(M)ein neues Auto?
Diese Frage könnte sich womöglich jemand aus der Gruppe der Interessierten auf dem Titelbild gestellt haben. Zu sehen sind einige Personen, die das Schaufenster eines Geschäftes begutachten, welches ein neues Fiat Modell verkauft.
Mit einem großen Banner wirbt das Geschäft: „Der neue Steyr-Fiat 1100 N – eingetroffen! – Besichtigung im Hof“. Wir befinden uns hier in der Leopoldstraße 18 im Stadtteil Wilten in Innsbruck.
Neben dem Bordstein des Gehwegs wurden drei Fahrräder abgestellt. Vielleicht ist sogar der ein oder andere mit dem Fahrrad zum Geschäft gefahren, um sich das neue Modell des Fiats anzusehen.
Auf dem unteren Bild (Foto Auslage) hat sich der Fotograf noch näher an das Schaufenster herangewagt. So ist es hier möglich das Auto hinter der Glasscheibe etwas besser zu erkennen. Ebenso sieht man auf diesem Bild ein weiteres Fahrzeug neben dem Fiat. Möglicherweise ein Mofa?
Ein genaues Aufnahmedatum der Fotografie ist leider nicht vermerkt. Dieses Fiat Modell wurde ab dem Jahr 1953 in Italien gefertigt und in Österreich zusammengestellt. Auch wird das Modell auf dem Banner als „neu“ beschrieben. Verlässt man sich auf die Aktualität des Banners stammen die beiden Fotos daher vermutlich aus dem Jahr 1953.
Foto Auslage
(Stadtarchiv/Stadtmuseum: Titelbild: KR-NE-2193, Foto Auslage: KR-NE-2194)
(Michelle Schäfer)
Irgendwo hab ich eines der Fotos schon gesehen.
Ganz rechts sieht man einen Teil des Gastgartens des Goldenen Stern, schön schattig, Kiesboden.
Und die Radler sind sicher grade vorbeifahrend extra wegen des Fiats abgestiegen oder überhaupt hierher gefahren. Ich vermute das wegen der nicht abgesperrten im Schnellparkmodus auf einem Pedal am Randstein abgestützten Drahtesel. Kann das noch wer, das Radl mit dem Pedal am Gehsteig festklemmen?
Das „Mofa“ hat es damals noch nicht gegeben, es wird eine ausgewachsene Puch 250 gewesen sein. Falls es doch nicht ganz zum Auto langt.
Auch wenn jetzt die Miesepeter der Klimabourgeoisie den glasklaren Beweis sehen werden, daß die Erderwärmung in der Leopoldstraße 18 ihren Ausgang genommen hat, das Auto hat damals Sehnsüchte geweckt und Freude gemacht. Eine Maschine, schon für sich genommen en Wunderding, die man selbst bedienen und dorthin lenken konnte wo man wollte. Ja, der Baum oder der Graben,wlecher Gra.., waren manchmal nicht ganz geplant. Ich erinnere mich nur an die total verlotterten Öffis, die damals nichts als eine Zumutung waren. Man bettelte völlig darum, den Transport selber zu besorgen.
Als passionierter Radfahrer fiel mein Blick als erstes auf die perfekt abgestellten Räder – ich glaube auch, dass diese Methode nicht mehr allzuviele beherrschen bzw ausführen, was wahrscheinlich daran liegen dürfte, dass es
1.) zu wenige freie Gehsteigkanten gibt
2.) der klappbare Ständer das abstellen an jedem Ort ermöglicht und
3.) ein an der Gehsteigkante abgestelltes Rad von den lustigen Zeitgenossen schnellstmöglich in die Waagerechte befördert wird.
Eigentlich posterwürdige Bilder. Perfekte Machowelt, auch unter anderem weil ich das ablehnte, in dieser Form ausgestorben, heute schon wieder historisch liebenswert.
Fahrrad so abstellen? Natürlich kein Problem als Baujahr 62, ich muss das wieder kultivieren! Und wer erinnert sich noch daran, dass ein gut eingerittener Ledersattel nicht mit dem Rad entsorgt/verkauft wurde, sondern auf das neue montiert?
Und welcher der Herren kam wohl auf dem Damenrad, ausgestattet mit Speichen-Rockfressverhinder-Häkel-Schutz (als was dieses Accessoir verkauft wurde? – Bitte um Auskunft)
Ich glaub, der Einhakelfressverhinderer hieß Speichenschutz (schützt den Rock und nicht die Speichen). Man mußte ihn zweimal kaufen, eine krasse Frauenfeindlichkeit verglichen mit dem am Fahrrad rechts zu sehenden nur einmal anzuschaffenden Kettenschutz (schützt das Hosenbein und nicht die Kette). Dafür war die Speichenspinne geräuschlos, während jeder zweite Kettenschutz an eben dieser Kette kratzte und ein damals sehr typisches rhythmisches Geräusch („krrkkik krkkrak“) erzeugte. Zusammen mit dem Dynamo („wiii-wii.wii“) entstand so ein für mein Kindergehör weithin hörbares Duett. Statt des Kettenschutzes gab es auch diese Hosenbeinklammern, irgendwo muß ich noch eine in einer Schublade der Marke „Zuletzt geöffnet 1983“ herumliegen haben.
Das Pedalparken sehe ich eher als überholt und vergessen als wie eine besondere Kunstfertigkeit. Eigentlich erstaunlich, wie lange es gedauert hat, ehe man das simple Einklappstangele als Abstellstütze erfunden hat. Millionen von heute noch erhaltenen „Fahrräder anlehnen verboten!“ Tafelen wären obsolet gewesen.
Phantasie im freien Fall: Das Damenfahrrad ordne ich als Muttis Fahrrad dem Jüngling in den hellen Kurzen zu.
Ich glaube, dass das Damenradl vom Herrn rechts aussen verwendet wurde, der seine Tochter (halb verdeckt) am montierten Kindersitz mitgenommen hat. Auch schön zu sehen, dass alle drei Räder das obligatorische Werkzeugtascherl am Sattel hängen haben (Inhalt: Montiereisen und Flickzeug) – nur beim Damenradl fehlt die Pumpe.