Solides Handwerk III
Wie die Pradlfans sicherlich gleich erkannt haben, zeigt unser Titelfoto die Innsbrucker Dauerfrischbrotbäckerei (was für ein Wort!) des Josef Schöpf in der Pradler Straße 53. Mit harter Arbeit hatte er es vom Bauernbuben zum Bäckermeister und Hausbesitzer gebracht.
Josef Alois Schöpf war am 5. August 1845 als Sohn der Bauersleute Anton und Genovefa Schöpf in Flauerling zur Welt gekommen. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er das Bäckerhandwerk. In weiterer Folge machte er sich als Bäckermeister in Innsbruck selbstständig. Vermutlich hatte er seine Backstube zunächst in Dreiheiligen; zumindest scheint er in den 1880er- und 1890er-Jahren dort auf. Fest steht, dass er seinen Betrieb fest etablieren konnte. Um 1903 konnte er schließlich mit der Bäckerei in sein eigenes Haus in der Fürstenstraße (heute Pradler Straße) übersiedeln.
Das von ihm produzierte Dauerfrischbrot war übrigens um die Jahrhundertwende in seiner Zunft nicht unumstritten, wie ein Artikel aus dem Kremser Volksblatt zeigt. Neben seiner Bäckerei befanden sich in diesem Neubau auch mehrere moderne Mietwohnungen.
Wenn Josef Schöpf gerade nicht in der Backstube stand, so konnte man ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit bei einem der zahlreichen Vereine antreffen, denen er angehörte. Er war Gründungsmitglied des Männergesangsvereins Pradl, Mitglied der Tischgesellschaft „Machensia“, Ordnungsmann der Innsbrucker Feuerwehr und Mitglied des Kronprinz Rudolf Militär-Veteranen- und Kriegervereins (er hatte an der Tiroler Landesverteidigung des Jahres 1866 teilgenommen).
Ob neben Berufs- und Vereinsleben noch viel Zeit für seine Familie blieb? Josef Schöpf war zweimal verheiratet. In erster Ehe hatte er 1878 in Innsbruck Anna Verkleirer geheiratet. Mit ihr hatte er drei Söhne und eine Tochter, die jedoch bereits 1886 verstarb. Nach Annas Tod im Jahr 1897 vermählte er sich in zweiter Ehe mit Barbara Durnwalder. Aus dieser Verbindung stammen mindestens drei weitere Kinder.
Am 13. Juni 1910 verstarb Josef Schöpf nach schwerer Krankheit im Alter von 65 Jahren. Er wurde am Westfriedhof beigesetzt.
(StAI, Slg. Kreutz)
Endlich wieder ein Bild aus Pradl, vielen Dank!
Interessanterweise kann man in diesem Haus heute immer noch Brot kaufen!
Dauerfrischbrot eben…
Leider nicht mehr, auch wenn es google maps / streetview noch so darstellt.
So sieht das Haus Pradler Straße 53 heute (21.05.2022) aus – auch in Pradl vergeht die Zeit sehr schnell:
https://photos.google.com/photo/AF1QipNTyT4Uodbb9iCHZyWJq-UMhHFquYXr7cDW1ioB
so kann man das Foto nicht sehen. Das ist die URL Ihres Fotos in Ihrem privaten Google Ordner. Sie müssen es im Fotoordner aufrufen und das „teilen“-Symbol anklicken und anschließend „link erstellen“. Dieser link beginnt dann mit https://photos.google.com/share/ und einer elendslangen Wurst.
Ein bisschen länger hat es gebraucht, dass ich die Tiroler Landesverteidigung von 1866 (vor allem geographisch) einordnen konnte – heute unvorstellbar: an dieser Landesverteidigung waren zwei Raddampfer beteiligt.
Das Grab von Josef Schöpf besteht sogar noch am Westfriedhof. Es ist Grabfeld H, Grab 254-255.
Eine der dort bestatteten Frauen war eine Ida, geborene Wachtler. Bäckerei heiratet Bäckerei?
hoffentlich funktioniert es so…
https://photos.app.goo.gl/D6uz9V4cWvHvHyBYA
Iaa, vielen Dank für die Mühe, Herr Theiss! Zur neuen Ansicht: Man hätt’s auch gleich zumauern können…so ein trister Anblick.
Über viele, viele Jahre gab’s dort Brot, – nach dem Herrn Schöpf waren die Familien Miller und Winkler wohl die bekanntesten.
Von Letzterer weiß ich, dass auch sie in Pradl stark engagiert war, auch wenn die Pradler Kaufmannschaft unter der Leitung von Herrn Winkler m.E. sehr unglücklich agierte.
Die parteipolitischen Erleuchtungen haben der Straße massiv geschadet, und jener Unternehmer, der uns lautstark namens seiner Partei die Vorzüge der Wegnahme der 3er sowie des Monsterterminals statt Parkplätzen in der Defreggerstraße angepriesen hat, hat eine Woche nach der großen „Attraktivierung“ sein Geschäft in die Innenstadt verlegt.
Der nächste planerische Angriff steht bereits bevor, und damit wohl auch die nächsten häßlichen Verblendungen von Häusern, wo jetzt noch schöne, traditionsreiche Geschäfte sind. Aber im Urwald fallen sie dann nicht mehr so auf.