Vom Einbrecherkönig Liska
Franz Liska geboren 1879 in Prag, eigentlich gelernter Schlosser, im Brotberuf aber mehr Räuber und Hochstapler. Zunächst lieh er sich unter dem Vorwand nach Amerika ausreisen zu wollen Geld von seinem Großvater, fand sich aber bald in der Gesellschaft amtsbekannter Verbrecher wieder. Als er bei einem der ersten großen Raubzüge geschnappt wurde floh er. Seine kriminelle Laufbahn sollte aber erst so Richtig in Fahrt kommen. Ein Wertpapierdiebstahl in Ungarn, ein Raub bei einem Uhrmacher in Böhmen. Schon damals verwendete er falsche Identitäten. Dann Dresden, Budapest und Lyon. Die Polizei war ihm auf den Fersen und er wird 1902 bei Prag verhaftet. Er flüchtete erneut, scheinbar nach Wien. Der nächste Raub dann in Preßburg, ein Einbruch bei einem Juwelier. Danach floh er wieder, diesmal über Salzburg nach München, wo er sich als reichen Sohn eines ungarischen Großgrundbesitzers ausgab.
Und was hat das nun mit Innsbruck zu tun? Unsere kleine Stadt am Inn blieb nicht verschont von Liskas Diebesreisen. Am 26. Feber 1903 brach Franz Liska in den Juwelier Höfel in der Museumstraße ein und stahl Juwelen im Wert von 12.000 Kronen. Darüber wurde tagelang in der Zeitung berichtet. So wissen wir, dass der Einbruch zwischen zwölf und halb eins, in der Mittagspause des Juweliergeschäfts, welches von innen abgeschlossen war, passierte. Mit einem Nachschlüssel verschaffte sich Liska Zugang zum Geschäft. Das Diebesgut verkaufte er später an eine Münchner Kaufmannsgattin. Viel Zeit für Sightseeing blieb ihm nicht, seine nächsten Stationen waren Regensburg, Würzburg, Nürnberg, Gotha und Erfurt. Er stieg in noblen Hotels ab, wo er Frauen aus reichen Haushalten traf, die er um ihr Geld erleichterte. Selbst der Dame der er die Innsbrucker Juwelen verkauft hatte stahl er neben Wertpapieren und Sparbüchern eben jene Juwelen. Immer auf Achse bleiben. Zürich, Paris, Wien, Preßburg.
Im Hotel in Preßburg machte er einen Fehler, er verhielt sich verdächtig woraufhin er von der Polizei angehalten wurde. Zunächst beteuerte er noch ein Kaufmann aus Kiew sein, der vor dem russisch-japanischen Krieg desertiert sei. Bei ihm wurden zwar nur kleinere Mengen Geld, dafür aber Einbruchswerkzeug, Wertpapiere und Juwelen gefunden. Schlussendlich konnte er mit der damals modernen Methode, der Anthropometrie, identifiziert werden. Ein Fluchtversuch aus der Untersuchungshaft scheiterte, ebenso wie sein Versuch Wahnsinn vorzutäuschen. Am 8. März 1905 kam es zur Anklage, u.a. wegen Diebstahls in mehreren Fällen. Franz Liska wurde zu acht Jahren schweren Kerkers verurteilt.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Innsbrucker Nachrichten, 27.02.1903, S. 4)
Autor: Jakob Fitzner
Im Gegensatz zum Innsbrucker Postillon von Köpenick,
https://innsbruck-erinnert.at/eine-koepenickiade-in-innsbruck/
der, wie Herr Hirsch erkannte seinen schweren Kerker just während des Ersten Weltkrieges absaß, hatte dieser Herr Liska weniger Glück. Obwohl wir nicht genau wissen wann er verurteilt wurde, so kam er vermutlich knapp vor 1914 wieder aus dem Gefängnis und damit vom Regen auch noch in die Traufe.
Die Verhandlung fand am 08. März 1905 statt. Ich habe das im Beitrag noch ergänzt.
Herzlichen Dank. Nach 1905 noch 8 Jahre schwerer Kerker, ergibt ja fast eine Punktlandung. Ein schwaches Jährchen in Freiheit und mit 34 Jahren vermutlich ab in den Krieg.
Zur Zeit sind ja auch wieder Juweliereinbrecher in Österreich unterwegs. Ob’s denen wohl auch mal so ergehen mag? Wir wollen es nicht hoffen.