Maritimes aus Innsbruck (V)
Passend zu den Ferien zeige ich Ihnen heute diesen Urlaubsschein, hinter dem sich eine außergewöhnliche Geschichte verbirgt. Ausgestellt wurde er am 17. Februar 1918 von Linienschiffsleutnant Walter Sachers (1891-1918) für den k. u. k. Maschinengast Josef Viertler, der damit noch am gleichen Tag die Reise von Zelenika, dem südlichsten Bahnhof der Monarchie, über Bosnisch-Brod, Budapest und Wien nach Innsbruck antrat. „Dringende Familienangelegenheiten“ zwangen Viertler offenbar zu dieser langen Reise (für die Hin- und Rückreise wurden ihm je vier Tage sowie eine Fahrkarte III. Klasse gewährt). Dabei konnte er wohl kaum ahnen, dass ihm dieser Urlaubsschein das Leben retten sollte.
Viertler diente auf S.M. Unterseeboot 23, das erst am 5. Jänner 1917 in Pola vom Stapel gelaufen war. Knapp neun Monate später, am 1. September 1917, wurde es „in Dienst gestellt“. Mit dem Komando wurde Linienschiffsleutnant Klemens Ritter von Bézard (1877-1918) betraut, der über eine langjährige Erfahrung verfügte. Bereits am 22. Juni 1911 hatte er erstmals das Kommando über ein k. u. k. U-Boot (S.M.U. 2) übernommen.
Am Nachmittag des 20. Februars 1918, also nur drei Tage, nachdem Viertler seinen Urlaub angetreten hatte, lief U 23 mit dem Auftrag „den feindlichen Schiffsverkehr in der Otranto-Straße [zu] stören“ aus der Bocche di Cattaro aus. Tags darauf geriet ein italienischer Truppentransporter in Sicht und Bézard entschied sich zum Angriff. Allerdings verfehlten die beiden abgefeuerten Torpedos ihr Ziel. Ein italienisches Torpedoboot, das den Truppentransporter begleitete, entdeckte jedoch U 23 und versenkte es. Dabei kam die gesamte Besatzung, darunter auch Linienschiffsleutnant Walter Sachers, der Viertlers Urlaubsschein ausgestellt hatte, ums Leben. Hätte Josef Viertler nicht am 17. Feber 1918 seinen Urlaub angetreten, wäre wohl auch er an diesem verhängnisvollen Tag an Bord gewesen …
Literatur zu U 23: Wladimir Aichelburg, Die Unterseeboote Österreich-Ungarns, Graz 1981, Bd. 2, S. 375f. / Harald Eggenberger, Österreich-Ungarns U-Boot-Kommandanten 1914 bis 1918, Schleinbach 2013, 34-36 u. 40.
(Slg. Kurt Klieber, Privatbesitz)