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Patrozinien In Und Um Innsbruck II – Hl. Kassian (Bistum Säben-Brixen)

Patrozinien in und um Innsbruck II – Hl. Kassian (Bistum Säben-Brixen)

Besondere Bedeutung für die Patrozinienforschung haben sogenannte Bistumsheilige. Anhand der ihnen zugehörigen Patrozinien wurden zum Beispiel Bezüge zu Besitztümern des Bistums außerhalb der Bistumsgrenzen rekonstruiert: Ein Beispiel dafür bietet Thaur mit der Ulrichskirche (bzw. St. Ulrich und Afra). Diese beiden Heiligen stehen in Verbindung mit dem Bistum Augsburg. Tatsächlich hatte Augsburg im Mittelalter große Besitzungen in Thaur.

Etwas anders verhält es sich mit dem Hl. Kassian: Er war ein Märtyrer des 4. Jahrhunderts und soll Bischof in Säben gewesen sein (nicht historisch belegbar!) und zählt zu den Patronen des Bistums Säben/Brixen. Nach Verlegung des Bischofssitzes um 960 (?) von Säben nach Brixen tritt er i.d.R. gemeinsam mit dem Hl. Ingenuin als Bistumspatron auf. Die Übertragung Patrozinienforscher leiteten aus dieser Tatsache wiederum ab, dass alle dem Kassian „alleine“ geweihten Kirchen im Bistum älter als 960 (?) seien und die Doppelverehrung mit Ingenuin erst in Verbindung mit der Verlegung nach Brixen „populär“ wurde.

Kassian fungiert zeitweilig auch als Patron des Klosters Wilten (urkundlich belegt um 995-1005), neben Laurentius. Die „besitzanzeigende“ Funktion des Hochstiftes Brixen ist hier klar, eine Urkunde von 1005 bestätigt Grundbesitz des Bischofs von Brixen in Wilten. Später wird Kassian als Wiltener Patron durch den Hl. Stephan abgelöst.

Der Hl. Kassian ist übrigens auch an der Front des Innsbrucker Doms von St. Jakob zu sehen, um die ehemalige Zugehörigkeit zur Diözese Brixen zu verdeutlichen. Lustigerweise gab’s davon kein Bild in unseren Beständen, trotz ca. 20m Luftlinie…

(Bild: Lithographische Anstalt Josef Grader, ca. 1840-1870; Stadtarchiv Innsbruck, Bi-k-1741)

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
    1. Dazu aus der Doktorarbeit von Sebastian Manfred Huber OPraem
      https://www.pfarre-pradl.at/app/download/6458938485/Doktorarbeit+Sebastian+Huber.pdf?t=1640534004
      Seite 59
      …….
      Der große Feiertag für die Pradler im Hochsommer war der
      Festtag des hl. Kassian am 13. August. Als die Pradler Kirche am
      3. Dezember 1678 eingeweiht wurde, wurde das künftige
      Kirchweihfest – wohl auch wegen der winterlichen Zeit – nicht
      auf das Patrozinium der Unbefleckten Empfängnis Mariens –
      sondern auf das Fest des zweiten Kirchenpatrons, des hl. Kassi-
      an, im Hochsommer festgelegt. Zugleich mit der Kirchweihe
      wurde ein Ablaß für den Kassianitag (und den 8. Dezember)
      60
      verliehen, von Anfang an bestand an diesem Tag – neben dem
      Patroziniumstag am 8. Dezember am allgemeinen Kirchweih-
      sonntag (3. Oktobersonntag) und zu Allerheiligen – Applika-
      tionspflicht für die Gemeinde und es mußte auch eine Predigt
      gehalten werden. Am Vorabend des Kirchweihfestes hielten zwei
      Geistliche von Wilten eine gesungene Vesper ab (wofür sie 1 fl
      für einen Vespertrunk bekamen, der dem Herrn Kuraten am
      Abend des Kirchweihfestes zugestanden wurde). Im Zusammen-
      hang mit der Verehrung des hl. Kassian steht auch eine Kassi-
      ansreliquie, die am 13. August 1735 am Hochaltar aufgestellt
      worden sein soll und auch manche Glocken, die auf den Namen
      dieses heiligen geweiht worden sind. Bald schon wurde durch die
      Gemeinde Pradl auch eine Feldprozession mit den vier hl.
      Evangelien eingeführt, deren erste Erwähnung ich in einem
      „Catalogus Divinorum per annum“, wohl aus den Jahren um
      1730, gefunden habe. Seit 1869 wurde diese Kassiansprozession
      auf Antrag der Gemeindevorstehung auf den Sonntag bzw. bis
      1875 auf den Hohen Frauentag verlegt, „weil die Theilnahme
      eine beßere sein könnte – wegen der Fabriksarbeiter usw.“. Sie
      fand 1915 letztmalig statt. Pfarrer Johann Vinatzer führte als
      Gründe der Auflassung die Errichtung der neuen Kirche, die
      Ausflugszeit (Sommermonat August) und die Tatsache an, daß
      die Stadt die (finanziellen) Verpflichtungen der eingemeindeten
      Fraktion Pradl bezüglich der Prozession nicht mehr getragen
      hat. Einen Aufschwung hatte früher noch das Kassianifest durch
      die Gründung des Junggesellenbundes unter dem Schutz der
      „Mariahilf“, des hl. Kassian und des hl. Aloisius im Jahr 1852
      erfahren, dessen Bundesfest am 13. August war. Diesem Bund
      wurde am 30. April 1852 von Brixen ein vollkommener Ablaß
      für diesen Tag gewährt. Mit dem Bau der neuen Kirche 1904 –
      1908, bei der der hl. Kassian überhaupt nicht mehr erwähnt wird,
      erlischt langsam immer mehr die Tradition des Kirchweih-tages
      der alten Pradler Kirche. (Diese Erlöschung wurde wohl auch
      durch die faktische Abtrennung des Nordtiroler Kirchenge-bietes
      von der Diözese Brixen im Jahr 1918 beschleunigt)

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