Schaumrollenstars in der Manege
Eine gut gelaunte Vierergang zeigt die neuen Röcke, Blusen und Frisuren an einem Sommertag im Fotostudio Margit. Ob das noch als Schaumrollen durchgeht, die man eigentlich nur Babies gemacht hat? Oder ists einfach eine Haartolle ohne Schaum?
In den Negativsäckchen der Sammlung Foto Margit befinden sich bei Kinderfotos meist sechs Mittelformatbilder desselben Gespanns. Diese Erkenntnis ist der Erfahrung geschuldet, dass speziell Babies nicht leicht zu fotografieren sind. Sie bewegen sich im falschen Augenblick, schauen in die andere Richtung oder haben Hunger oder Durst. Kinder und Hunde!, soll Margit Oberhaidinger laut ihrer Enkelin gelegentlich geseufzt haben.
Die bewährte Technik der erfahrenen Frauen im Fotostudio war neben einer ausgesucht warmen und heimeligen Atmosphäre die Bereitstellung von Ablenkungs-Accessoires. In vielen Bildern erkennen wir das selbe „Rote Telefon”, den Stoffraben, Rasseln und andere Musikinstrumente. Die Erforschung dieser Objekte versetzte die kleinen Racker in jenen kurzen Moment verspielter Zufriedenheit, den es dann auf Zelluloid zu bannen galt.
In der Galerie sind Bilder aus den Jahren 1948 bis 1950. Wir haben, um überhaupt sehen zu können, was auf den Fotos ist, fast 5000 vorher aus den Auftragsbüchern ausgesuchte Negative auf einem Lichtpult abgeknipst und dann „invertiert“. Sie können sich vorstellen, was wir und unsere fleißigen Praktikant:innen über den Sommer 2024 zu tun hatten. Ich habe mich bei der Durchsicht jedenfalls köstlich unterhalten.
Diese Bilder können wir immer einer Besteller (-Familie) zuordnen. Leider sind wir nicht sicher ob die Negative nicht schon ein Ablaufdatum haben: Der unter Archivar:innen sehr unerwünschte Essigduft könnt auf Selbstzersetzungsprozesse hindeuten. In der Kombination mit den Auftragsbüchern wäre es sicher wünschenswert, eine dauerhafte digitale Porträtgalerie aller in aus Innsbruck und Umgebung kommender Menschen zu haben, die einmal bei Foto Margit vorbeigeschaut haben. leider gerade bugetär unrealistisch, aber Träumen ist (außerhalb der Dienstzeit) auch im Stadtmagistrat erlaubt.
Solche und viele andere Bilder (rund 1200) von Margit Oberhaidinger und Much Heiss können Sie nur mehr bis Mitte April in unserer Ausstellung „Bitte lächeln!“ anschauen.