Nach dem Hochwasser…
„Die Sonne lacht heute wieder freundlich hernieder und bescheint die Greuel der Verwüstung“… Dieser Satz, der dieser Tage auf zahlreiche Gebiete in Ostösterreich, Tschechien, Polen und darüber hinaus zuträfe, stammt aus den Innsbrucker Nachrichten vom 22. August 1902. Am Vortag hatten Wolkenbrüche und Hagel Tirol heimgesucht und unter anderem in und um Imst, Bozen und Meran beträchtliche Schäden angerichtet.
Die zitierten „Greuel der Verwüstung“ bezogen sich dabei auf den „gefürchtete[n] Naifbach“, der die Pension „Naifmühle“ wegriss und vier Personen verschüttete, wobei eine von Ihnen zu Tode kam. Zwei weitere Frauen wurden auf der St.-Valentinerbrücke von den Wassermassen mitgerissen und erst drei Tage später tot gebogen. (IN, 26.8.1902, S. 4)
In Rietz brach der sonst harmlose Bach „unterhalb des Postgasthauses aus, riß in wenigen Minuten 2-3 Brücken weg“ und verwüstete nicht nur landwirtschaftliche Nutzflächen, „sondern füllte die Wohnungen von sieben Parteien derart mit Schlamm und Schotter an, daß nur mehr die Fenster des ersten Stockes zu sehen sind“. Da es sich um sehr arme Leute handelte, sei eine Wiederherstellung nur mit Hilfe von Außen möglich. (IN 23.8.1902, S. 3).
In Prad wiederum war ein ganzer Dorfteil verschüttet worden, der nun an anderer Stelle neu aufgebaut werden sollte; es bildete sich ein örtliches Hilfskomittee. „Wer die Furchtbarkeit der Katastrophe nicht miterlebt hat, dem fehlt die wahre Vorstellung von dem entsetzlichen Unglücke, das über diese Armen so urplötzlich hereingebrochen ist und dem alles so ohnmächtig gegenüberstand. Gegen Feuer und manches andere Ungemach kann man sich versichern; solchen Verheerungen aber steht der Mensch machtlos gegenüber.“ (IN, 25.8.1902, S. 3)
Die hier angesprochene Versicherungsfrage ist auch in den vergangenen Tagen in den Medien thematisiert worden. Damals wie heute engagier(t)en sich zahlreiche Menschen bei den Aufräumarbeiten, leisten den Betroffenen Hilfe oder spenden Geld. Im Rahmen der Promenadenkonzerte des Städtischen Orchesters, die in den Augusttagen 1902 stattfanden, fand am 27. August im Hofgarten ein Benefizkonzert „zugunsten der durch die Wasserkatastrophe Beschädigten im ‚Passeierthal'“ statt.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Div-2744)