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Die NSV-Chronik Anno 1944

Die NSV-Chronik anno 1944

Während der Arbeit zum Beitrag vom Mittwoch bin ich auf ein weiteres Fotoalbum gestoßen. Ein gutes Jahr, nachdem Karl Reiseggers Weihnachtsgeschenk anno 1944 zu uns gelangte, erhielt das Stadtarchiv von einer ehemaligen städtischen Kindergärtnerin ein weiteres Album mit thematisch – und wie der Vergleich zeigt, auch stilistisch – sehr ähnlichen Aufnahmen, aber in weitaus aufwändigerer Gestaltung.

Die Kreisamtsleitung der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) arbeitete 1944 offenbar an der Erstellung eines großformatigen Erinnerungsalbums über ihre Kinderbetreuungseinrichtungen (Ganzjahreskindergärten, Erntekindergärten, Krabbelstuben, Horte etc.). Es sollte Ort für Ort einen kurzen Abriss über die Ortsgeschichte und eine kurze Chronik der Betreuungseinrichtung enthalten, die von den jeweiligen Kindergärtnerinnen verfasst wurden. Zudem wurden dazu passende Bilder eingeklebt, teils Porträts, teils (mehr oder weniger) idealisierende Aufnahmen des Kindergartenalltags und von Unternehmungen, teils auch Fotos, die die propagandistischen Ausrichtung der Einrichtungen im Sinne des NS-Systems dokumentieren.

Vermutlich war die NSV-Mitarbeiterin Agnes Koll an diesem Projekt beteiligt und entnahm einige Aufnahmen, um damit das Weihnachtsgeschenk für ihren Chef zu gestalten.

Das Album blieb letztendlich unvollendet – bei manchen Orten fehlt die Chronik, bei anderen die Fotos. Leerseiten durchziehen das Album und bilden den Abschluss. Manche Fotos wurden nachträglich wieder entfernt. Bezeichnenderweise etwa ein großes Bild im Hochformat zu Beginn vor dem Inhaltsverzeichnis – höchstwahrscheinlich ein Führerportrait. An mehreren Stellen sind lose Zettel eingelegt.

Die Chronik des Erntekindergartens von Neder im Stubaital thematisierte nicht näher ausgeführte Schwierigkeiten mit dem Vorbesitzer des Hauses, mangelnde Präsenz der Mütter bei der Eröffnung und Probleme bei der Lebensmittelversorgung in den Jahren 1938/39.

Die beiden Alben bilden spannende Quellen zu diesem Aspekt der Zeitgeschichte; eine eingehendere wissenschaftliche Beschäftigung wäre wünschens- und wohl auch lohnenswert. Dass von den Betreuerinnen noch jemand lebt, ist inzwischen wohl eher unwahrscheinlich. Bei den Kindern sähe es sicher (noch) besser aus.

Vertreten sind im Album Mutters, Neder, Neustift, Axams, Birgitz, Götzens, Inzing, Zirl, Wattens, Matrei am Brenner, Kindergarten Innsbruck/Saggen, Kindergarten Innsbruck/Wilten (Leopoldstraße 44a), Kindergarten Innsbruck/Innere Stadt (Museumstraße), Kindergarten Innsbruck/Reichenau (Reichenauer Straße 15), Fulpmes, Kematen, Völs, Telfs, Absam, Steinach am Brenner, Patsch, Scharnitz, Trins, Mils bei Hall, Mieders, Kindergarten Innsbruck/Hötting (Schulgasse 8), Hall in Tirol, Hort Innsbruck/Wilten (Leopoldstraße 44a), Hatting, Hort in Axams, Hort in Telfs, Hort in Fulpmes, Rum, Thaur, Reith bei Seefeld, Tulfes, Obernberg am Brenner, Seefeld, Telfes im Stubaital, Pfaffenhofen, Oberhofen, Oberperfuß, Sellrain, Volders, Aldrans, Innsbruck/Igls, Gries am Brenner, Natters, Flaurling, Leutasch, Polling.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-A-24479)

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