skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Tiroler Bohrtürme?

Tiroler Bohrtürme?

Zugegeben auch wenn Energiequellen in den letzten Wochen und Monaten verstärkt in unser Blickfeld gerückt sind, wird in den Tiroler Gewässern noch nicht nach Öl gebohrt. Nichtsdestotrotz weißt dieser Archivschatz eine gewisse Aktualität auf, so hängt auch er mit der Energiegewinnung zusammen. Konkret handelt es sich um den Bau des Achenseekraftwerks – damals das „größte Wasserkraftwerk Österreichs“, wie die Innsbrucker Nachrichten am 20. September 1927 auf ihrer Titelseite berichteten.

1919 erwarb die Stadt Innsbruck den Achensee vom Stift Fiecht, fünf Jahre später konstituierte sich die Tiroler Wasserkraftwerke-Aktiengesellschaft (TIWAG) mit dem Plan, den See als Speicherkraftwerk zu nutzen. Nach dreijähriger Bauzeit mit dem Einsatz von über 2.000 Arbeitskräften wurde die erste Ausbaustufe schließlich im Spätsommer 1927 abgeschlossen. Trotz einiger Unfälle konnte das Prestigeprojekt am 19. September 1927 im Beisein zahlreicher prominenter Politiker von Bund und Land sowie führenden Vertretern der Wirtschaft eingeweiht werden.

Ein Sonderzug aus Innsbruck brachte die Festgäste – darunter auch Bundespräsident Michael Hainisch – nach Jenbach, wo sie die Werksanlagen besichtigten und eine Schifffahrt am Achensee unternahmen, bevor sie wieder mit dem Zug zurück in die Landeshauptstadt fuhren. Die Zeitfolge des Festakts war minuziös vorbereitet und auch die Kleiderordnung wollte man nicht dem Zufall überlassen: Zur Eröffnungsfeier vor Ort wurde warme Kleidung in Form eines Straßenanzuges empfohlen, zur anschließenden Veranstaltung in Innsbruck jedoch ausdrücklich ein Abendanzug verlangt.

Die Innsbrucker Nachrichten beschrieben den Andrang in Innsbrucks Straßen folgendermaßen: „Abends 7 Uhr fand die angekündigte Festbeleuchtung des Rathauses und des Stadtturmes statt. In den Straßen der inneren Stadt drängten sich Tausende von Menschen. Insbesondere die Maria-Theresien-Straße war vom Burggraben bis über die Einmündung der Anichstraße hinaus von einer Menge angefüllt, die dicht Kopf an Kopf stand und jeden Verkehr unmöglich machte.“

Ob die Einweihung eines Wasserkraftwerkes heute ebenso viel Begeisterung hervorrufen würde, bleibt fraglich – angesichts hoher Strompreise würde wohl eher auf eine große Festbeleuchtung verzichtet werden. Die pompöse Eröffnungsfeier verdeutlicht aber die Relevanz derartiger Großbauprojekte und die damit einhergehende Aufbruchstimmung im Land.

Verena Hechenblaikner

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-38068/Ph-38067)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. rechts hinten das Ebner Joch, herrlicher Aussichtsberg- (Blick bis zu den Hohen Thauern- Venedigergruppe);
    Das Achensee-Kraftwerk wurde von der Stadt Ibk an die TIWAG verkauft; der See selbst ist unseres Wissens noch im Besitz der Stadt Ibk, auch ein Achenseeschiff wurde auf den Namen der Stadt getauft

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche