Villenkolonie
„Die hübsche Häusersiedelung am Hungerburgboden wächst langsam, aber sicher zu einem förmlichen Villendorfe heran. Vielleicht wird man sie in nicht allzu ferner Zeit ‚Hoch-Innsbruck‘ taufen können,“ meldeten die Innsbrucker Nachrichten am 5. Feber 1909. Während der Name Sebastian Kandler (1863-1928) bis heute – vollkommem zu Recht – mit dieser Entwicklung verbunden ist, ist ein anderer Name nahezu in Vergesssenheit geraten: Adalbert Erlebach (1876-1945).
Der aus der Nähe von Hohenelbe (heute: Vrchlabí) in Böhmen stammende Erlebach hatte die k. k. Staatsgewerbeschule in Reichenberg (heute: Liberec) absolviert und sich sodann in Sachsen als Architekt etabliert. Offenbar konnte er sich bald einen Namen machen, der über die Grenzen des sächsischen Königreichs hinausstrahlte, denn in den Jahren 1908/09 beauftragten ihn gleich drei Grundbesitzer auf der Hungerburg mit der Planung ihrer Villen. Für Karl Schwärzler und dessen Bruder Franz entwarf Erlebach die Villa „Tiroler Haus„, die seit 1925 unter dem Namen „Zur Linde“ bekannt ist und heute eines der Wahrzeichen der Hungerburg ist.
Nahezu zeitgleich beauftragten auch die Brüder Dr. Eduard Erler, Reichsratsabgeordneter a.D., und Hofrat Josef Erler, Leiter der Staatspolizei in Trient, den Architekten Erlebach mit der Planung ihrer Landhäuser. Für Josef Erler, der seine Erfahrungen in Trient in einem Pamphlet mit dem Titel „Im Lande der Unerlösten. Aus der Geheimwerkstatt der Irredenta“ (Innsbruck, 1914) verarbeitete, entwarf Erlebach die Villa „Erlerheim“, die wir auf unserem Titelfoto sehen. Südwestlich davon wurde die Villa seines Bruders Eduard ausgeführt.
Während diese drei Villenbauten in einem ähnlichen Stil gehalten sind, entwarf Erlebach für seinen viertes Landhaus auf der Hungerburg – die Villa „Waldhaus“ – ein anderes, schlichteres Erscheinungsbild. Ob dies auf Wunsch des Bauherrn, Landesgerichtsrat Max Attlmayr († 1919) erfolgte, oder Erlebach einen neuen Zugang ausprobieren wollte, lässt sich anhand der verfügbaren Quellen nicht mehr rekonstruieren. Die Berichterstattung der Lokalpresse fiel aber auch in diesem Fall durchaus positiv aus:
Im Laufe der Jahre hat sich die Villa „Waldhaus“, die sich heute im Besitz der Kinderfreunde befindet, in ihrem äußeren Erscheinungsbild wohl am stärksten von den vier Erlebach-Häusern auf der Hungerburg verändert.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-30834 / Ph-Pl-1042)