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Der Bilderblog aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
Reichenauer Schaufensterbummel

Reichenauer Schaufensterbummel

Um das Geheimnis, das keines ist, gleich zu lüften: Wir befinden uns an der Kreuzung Reichenauerstraße mit der Andechsstraße. Andechsstraße 1 oder 3 ist die Filiale von Therese Mölk. Ich glaube, es war eine der Allerersten. Das Eskimo-Fahnderl war schon damals für Kinder allen Alters eine Verheißung. Twini – Brickerl – später Calypso. Und wenn es einmal ganz hoch herging ein Cornetto. Am liebsten natürlich Schoko-Trauben. Sie ahnen, ich kenne das nur vom hören-sagen…

Links am Hauseck eine Aushangtafel des Laurin-Kinos. Die Filme kann man aber nicht entziffern. Im Fenster riesige Werbeplakate: 2 Kilo Jaffa-Orangen nur 13 Schilling und 80 Groschen. Ziemlich genau 1 Euro. Damals war Jaffa-Orangen ein Qualitätsbegriff. Mit eigenem Pickerl drauf. Genauso wie die Manner Milch-Schokolade mit 400 Gramm. Die Butter kostete für ein halbes Kilo 18 Schilling, die Mortadella nur 9,50. Aber für ein Viertel Kilo. Das gibt aus. Eineinhalb Kilo Brombeer um 19,80. Ich glaube unter den Bromberen noch das enttäuschende Wort Marmelade entziffern zu können… Das würde auch grammatikalisch mehr Sinn ergeben. Die Plakate sind alle von Hand geschrieben. Das war eine richtige Kunstform, die schon längst verloren gegangen sein dürfte. Die Kunst das Plakat-Aufhängens war damals wohl schon deutlich in Abstieg begriffen, wie man am abgestürzten Plakat sieht.

Wie hieß denn das Café rechts daneben?

Vorne die Filiale von Ludwig Tachezy. Seit 2024 firmiert es unter Martin – my drogery. Ich wusste gar nicht, dass es das Wort auf Englisch gibt. Hoch oben auf der Hauswand eine Werbung für 4711 – Echt Kölnisch Wasser. Früher war das ein Dauerbrenner im Werbefernsehen.

So weit ich erkenne sind alle Fahrräder unabgesperrt.

Und was entdecken Sie?

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Ph-5795)

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare
  1. Lustiger als nachschauen ist erst einmal raten: Wenn in der Andechsstraße ein Cafe mit AN anfängt, wirds wohl das Andechs Café gewesen sein?

    Kleine es-war-einmal Details: Die Schautafel des Laurin Kinos (?) neben dem PEZ Automaten,die in die Mauer eingebauten Fahrradständer, das zum Trotz an der Gehsteigkante pedalfixierte Fahrrad, und der NSU Prinz (Einkauf oder Kaffee?).

    Und jetzt schau ich nach, wie das Cafe heißt. ANtwort Café , oder ANmache Bar.

    1. Es hat sich vom Café zum Stüberl verkleinert. So klein, dass es, 1973 noch im Telefonbuch, in jenem von 1980 schon nicht mehr angeführt war.

      So nebenbei, weil gerade wieder: Dieses Innsbruck erinnert hat einen verheerenden Seiteneffekt, der sich manchmal geradezu zur Schrapnellwirkung auswächst: Man kommt beim Nachforschen (was meistens ein doofes Googeln bedeutet) vom Hundertsten ins Tausendste. Jetzt bin ich an die Cafés geraten, die es nimmer gibt, oder aber einmal gegeben hat ohne eine Ahnung davon zu haben (klar kann man nicht alle kennen, aber dass es in der einst nahen Fritz Pregl Straße 5 ein Café Birgit gegeben hat? War anscheinend kein Studentenlokal). Beim Madonnenrätsel das gleiche. Aus der Suche nach einem Bild vom Hochaltar der Amraser Kirche Ausuferung wurde eine virtuelle Streetview Wanderung durch Amras. Ihr wißts gar nit, was ihr anrichtets. 😀

    2. Also die 2 kg Orangen würden laut historischem Währungsrechner der Nationalbank, wenn man vom Jahr 1970 ausgeht, nach heutigem Geldwert 6 Euro kosten. Und die halbe Kilo Butter € 8,20.

  2. Die beiden Häuser auf der anderen Straßenseite links (Reichenauerstraße) hatten wir auch schon einmal: https://innsbruck-erinnert.at/grosses-haus-vor-grosser-kulisse/ und https://innsbruck-erinnert.at/neue-heimat-fern-der-heimat/comment-page-1/#comment-1690. Da dieser Beitrag mit den vielen Kommentaren ziemlich umfangreich ist, möchte ich auf meinen Eintrag vom 13.11.2020 hinweisen, er bezieht sich auf diesen niederen Anbau links: „Auf der Ostseite der Prinz-Eugen-Straße, am Eck zur Reichenauer Straße, war schon in meiner Jugendzeit die Bäckerei Wachtler. 1945, in den letzten Kriegsmonaten, spielte sich hier Folgendes ab: Auf behördliche Anweisung musste unsere Bäckerei (Roilo) in der Pradlerstraße kriegsbedingt zusperren, meine Tanten und Onkel (es war eh nur noch einer übrig geblieben, die anderen waren bei der Wehrmacht) bekamen keine Betriebsmittel und kein Mehl mehr, nur das Ladengeschäft durfte offenbleiben. Schließlich mussten ja die in Altpradl noch verbliebenen Menschen mit Brot versorgt werden. Viele waren es ja nicht mehr: Die Männer waren an der Front, viele Mütter flüchteten mit den Kleinkindern zu Verwandten und Bekannten aufs Land, die meisten Schulpflichtigen waren auf KLV. Eine weitere Begründung für die Schließung war, dass wir auf Grund zur Nähe zum Bahnhof – Rhombergfabrik – Gaswerk in einem besonders bombengefährdeten Gebiet waren, das lagernde Mehl war schließlich – auch in dieser Menge – zu kostbar!
    Mein einziger, bisher noch freigestellter Onkel wurde kurzerhand in die Bäckerei Wachter abkommandiert und eine meiner Tanten durfte jeden Tag das benötigte Brot in der Prinz Eugens Straße holen, dies zu Fuß mit Hilfe eines zweirädrigen Handkarrens – die ganze Reichenauer Straße und Schmuckgasse herauf! Ein paarmal durfte ich mitgehen. Ich war stolz, wenn ich meine Hände auf die Deichsel legen durfte!“
    Das waren Zeiten!!!
    Heute bäckt Wachtler auf der anderen Innseite drüben, Brotverkauf und Café läuft meines Wissens noch an der Ecke Reichenauerstraße – Prinz-Eugen-Straße.

  3. Unnützes Wissen, das man trotzdem nicht vergisst:
    4711 – nicht nur ein Klassiker unter den Düften, sondern auch die perfekte Eselsbrücke für die Koordinaten von Innsbruck.
    Gerundet liegt die Stadt nämlich bei 47° Nord und 11° Ost.
    Ganz exakt genommen würde man damit zwar irgendwo im Ötztal landen –
    aber wie heißt es so schön: Genauigkeit ist relativ.

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