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Map Stories: #Malen Nach Zahlen

Map Stories: #Malen nach Zahlen

Mitte November 1943 waren die Sorgen in Innsbruck noch recht verschieden von den Problemen Mitte Dezember. Noch immer waren keine Bomben auf die Stadt gefallen und es regte sich schon die leise Hoffnung, dass die Stadt vielleicht zu unbedeutend und zu gut versteckt in den Bergen für die andernorts schon täglich stattfindenden Angriffe der Alliierten sein könnte. Und man glaubte auch noch, den Krieg gewinnen zu können, also regelte man in der extremen Planwirtschaft des „totalen Krieges“ in Ermangelung von Baumaterial und Arbeitskräften einstweilen den Neubau von Luftschlössern für die Zeit nach dem Endsieg.

Das mehrseitige Kartenset deckt die gesamten Gemeindefläche Innsbrucks ab. Die Preise für Grundstücke wurden sehr kleinteilig von völlig unerschlossenen Wald-Randlagen bis zu den heißesten Adressen der Innenstadt in 16 Kategorien eingeteilt, die dann gut das Hundertfache der billigen Gegenden kosten sollten, in diesem Fall 65 bis 75 RM pro m2 (nach dem historischen ÖNB-Währungsrechner etwa 500 Euro unserer Zeit). Die Arbeit wirkt etwas unmotiviert. Mit dem Abstand zur Annasäule sinkt der Quadratmeterpreis (hier interaktiv zu sehen für die Innenstadt). Dafür hätte ein weniger elaboriertes Memo auch gereicht. Wie umständlich das planwirtschaftliche Denken der NS-Verwaltung war, geht auch aus einem zeitgleich erschienenen Artikel der Innsbrucker Nachrichten hervor.

Der Oberbürgermeister der Gau-Hauptstadt Innsbruck.
Festsetzung von Richtpreisen in der Gauhauptstadt Innsbruck. Auf Grund des § 2 des Gesetzes zur Durchführung des Vierjahresplanes — Bestellung eines Reichs­kommissars für die Preisbildung— vom 29. März 1938 (RGBl. I,S. 340) und der Nr. 5, Buchst. h, des Erlasses des Führers zur Vorbereitung des Deutschen Wohnungsbaues nach dem Kriege vom 15. November 1940 (RGBl. I,8. 1495) in Verbindung mit der Fünften Anordnung über die Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Reichskommissars für die Preisbildung vom 6. Oktober 1938 (Reichsanz. Nr. 238) werden hiermit nach Genehmigung durch den Reichsstatthalter in Tirol und Vorarlberg die von meinem Stadtbauamt am 20. Mai 1943 erstellten Richtpreise im Gebiete der Gauhauptstadt Innsbruck im Sinne der Preisvorschriften mit Wirkung vom 1. Oktober 1943 fest­gesetzt. Der Richtpreisplan ist im städt. Verwaltungsgebäude, Wurnigstraße 1, 4. Stock. Zimmer 439, aufgelegt und kann dort von In­teressenten innerhalb der Dienststunden eingesehen werden.
Innsbruck, am 19. November 1943. 21112 Dr. Egon Denz.

Nichts von diesen Vorhaben wurde später umgesetzt. Der Krieg wurde bekanntlich verloren, die Stadt lag dank des Deutschen Angriffskrieges im Mai 1945 in Trümmern und die Reichsmark wurde dann auch nicht mehr verwendet. Der Bürgermeister Egon Denz wurde wie sein Führer abgesetzt. Nicht einmal die Adresse Wurnigstraße 1 würde es mehr geben.

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