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Menschenschau

Menschenschau

Die Zurschaustellung von als fremdartig oder exotisch wahrgenommenen Menschen hat eine lange Geschichte. Man denke in Innsbruck zum Beispiel an den kleinwüchsigen Thomele, der als sogenannter Hofzwerg zur Unterhaltung und Belustigung des Hofes von Erzherzog Ferdinand II. herhalten musste. Damit war Ferdinand allerdings nicht allein, in ganz Europa beschäftigte der Hochadel „exotische“ Dienstboten, die den aufwendigen Lebensstil ihrer Dienstherren unterstreichen sollten.

Am Haus in der Hofgasse 12 findet sich ein Fresko, das an Thomele erinnert. Am Haus daneben ist eine Statue des sog. Burgriesen Haidl angebracht.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zurschaustellung von Menschen mit außergewöhnlichen Körpermerkmalen mehr und mehr zum Massenphänomen. Impresarios tourten oft durch viele Länder und stellten auf Jahrmärkten oder in angemieteten Sälen Menschen buchstäblich aus. Besonders bekannt ist der Fall von Sarah Baartman, die als „Hottentottische Venus“ beworben wurde. Am Beginn des 19. Jahrhunderts wurde sie auf zahlreichen Jahrmärkten und in Zirkussen vorgeführt. Das mediale Interesse und der finanzielle Erfolg ließen rasch Nachahmer auf den Plan treten, die in „Freak Shows“ Menschen mit körperlichen Anomalien ausstellten.

Eine solche Show fand im Frühsommer 1867 auch in Innsbruck statt. Ein gewisser Josef Dausch stellte damals vier Menschen vor, die als „Wunder der Schöpfung“ beworben wurden und die Sensationslust der Innsbrucker Bevölkerung befriedigen sollten. Zuvor hatte er bereits in Bozen Station gemacht und später tourte er auch noch durch andere Städte Mitteleuropas (im Frühjahr 1868 war er beispielsweise in Olmütz). Die entsprechende Zeitungsanzeige wurde dabei jeweils nur unwesentlich variiert. Die Ausstellung in Innsbruck dauerte etwa 14 Tage von Ende Juni bis Anfang Juli und fand laut Anzeige in der Innsbrucker Zeitung im Zweiten Kabinett bei der Innbrücke statt. Was damit gemeint ist, kann ich leider nicht sagen, vielleicht hat jemand aus der Leserschaft hierzu ein Idee.

Diese Veranstaltungen entwickelten sich im Laufe des 19. Jahrhunderts weiter zu den sogenannten Völkerschauen, die teilweise auch in Innsbruck stattfanden (einige Informationen dazu finden Sie hier). Deren Rassismus und menschenverachtender Hintergrund führte erst im 20. Jahrhundert dazu, dass diese Praxis in Frage und dann auch eingestellt wurde.

(Das Inserat stammt aus den Innsbrucker Nachrichten vom 26. Juni 1867. Es wurde in den folgenden Tagen noch mehrfach abgedruckt.)

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