als Hostess und dann als stellvertretende Protokollchefin gewirkt hat. Organisationschef der Spiele an Patscherkofel und Birgitz Köpfl war der Innsbrucker Rechtsanwalt Karl-Heinz Klee (1930-2008). Seine Familie hat uns viele Bilder und Dokumente aus dieser Zeit überlassen, was gerade im Olympia-Jubiläumsjahr frischen Wind in die 50 Jahre alten Archivschachteln gebracht hat. Vielen Dank dafür.

In Vorbereitung dieses Artikels hat der Autor mangels nennenswerter eigener Expertise mit mehreren Auskennerinnen und Auskennern im Europäischen Hochadelswesen sowie gewohnheitsmäßigen Leserinnen und Lesern der Yellow Press gesprochen. Die Bewunderung und Zuneigung zum Schwedischen Königshaus ist trotz der eigentlich durchmischten gemeinsamen Geschichte (-> Bis hierher und nicht weiter/kamen die Schwedischen Reiter) ungebrochen. Besonders Männer sprechen in höchsten Tönen vom Königspaar, können zu jeder Tages- und Nachtzeit die Namen aller Vorfahren und Nachfahren der Bernadottes und Sommerlaths aufzählen und werden schwärmerisch bei Schilderungen der polyglotten Sprachkompetenz und atemberaubenden Schönheit unserer Silvia aus Heidelberg.

Zurück zur Weihnachtspost. Sie kennen das, wenn Sie aus einem altmodischen Haus stammen: In der zweiten Dezemberhälfte trudeln die Weihnachtskarteln der Freunde und Verwandten ein. Auch heute noch gelegentlich analog, die Poststücke werden dann auf dem Sims des Kachelofens nach Reihenfolge des Einlangens drapiert und, wenn man die Zeit dazu findet, zwischen den Jahren beantwortet. Das Ofenbankl im Hause Klee war da nicht anders. Die Besonderheit im Rumer Heim war allerdings, dass jedes Jahr ein neues Kärtchen zu einer besonderen Galerie hinzugefügt wurde, das in einem Kuvert ohne Absender, aber mit eingeprägtem Krönchen aus Stockholm eintraf. Auf der Briefmarke waren die selben Personen zu sehen wie auf dem Foto im Kuvert. Nicht im Stahltiefdruck sondern im volkstümlichen digital print, und nicht die staatstragende Fassung für die schwedische Öffentlichkeit, sondern ein Familienbild ohne Schnickschnack oder Attribute der Macht. Auf dem Heuwagen in Bullerbü, im Dschungel von Thailand, auf einer Mid-Sommernachtsparty. Wir bürgerlichen Fotoexpert:innen wissen natürlich, dass in diesen aristokratischen Höhen kein Bild, egal wie zufällig es entstanden sein mag, ungeprüft durch die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit im Stockholmer Königspalast diesen verlässt. Der Vordruck wünscht God Jul/Gott Nytt År was man nicht wirklich übersetzen muss aber darunter steht es eh noch auf Englisch. Silvia schreibt eine händische Grußzeile, wie viele davon sie jährlich schreiben musste ist auch beim auf Carl von Linné zurückgehenden Statistiska centralbyrån nicht mehr eruierbar. Vielleicht kommt das Bild ja heute nur mehr auf Whatsapp.

Hier folgt der erste Teil der Serie. Mir fällt dabei mein lieber Jugendfreund V aus der Hinterwaldner Straße ein, dessen Familie auch solche Karten verschickte und dem ich meistens angesehen habe, wie viel Spass er beim diesjährigen Fototermin gehabt hatte. Ich war dann nicht unzufrieden dass man in katholisch-konservativem Hause wie unserem eher jahreszeitliche Bibelmotive bevorzugte.

Rückblende: Silvia und König Carl XVI. Gustav hatten sich noch im März 1976, ein paar Wochen nach dem Sieg Franz Klammers in Goldgelb-Kanari, verlobt. Im Sommer 1976 wurde geheiratet, die Familie Klee sandte, so entnehmen wir der Dankeskarte, den Brautleuten ein Erinnerungsfotoalbum. Silvia bedankte sich auch für ein nicht näher genanntes Verständnis in Innsbruck. Sie trug an ihrem großen Tag ein einfaches weißes Dior-Kleid mit Schleier aus Brüsseler Spitze. Ihr Haupt schmückte ein Kameen-Diadem aus dem Königshaus Bernadotte, das ursprünglich Napoleon Bonaparte im Jahr 1809 (Tirol-Bezug!) seiner Frau Josephine geschenkt hatte. Carl Gustav wählte eine weniger schlichte Galauniform mit gefühlt 8 Kilo Edelmetall, Emaille und Edelstein, Säbel und Portepee.


Die älteste erhaltene schwedische Weihnachtskarte in der Sammlung Klee stammt aus dem jJahr 1985. Ich werde mich davor hüten, etwas über die abgebildeten Kinder, deren Namen mir auch nur teilweise erinnerlich sind, zu schreiben. Die Setups sind eine ganz normale schwedische Familie in Variationen. Einmal scheint wie gesagt Astrid Lindgren aus einer Landpartie zu grüßen, vielleicht ist ja jedes Bild voll von Anspielungen, die dem alpinen Nichtskandinavier unergründlich bleiben müssen. Die offiziellen Bilder, gesandt an Funk und Fernsehen, zeigten ebenfalls süße Fratzen und ihre Eltern beim Auspacken der Geschenke, beim Bewundern eines Lebkuchenhauses oder in Festtags-Panier vor dem Baum. Wir sehen aber hier die private, mir bis dato unbekannte Seite von Konung Carl und Drottning Silvia.


Fortsetzung folgt.

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