Ritschen in Innsbruck
Die Ritschen, offene Abwasserkanäle, werden in Innsbruck meist in der Herzog-Friedrich-Straße, Maria-Theresien-Straße oder in St. Nikolaus verortet. Gespeist wurden sie durch das Wasser des Sillkanals.
Die zeitliche Einordnung erfolgt dabei vom Mittelalter bis Ende des 19. Jahrhunderts. In der Altstadt erfolgte das Abdecken der Kanäle um 1765. In diesen Jahren ließ Maria Theresia die Altstadt modernisieren. Das Gerinne, welches neben Löschwasser auch für den Abtransport von Müll und Haushaltskanalisation verwendet wurde, war für die Herrscherin nicht mehr zeitgemäß.
Dass es Ritschen noch viel länger in Innsbruck gegeben hat, zeigt der Antrag des Bau- und Finanzausschußes vom August 1936. Der Gemeindetag beschließt für die Anwesen am Linken Sillufer eine Einhebung einer Ritschenreinigungsgebühr:
1. An Ritschenreinigungsgebühren kommen jährlich zur Vorschreibung und Einhebung:
a) für jede mittelbar oder unmittelbar an die städtischen Ritschen angeschlossene Wasserauslaufstelle mit Ausnahme des Wasserklosetts S 2.–;
b) für jedes mittelbar oder unmittelbar an die städtischen Ritschen angeschlossene Wasserklosett S 7.–;
c) für jedes Wasserklosett im Anwesen mit genehmigten Kläranlagen S 2.–.
[…]
3. Hausbesitzer, die Trockenaborts an die städtischen Ritschen angeschlossen haben, sind zu veranlassen, daß sie die Abwässer aus den Abortgruben vor Einleitung in die Ritschen durch genehmigte Kläranlagen führen und gleichzeitig die Trockenaborte in Wasserklosetts umbauen lassen.
Nun sind die Ritschen endgültig aus dem Stadtbild von Innsbruck verschwunden. Entdecken können Sie sie noch in Freiburg im Breisgau, unserer Partnerschaftsstadt. Dort werden sie liebevoll Freiburger Bächle genannt und sind schon längst ein Wahrzeichen der Stadt.
Mehr Informationen über die Ritschen erfahren Sie in unserer Veröffentlichung „Kanalisation ist eine ganz nette Sache …“. Aspekte der Infrastruktur in der Innsbrucker Altstadt.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Mercey Frederic, Inspruck. Blick in die Altstadt von der Maria-Theresien-Straße, Bi/k-1835, um 1850)
Das Titelbild ist wirklich gaaaanz naturgetreu gezeichnet :-). Eckige Pylone und in der Altstadt eine Riesenkuckucksuhr an jeder Hauswand. Schade, denn so kann man auch nicht vertrauen, daß das kürzlich im Beitrag über einen Mietvertrag dortselbst genannte Englhaus so ausgesehen hat.
Ja, die Gestaltung dieser Radierung erscheint teilweise in der Tat etwas grotesk und amüsant. Am besten hat der Künstler noch den Stadtturm getroffen.
Die Bäume hat es dort am Burggraben interessanterweise tatsächlich gegeben. Dazu passt diese stereografische Fotografie aus den 1860er-Jahren als Referenzbild:
https://innsbruck-erinnert.at/ein-ungewoehnlicher-blick-in-die-altstadt/
Auch die direkt in die Neustadt zielende kleine Kanone scheint es gegeben zu haben: https://postimg.cc/30wx7fvT