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Reiter Vs. Radler

Reiter vs. Radler

Als das Radfahren im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts unglaublich populär wurde, etablierten sich rasch zahlreiche Wettfahrten unterschiedlichster Länge und Dauer, auf Bahnen und Straßen oder im Gelände. Außerdem fanden mehrfach Rennen zwischen Pferden und Radfahrern statt – mit dem Ziel die Überlegenheit des einen bzw. des anderen „Transportmittels“ unter Beweis zu stellen. Insbesondere Offiziere blickten vielfach mit Herablassung auf Radfahrer und deren Räder, die – wenngleich ein kostspieliges Vergnügen – doch ein Stück weit egalisierend waren, konnte nun doch jede*r weite Strecken relativ problemlos zurücklegen. Um die Vormachtstellung des Pferdes (und vor allem des Reiters) zu beweisen, fand 1892 ein Distanzritt österreichischer und preußischer Offiziere zwischen Wien und Berlin 1892 statt. Die besten Reiter und Pferde sollten zeigen, dass sie den „Stahlrössern“ noch immer weit überlegen waren. Da Radfahrern die Teilnahme und somit ein direkter Vergleich untersagt worden war (was aber mancher ignorierte), wurde schließlich im folgenden Jahr ein eigenes Radrennen Wien-Berlin organisiert. Der Sieger dieses Radrennens brauchte lediglich etwas mehr als sensationelle 31 Stunden für die 582 Kilometer lange Strecke und damit nicht einmal halb so lang wie der beste Reiter im Jahr zuvor (70 Stunden). Die Radfahrer waren damit zwar die eigentlichen Gewinner in diesem zeitversetzten Wettbewerb, das änderte aber wenig daran, dass Offiziere auch weiterhin von ihrer eigenen Überlegenheit überzeugt waren.

Dieser Vergleich inspirierte in den folgenden Jahren allerdings mehrfach weitere Wettkämpfe zwischen Radfahrern und Reitern. Im Jahr 1898 fand erstmals auch auf der Innsbrucker Radrennbahn im Saggen ein solcher Vergleich statt. Bei dem Rennen über 2.400 Meter siegte der Reiter deutlich. Auch in den kommenden Jahren gab es noch mehrfach solche Wettkämpfe – das Ergebnis war im Übrigen immer dasselbe: über kürzere Distanzen waren Pferde den Radfahrern weiterhin überlegen.

Wie das heutige Stadtbild zeigt, war auf lange Sicht der Siegeszug des Fahrrads dadurch allerdings nicht aufzuhalten.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum KR-PL-344; Innsbrucker Nachrichten, 12. April 1898)

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