Übermalung als Kunstform der Nachkriegszeit

In unserer Ausstellung „Hitler entsorgen“ zeigen wir als Leihgabe des Universitätsarchivs das seit 1945 nur mehr gelegentlich gehängte Gemälde des Innsbrucker Rektors Harold Steinacker (wir haben es in die Vitrine gelegt, was die Wirkung erstaunlich verändert). Das Bild ist, da er sich in SA-Uniform und mit Hakenkreuzbinde vom prominenten Nationalsozialisten und Künstler Hubert Lanzinger malen hatte lassen, im universitären Rektor*innenreigen undekorierbar. Daher schlug einer seiner Nachfolger, Rektor Gustav Sauser, im Jahr 1950 vor, das aus seiner Sicht an und für sich gelungene Porträt vom Künstler selbst adaptieren zu lassen: Lanzinger solle die SA-Uniform und die Armbinde mit einem dem Amt besser stehenden Talar übermalen. Dazu ist es nicht mehr gekommen.

Das fehlende Bild des Bürgermeisters

Im Depot der Stadt Innsbruck fehlt ein dem obigen thematisch verwandtes Bild: jenes von Egon Denz, dem Oberbürgermeister der Stadt Innsbruck 1938 bis 1945 (den man seit 1988 auch offiziell und straflos als „prominenten Täter des Jahres 1938“ bezeichnen kann und muss). Es existieren zwei Aufnahmen des Fotografen Heinrich Jakoby, die als Vorlage für so ein Bild gedient haben könnten. Die Bürgermeisterkette ist auf beiden zu sehen, er posiert stets in Uniform, einmal stehend im Profil mit Mütze, einmal sitzend und den Bürger*innen zugewandt. Das zweite Foto ist in den Innsbrucker Adressbüchern abgedruckt.

Die Hoffnung, das Denz-Bild noch zu finden, sind gering. Vielleicht hat aber jemand unserer Forums-Expert*innen schon einmal ein Foto des Gemäldes gesehen? Vielleicht ist es ja einmal zufällig in eine Aufnahme geraten? Das wäre eine wichtiges Fundstück für unser Archiv.

(Unsere aktuelle Ausstellung „Hitler entsorgen“ läuft noch bis 3. Mai 2024)