Weihnachten naht I – Wenn Papa sich beschenkt
Weihnachten ist das Fest der Liebe, des Essens und Trinkens, der Familientreffen und anderer (möglicher) Katastrophen. Manchmal geht man auch mitten in der Nacht in die Kirche. Truthahn, Karpfen und die altbekannte Nudelsuppe mit Würstel, Italienischer Salat, Fondue in allen möglichen Variationen. Damit sollten die meisten Tiroler Traditionsessen schon einmal in Erinnerung gebracht sein. Oder?
Aber heute geht es um was Anderes: Wir Alle haben uns als Kind ein bestimmtes Weihnachtsgeschenk gewünscht, aber nie bekommen. Höre ich da ein leises Seufzen? Eben. Sie sind nicht allein. Dafür haben wir irgendeinen Unsinn bekommen, der völlig uncool war. Irgendwann sind wir dann aus dem Alter von Teddybären, Spielzeugeisenbahnen und den ersten Computerspielen herausgewachsen und haben unsere Wünsche vergessen. Oder vielleicht doch nur verdrängt?
Jahre oder Jahrzehnte später, wenn man vielleicht selber Kinder hat, tauchen die alten Wünsche wieder auf. Endlich kann man dem eigenen Kind die Spielzeugeisenbahn schenken, die man sich immer schon gewünscht hat. Egal, ob das Opfer eine Eisenbahn will oder nicht. Dem entsprechend hält sich die Begeisterung der Beschenkten oft in Grenzen. Nur Papa hat seinen Spaß.
Also Augen auf bei der Auswahl der Geschenke.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck)
ein wunderschönes Bild zur Weihnachtszeit, damals gehörte die Modelleisenbahn noch dazu.
Dies Bild zeigt eine Rarität aus Tirol: Heute fast unbekannt wurde nach dem WK 2 vieles selbst gebaut und dies wurde im Maßstab 1:60 errichtet. Es gab wenige Hersteller und die waren im Raum Oberösterreich und Wien angesiedelt. Auf diesem Bild sehen wir aber auch Fahrzeuge aus der Innsbrucker Werkstätte der „Serles Bahn“ von Hermann Nessler. Diese Modelle wurden von Hrn. D.Ing. Nessler aus alten KonservenDosen und weiteren Utensilien selbst in den Jahren nach dem Krieg gebaut. Von seinem Arbeitsplatz in der Wohnung bei der Mühlauer Kirche sah er immer die Serles, so kam es zum Namen.
Die Konkurrenz anderer Hersteller, Kleinbahn, wurde zu groß und damit kam es zum Ende Mitte der 60er Jahre.
Der Modellbahnverein des ESV Innsbruck bekam vor einigen Jahren den Nachlass von seiner Tochter übergeben und ist zur Ansicht in einer Vitrine bei uns aufgestellt. Übrigens während der Weihnachtstage kann man uns besichtigen.
Eine schöne Erinnerung an ein Innsbrucker Unternehmen – die Serles Bahn
das ist ganz was Neues, von der Mühlauer Produktion der Serlesbahn lese ich jetzt das erste Mal. Danke für diese Info. Als Kind habe ich mich nicht gekümmert, um welches Fabrikat es sich handelt. Aber ich habe die alten Sachen noch samt den klobigen Schienen. Einmal nachsehen.
Die obige geradezu überquellende Ansammlung von alten Blecheisenbahnen (mit Federwerk, wie ich annehme) war auch damals in diesem Umfang nicht der Standard. Üblich war mit steigendender Kostbarkeit Kreis, mit 1,2..n geraden Schienenpaaren gestreckter „Kreis“, dasselbe mit zwei Weichen für ein Ausweichgleis.
Enttäuschungen gab es wenige, weil ich ein zufriedenes Kind gewesen sein muß. Das Folgende erzähl ich eher wegen der Lokalität, an die sich vielleicht ein Leser oder eine Leserin erinnern kann. Vor zwei Stunden bin ich in Amras durch die Ph. Welserstraße gebummelt und hab mich an eine einst (50er Jahre) dort (im Trappschlössl??) befindliche Gemischtwarenhandlung erinnert, an der ich als Kind mit meinen Eltern vorbeispaziert sein muß. Dort sah ich in einer kleinen Auslage ein Blechschiff zum Aufziehen. Im Gegensatz zu den üblichen Spielzeugschiffen war das ein Frachtschiff. DAS wollte ich haben. Bekommen hab ich dann ein völlig uninteressantes Passagierschiff anstelle des kleinen Frachters. Pingelig war ich bei den Maßstäben. Das neue mußte größenmäßig zum alten passen.
Auch Verwandte, die mehrere Jahre das letzte Mal zu Besuch waren, verschätzten sich gerne mit meinem Alter und schenkten Sachen für einen fiktiven jüngeren Bruder.
Die Elektro-Lokomotive im Hintergrund ist die selbe Art, wie sie Herr Nessler gebaut hat. Alle seine Loks waren elektrisch mit selbst gebauten Motoren – komplette Handarbeit. Und diese Anlage war auch elektrisch betrieben, vorne Mitte erkennt man eine Diamant-Batterie und einen dazu gebauten Regler. Für mich war dies eine geniale Bauart. Ich bewundere sie immer wieder.
Kindeserfahrung: Es war erst der stufenlos regelbare(!) Elektroantrieb, der die Eisenbahn zum vollwertigen Spielzeug machte. Die Federwerkloks liefen halt im Kreis, bis sie „auf freier Strecke“ einfach langsamer wurden und stehenblieben. Was am Anfang mit der Taurus ja auch passiert ist. Die E-Lok mit innenliegender Flachbatterie, die es glaub ich auch gab, mußte man mit „unnatürlichem“ Griff ein/aus schalten und sie konnten einwenig doof auch nicht mehr als Null oder Hundert.
Ein Hoch auf den Herrn Nessler, ich teile Ihre Bewunderung.
Nachsatz: Uns Kindern (auch den Mädchen!) gefiel das „wilde“ extemporierte Schienenverlegen („Jetz laß ma sie da ummi fohrn“) viel besser, als die vorgegebene Welt einer kompletten Modellbahn mit Häusern und Landschaft. Jeder Schrank und jedes Kastl, das hochbeinig genug war, wandelte sich in eine abenteuerliche Ersatztunnel-Unterwelt.
Dem kann ich zustimmen; Auch mit Lego war es ein Erlebnis. Vor allem das Unterfahren von Bettdeckengebirgen mit Tunnelauspölzungen aus Lego (die dann gelegentlich zu Bruch gingen, wegen des „Bergrducks“).
Auch hab ich mich sehr gefreut über einen Styroporberg (so ca. 100/70/70cm), den mir mein Vater einmal für die Legobahn gebaut hat. Mit Tunnel und verteilten Grundplatten am Berg für Seilbahnstationen u.ä.
Einige Jahre her ist es nun, dass ich die Vorteile der Duplobahn genießen konnte. Mein Patenkind war da auch eher das Geschenksopfer. Gewünscht von der Familie war ein „praktischer Kleiderschrank“. Da ich mich selbst noch erinnerte, dass ich Anziehsachen immer als Zumutung am Gabentisch empfand, füllte ich zum Ausgleich im Schrank heimlich eine Schublade ordentlich mit Duplogleisen.
Es gelang uns dann die Bahn vom Kinderzimmerboden bis zur OK Stockbett zu führen. Uns?. Naja, gebaut habe vornehmlich ich. Und mein Patenkind konnte sich herzlich darüber amüsieren, wie ich in dieser „Arbeit“ aufging. Ihn haben dann vor allem die Ziwschenfälle beim Belastungstest interessiert (Lokomotivabstürze bei schlampiger Gleisgeometrie auf Matrazenuntergrund, Maximalgeschwindkeiten, wann hebt der Wagen bei Freilauf vom Gleis ab u.ä.
WEIHNACHTSGESCHICHTE
Ort der Handlung: Wohnung in einem Gemeindebau
Personen: Mutter und Sohn Vater im Wirtshaus beim Kartenspielen.
Mutter kocht in der Küche das Essen, während der Sohn mit der zu Weihnachten erhaltenen Eisenbahn spielt.
Man hört aus dem Wohnzimmer folgenden Dialog:
Große Arschlöcher vorne einsteigen – Kleine Arschlöcher hinten einsteigen.
Das wiederholt sich mehrmals, bis die Mutter darauf aufmerksam wird und etwas zornig ins Zimmer kommt.
Mein Bub, so etwas sagt man doch nicht das ist ordinär und zur Strafe stellst du dich eine Stunde in den Winkel.
Der Bub folgt widerwillig Mutters Anweisung.
Nach der abgelaufenen Stunde im Schmollwinkel hört man aus dem Zimmer wieder folgendes:
Große Arschlöcher vorne einsteigen – kleine Arschlöcher hinten einsteigen und wegen dem Arschloch in der Küche haben wir eine Stunde Verspätung.