Volksabstimmung in Kärnten
Wer heute in den Kalender schaut, der sieht dort unter Umständen den Vermerk „Tag der Volksabstimmung Kärnten“ hinterlegt. Mit der Ausnahme unseres südlichsten Bundeslandes nimmt man diesen Feiertag im restlichen Österreich wohl eher kaum wahr. In Kärnten handelt es sich zwar nicht um einen generellen freien Arbeitstag, jedoch haben Schüler*Innen keinen Unterricht.
Einen kurzen historischen Hintergrund zu diesem Feiertag gibt Helmut Konrad, ehemaliger Rektor der Karl-Franzens-Universität Graz, in einem Eintrag im online-Lexikon des Haus der Geschichte Österreich wieder:
Die Grenze zwischen Kärnten und dem SHS-Staat (Jugoslawien) war bis zum 10. Oktober 1920 umstritten und umkämpft. Die provisorische Landesversammlung Kärntens hatte den Beitritt zur Republik Deutschösterreich beschlossen, aber am 5. November 1918 überschritten Truppen des SHS-Staates die Grenze, um das gemischtsprachige Gebiet für sich zu beanspruchen. Am 5. Dezember 1918 beschloss die Kärntner Landesregierung den bewaffneten Widerstand, den die junge Republik nur inoffiziell unterstützen konnte, da man die Lebensmittellieferungen aus dem SHS-Staat benötigte. Im Jänner 1919 kam es zu einem Waffenstillstand und zum Besuch einer US-amerikanischen Mission – der sogenannten Miles-Mission – die letztlich erreichte, dass der Friedensvertrag von Saint Germain eine Volksabstimmung in Südkärnten vorsah.
Die Kämpfe gingen aber weiter. Vorerst gelang den Kärntnern die Rückeroberung der besetzten Gebiete, im Juni 1919 war dann aber Klagenfurt besetzt und wurde erst auf Anordnung aus Paris geräumt. Es gab über 200 Tote.
Die am 10. Oktober 1920 in der südlichen Zone A abgehaltene Volksabstimmung ging mit 59% für den Verbleib bei Österreich aus. Jede*r zweite Bewohner*in mit slowenischer Muttersprache stimmte für Österreich.
Neben der durchgeführten Abstimmung in Kärnten gab es ebenso ein Plebiszit im heutigen Burgenland. Aber auch in anderen Bundesländern gab es Rufe nach Volksabstimmungen über die eigene Zugehörigkeit. Mehr dazu können Sie hier lesen.
Kommen wir zum Abschluss auf unser Titelbild zu sprechen. Es handelt sich um eine Einladung des Vereins der Kärntner in Innsbruck aus dem Jahr 1929. Gefeiert wird das 10-Jahres-Jubiläum des eigenen Vereinsorchester und zeitgleich das Gedenken an die Volksabstimmung in Kärnten. Man beachte, dass von der „siegreichen“ Abstimmung die Rede ist. Das ist insofern interessant formuliert, da nicht Österreich in der Erinnerungskultur im Vordergrund stand, sondern die Abgrenzung zu Slowenien. Daraus ließe sich schließen, dass der Sieg über Slowenien gefeiert wird.
Bei der Suche nach weiteren Spuren zum Verein der Kärntner in Innsbruck in unserer Archivdatenbank stolperte ich über dieses Bild des Kärntner Unterstützungs- und Geselligkeitsverein Innsbruck, datiert auf das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Titelbild: Div-4933)