Unscharf, aber gut. Besonderes aus der Sammlung Kreutz –XXV
Nach langer Zeit graben wir heute wieder einmal diese kleine Serie aus. Das umso lieber da es sich um eine ganz wunderbare Aufnahme handeln würde, wenn sie scharf wäre… So erahnen wir mehr, dass wir vier Männer zwischen den Schienen stehen sehen. Drei davon in Uniform, wohl Bahneler. Der vierte hat wohl gerade frei. Dass sie Profis sind erkannt man daran, dass sie nicht zwischen den Schienen, sondern zwischen den Geleisen stehen. Ich hoffe, das sagt man so. Man darf sich fragen, was die einsame Laterne für eine Aufgabe hat, außer schön zu sein.
In welcher Weltengegend wir uns befinden, ist kein großes Geheimnis. Auch wenn wir uns am Bahnhofsgelände befinden, so sehen wir noch keinen einstiegsfreundlichen Perron. Die Eröffnung des Westbahnhofs wurde 1907 standesgemäß mit einer Zugfahrt begangen. Irgendwo in den Innsbrucker Nachrichten gibt es einen lustigen Artikel, dass die Festfahrt vom Hauptbahnhof losging und vier Minuten später unter großem Hallo am Westbahnhof endete. Danach begab sich die Festgesellschaft ins Hotel Veldidena (oder in den Österreichischen Hof?) und feierte den Rest des Tages…
Im Hintergrund erahnen wir eine Bahnbaracke vor der sich zwei Kästen die wie alte Briefkästen ausschauen. Sind da so Hebeln drinnen, mit denen man über endlos lange Ketten die Weichen stellen konnte?
Was erkennen Sie noch durch den Nebel der Unschärfe?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Slg. Kreutz)
Ich würde sagen, die stehen auf dem Bahnsteig 2, zwischen Gleis 2 und 3. wie normale Reisende. die Laterne macht als Perronilluminierung durchaus Sinn.
Ich glaub auch, dass es sich um Bahneler handelt, die zwei links zähle ich zum fahrenden Personal, Schaffner am ehesten, den Herrn in der weißen Hose zu den Bahnhofbediensteten. Der Zivilist ist vielleicht kein kuk Offizial, sondern der Passagier des Tages. Ich vermute, dass es in den Anfangsjahren noch sehr wenig Passagiere am Westbahnhof zu sehen gab.
Von den Baulichkeiten sind auch keine Überraschungen zu erwarten, das Pultdach hinter dem Veldidena ist schon aus früheren Weinhandelbeiträgen bekannt. Nicht ganz klar ist mir, um welches Gebäude es sich ganz links, mit der grell-weißen Wand handelt. Eines der damals dort zahlreichen Depots.
Zwischen diesem Depot und dem Pultdachhaus sieht man einen Mast mit einem kugelförmigen Korb. Das war ein altes Signal aus der Zeit vor der Elektrifizierung. Hier eine einfache Ausführung, im Technischen Museum in Wien sieht man kompliziertere Mehrfachanordnungen deren Stellung für jeden Lokführer eine klare Bedeutung hatte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Korbsignal
Hier die ganze westliche Landschaft, ganz rechts unsere Bahnhofsbaracke, https://postimg.cc/XpKhH8S0
https://postimg.cc/Xpcjfdsr
Meines Wissens nach ist die „Baracke“ die erste Form des Westbahnhofs, wie er bis 1907 (ich weiß es nicht, ich kanns mir nur aus dem Artikel her jetzt denken) ausgesehen hat. Der Bahnhof wurde ja als Staatsbahnhof mit der Arlbergbahn in den 1880er Jahren schon gebaut. Bereits 1905 hielt die Straßenbahn beim Staatsbahnhof.
Die „Briefkästen“ könnten eisenbahnsicherungstechnische oder fernmeldetechnische Aufgaben haben.
Diese Baracken waren s i c h e r der Westbahnhof 1.0 , man sieht sie ja auch auf meinem verlinkten Foto als einzige für einen Bahnhofsbetrieb in Frage kommenden Gebäude. Bezüglich der Errichtung des fest gemauerten Bauwerks habe ich die Geschichte in Erinnerung, dass das auslösende Moment für den Bau die Besuche der Kaiserin Sisi auf Schloß Mentlberg gewesen sein soll. Zumindest wird sie es begrüßt haben quasi vom Stadtrand weg unbehelligt von der Öffentlichkeit zum Chateau hinaus fahren zu können.