Südtiroler nach Arzl Süd
Eine ungewöhnliche Verbindung zwischen der hier im Plan „Südtiroler Aktion“ genannten Option und dem Noch-Arbeiterlager Reichenau zeichnet dieser vom Städtischen Baudirektor Anton Kininger (*1894 Lienz – 1966 Innsbruck)im Mai 1940 vorgelegten Übersicht. Die färbigen Lupen heben die Schwerpunktzonen der bereits gebauten oder noch angedachten Südtiroler Siedlungen vor. (Hier in der interaktiven Fassung können Sie mit der Betätigung des Schiebereglers die Überblendung steuern).
In Pradl stand zu diesem Zeitpunkt schon einiges an Südtiroler Siedlungen bzw sehen die heutigen Grundrisse den geplanten sehr ähnlich. In Wilten und im Pradler Saggen ist hier noch viel Fantasie und angesichts der Erfolge an allen Fronten der Überfälle auf Europa noch keine der Kriegswirtschaft untergeordnete Materialknappheit zu verspüren.
Was genau in Arzl-West und Arzl-Süd gebaut hätte werden sollen, ist dem Plan nicht zu entnehmen. Als Entwicklungsgebiete sind sie hier wohl für die Südtiroler ausgewiesen.
Neu im Konzept ist das Arbeiterlager Reichenau in der ersten Ausbaustufe. Die dort über die Jahre 1939 bis 1944 errichteten Strukturen sind nur mit größten Schwierigkeiten sprachlich und räumlich voneinander zu unterscheiden. Diese Baracken von 1940 am Inn hatten keinen Stacheldrahtzaun rundherum und auch keine Wachmannschaften, keine Gestapo, keine SS. Es waren einfach schnell errichtbare Wohnkasernen für ausländische Arbeitskräfte, die ihrerseits mit dehr unterschiedlichen Arbeitsverträgen nach Innsbruck geschickt worden waren. Es hieß Arbeiterlager Reichenau und wurde deshalb später auch oft mit dem KZ-Vorstufenprojekt Arbeitslager Reichenau verwechselt. Alles was später den Terror-Maßnahmen diente, lag dann südlich des gut zu sehenden kleinen diagonal verlaufenden Weges.