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Tempel Im Hinterhof

Tempel im Hinterhof

Natürlich wurde das gestrige Rätsel für Hitzegeplagte sofort erraten bzw. erkannt, das Laurin Kino. Das legendäre Laurin Kino in der Gumppstraße 25. Von aberwitziger Größe (über 800 Sitze) und doch nur von relativ kurzem Bestand.

Robert und Walter Kinigadner stehen im Adressbuch von 1944 als Kinobesitzer in der Gumppstraße 25 im Adressbuch, 1947 schalten sie ein kleine Annonce mit der selbstbewußten Ansage „INNSBRUCKS GRÖSSTES, MODERNSTES FILMTHEATER!“ Im Stadtarchiv haben sich eine Reihe von Plakaten erhalten; Fotos vom Innenraum haben wir noch keine.

Die Kinigadners hatten, wie so viele Neo-Pradler Bewohner:innen, aus Brixen nach Deutschland optiert; zu Hause hatten sie über mehrere Generationen einen Gasthof mit Kinosaal betrieben. Im Juni 1943 berichteten die Innsbrucker Nachrichten über die bevorstehende Eröffnung der Laurin-Kinos und ließen gleich gar keinen Zweifel aufkommen, wie sehr das nationalsozialistische Regime solche Lichtspieltheater brauchte, um die bereits kriegsmüde aber noch nicht unter Bomben lebende Innsbrucker Bevölkerung einerseits zu unterhalten, darüber hinaus aber natürlich über die Verbreitung der Wochenschau-Propaganda auf Linie zu halten.

Die Kinos liefen genau aus diesen Gründen bis zum bitteren Ende, die Programmhinweise in den immer dünner werdenden Ausgaben der Zeitungen dauern bis zur Ausgabe des 30.4.1945 (Die falsche Braut um 15, 17.30, 20 Uhr). Neben dem Laurin auch das Löwen, das Triumph, das Zentral und die Kammerlichtspiele. Schon am 21.7.1945 lief im Laurin wieder Kinoprogramm, an diesem Tag wurde Die falsche Braut drüben in den Kammerlichtspielen gezeigt. Natürlich wollten auch die Siegermächte nicht auf die Wirkung des Kinos und der nun ganz anders gestalteten Wochenschauen verzichten.

Neben den Kinovorführungen kamen bald die Theatergruppen an die Reihe; zunächst die Klingenschmidbühne (Der Weiberaustausch), bald auch die Exl Bühne. Es war immens schwierig, 800 Karten für eine Theateraufführung zu verkaufen.

Aus dem Musentempel ist heute ein Supermarkt geworden (die Betreiber wechseln). Kinofanseiten, die sich mit historischen Sälen in Österreich befassen, nennen Anfang der 1970er als das Schließdatum, was sich auch mit den Einträgen des Walter Kinigadner (1913-2000) im Adressbuch 1970 (Geschäftsführer) und 1976 (Pensionist) deckt. Die „Laurin Lichtspiele Robert Kinigadner &Co GmbH“ wurde erst 1985 von Amts wegen aus dem Firmenbuch gelöscht. Walter Kinigadner ist in Innsbruck begraben, sein Vater Robert (1883-1967) ist mit seiner Frau Maria geb. Spitaler (1885-1966) in Brixen bestattet.

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare
  1. Ein frühes Bild vom Inneren sieht man hier: https://arge-ns-zeit.musikland-tirol.at/content/mosaik-des-kulturlebens-im-ueberblick/zusammenfassung-1943/1943_-iii_-quartal/
    https://arge-ns-zeit.musikland-

    tirol.at/images/pictures/558f5645/w7dfb03152d10002968cbdd48a40091f/w7dfb071017380023416fb466c675b5d/1943q3_IMG_3532_03.JPG?w=940&h=654

    Die Laurinfresken von Sepp Ringel hier: Innsbrucker Nachrichten vom 13. November 1943, Seite 5
    https://arge-ns-zeit.musikland-tirol.at/images/pictures/558f5645/w7dfb03152d10002968cbdd48a40091f/w7dfb0d141d37001751caff70245eee3/1943q4_IMG_5443_sm.JPG?w=940&h=581

  2. Mein Gott, DAS LAURIN KINO !!!
    Mein absolutes Lieblingskino in den 60ern. Ich habe schon das alte Laurin Kino mit seinen schwarzen Holzsitzen gekannt. Dann kam der Umbau (wann, weiß ich nicht mehr) und es präsentierte sich ein Kino PALAST. Alles in rot gehalten, die Sitzreihen (ebenfalls rot gepolstert) steil ansteigend, eine Riesenleinwand hinter Vorhang (der sich zu Beginn der Vorstellung natürlich hob, eh klar) FANTASTISCH – vor allem in der damaligen Zeit !
    Und dann war da noch der Herr Kinigadner, eine Seele von Mensch. Ein groß gewachsener, hagerer Mann, der auf mich immer so eine absolute Ruhe ausstrahlte. Ich weiß nicht warum, aber auf mich machte er stets den Eindruck, daß er keiner Fliege was zuleide tun könnte. Wenn er als Kartenabreisser dastand, wußte man, man kann beruhigt eine Karte kaufen, da kommt man rein und „fliegt“ nicht. Das Ritual, wenn man als 14jähriger in einen Film ab 16 Jahren wollte: Er: „Und, samma scho 16 ?“ Ich: „Ja ja, sicher !“ Sah ihm genau an, daß er mir kein Wort glaubte. Seine Antwort: „Ja nacha werds scho passen“, riss die Karte ab und wir marschierten rein.
    Leider ist Herr Kinigadner schon verstorben. Die Grabstätte der Familie befindet sich zufällig neben unserer und immer wenn ich seinen Namen lese, denke ich gerne an diesen so gütigen Menschen, der so ein großes Herz für die Jugend hatte. Mit diesem Beitrag sei ihm ein kleines Denkmal gesetzt.

  3. Ich kann die Ausführungen von Herrn Fink vollinhaltlich bestätigen.
    Ich war im Laurinkino zur Aushilfe als Filmvorführer tätig. Herr Kinigadner brachte immer eine Jause nebst Getränk persönlich in die Vorführkabine. Einfach ein feiner Chef gewesen.

    1. Ja, Herr Schneider, vielen Dank, das spricht mir aus der Seele. Man bedenke: der Chef selber reißt die Karten ab und behandelt dann die Zuschauer auch noch so freundlich. Einfach ein feiner Mensch, werde ich nie vergessen ! Dann habe ich damals vielleicht manchmal (oder öfter) eine Vorführung mit Ihnen als Filmvorführer gesehen…lustig, wie klein die Welt doch ist…

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