skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Oellacher Und Der Blutschnee

Oellacher und der Blutschnee

Während im vergangenen Winter und Frühling mehrfach Saharastaub bis in unsere Breiten getragen wurde, und dieser den Schnee rötlich färbte und für teils beeindruckende Farbstimmungen beim Sonnenuntergang gesorgt hat, war dieses Phänomen heuer noch nicht in größerem Ausmaß zu bemerken. Das Naturschauspiel ist freilich nicht neu und hat bereits in der Vergangenheit die Menschen zum Staunen gebracht. Besonderes Aufsehen erregte es, wenn Regentropfen oder sogar Schnee durch den aufgewirbelten Wüstenstaub fielen und sich als rötlich-bräunlicher Schleier auf die Erde legten. Oftmals deuteten die Menschen diese Erscheinung, die sie als Blutschnee bzw. Blutregen bezeichneten, als schlechtes Omen und fürchteten es als Zeichen kommenden Unglücks.

Erst mit der Aufklärung und dem enormen Aufschwung der Naturwissenschaften wurde versucht, dieses Phänomen wissenschaftlich zu erklären, es begreifbar zu machen und damit aus dem Reich des Aberglaubens zu holen. Ein eindrückliches Zeichen dieses rationalen Blicks auf den Blutschnee ist mir neulich zufällig untergekommen: Als im Frühjahr 1847 in Osttirol roter Schnee vom Himmel fiel, ließ sich der Innsbrucker Apotheker und Naturforscher Joseph Oellacher (1804–1880) Proben dieses Schnees schicken, um diesen wissenschaftlich zu analysieren.

Oellacher stammte ursprünglich aus Preßburg (Bratislava) betrieb aber seit etwa 1830 die Apotheke zu Heiligen Anna in Innsbruck. Er war Mitglied im Ferdinandeum und hielt dort für einigen Jahre auch populäre Vorlesungen über Chemie, der seine eigentliche Leidenschaft galt. Er trat auch immer wieder öffentlich in Erscheinung, indem er etwa das Wasser von Heilquellen chemisch analysierte oder auch – gestützt auf wissenschaftliche Untersuchungen – vor ‚Wunderheilmitteln‘ von Quacksalbern warnte. Es verwundert daher nicht, dass auch das Phänomen des roten Schnees sein Interesse weckte. Seine Analysen zeigten schließlich, dass die Färbung des Schnees durch den Einschluss von Staub zustande kam, dessen Ursprung er durch Vergleich in der Sahara verortete. Als Referenz dienten im dabei Sandproben aus dem Ferdinandeum, wo Oellacher auch der Kustos der naturhistorischen Sammlung war.

Oellacher lag mit seiner Erklärung aus heutiger Sicht richtig – allerdings konnte sich diese Sichtweise nicht allgemein durchsetzen bzw. wurde sie auch immer wieder in Zweifel gezogen. Ein Grund lag unter anderem in einer anderen wissenschaftlichen Erkenntnis. Oellacher hatte den Föhn, den man damals mit dem Scirocco gleichgesetzt hatte und dessen Ursprung man in Afrika verortete als Träger des Staubes ausgemacht. Als die Meteorologie allerdings der Föhn thermodynamisch erklärte und damit dessen afrikanischen Ursprung ablehnte, fiel auch eine Erklärung weg, wie Sand aus der Afrika nach Mitteleuropa gelangen konnte. Die Menschen konnten sich einfach nicht vorstellen, dass Staub über so weite Strecken in der Atmosphäre transportiert werden konnte.

Lesen Sie aber selbst, wie Oellacher über seine Forschungen zum Blutschnee berichtete:

(Stadtarchiv/Stadtmuseum KR-PL-3337Bote für Tirol, 24. Mai 1847)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche