Die neue große Leiter
Wie letzthin versprochen, wenden wir uns heute noch einmal der V. Kompanie der Innsbrucker Feuerwehr zu. Im Jahr 1908 erhielt diese Einheit, die bisher nur über zwei Hakenleitern, einen Satz Dachleitern und eine zweiteilige, tragbare Schubleiter verfügt hatte, eine moderne Pferdezugleiter. Ein Quantensprung für die Schlagkraft der Pradler Florianijünger. Die Leiter stammte aus der renomierte Feuerwehrgerätefabrik C. D. Magirus (Ulm) und schlug mit 5.000 Kronen (knapp 40.000 Euro) zu Buche.
Auf dem Foto possieren die Steiger stolz mit ihrer neuen Leiter. Ob es sich bei „Hans“ um den „Steigerrottenführer“ der V. Kompanie, Johann Müller, oder um den Steiger Johann von Stadl oder um ein anderes Mitglied handelt, vermag ich leider nicht zu sagen. Ebenso lässt sich nur vermuten, dass sich hinter „Anton“ der „Rohrführer“ Anton Vögele verbirgt …


(StAI, Slg. Kreutz)
Aufgenommen vor der Pradler Volksschule – Anton Vögele Pradlerstraße 31, Johann Müller Pradlerstraße 1
Lieber Herr Roilo, darf ich sicherheitshalber nachfragen, ob Sie die beiden zweifelsfrei identifiziert haben? Dann könnten wir das bei uns entsprechend vermerken.
Nein, Herr Egger, habe ich nicht! Ich habe nur Ihre Mutmaßungen („Hans“ Johann Müller oder Johann von Stadl bzw. „Anton“ Anton Vögele) weitergesponnen. Die „Müller-Dynastie“ (Metzger, Schützen- und Feuerwehrhauptleute) hat jedenfalls ihren Stammsitz in der Pradlerstraße 1 / Pradl Nr. 6, die „Vögele-Dynastie“ (Landwirte, Tischler, Mesner inklusive den Kunstmalern Thaler Raffael und Heinrich) Pradlerstraße 31 / Pradl 20.
Über all diese Personen wurde in verschiedenen Beiträgen bereits etwas geschrieben, vom Müller Johann habe ich sogar einmal dieses Sterbebildchen (zusammen mit dem vom Müller Heinrich) eingestellt: https://postimg.cc/sQLRJjhw
Alles klar, danke! Leider lässt sich – zumindest für mich gesprochen – anhand des Sterbebildchens keine eindeutige Aussage treffen. Aber vielleicht taucht ja einmal ein bezeichnetes Foto auf, das eine Identifizierung ermöglicht …
Diese Ecke der Pradler Volksschule (Knabentrakt, heute VS Leitgeb I) war anscheinend öfters ein Platz zum Fotografieren! Siehe https://postimg.cc/LgM5K3gj aus dem Beitrag https://innsbruck-erinnert.at/herbstkonzert-des-maennergesangsvereins-pradl/
Ich lehne mich sehr weit aus dem Fenster, wenn ich zu den Themen Pradl oder Feuerwehr einen Kommentar abgebe. In Kombination von Pradl UND Feuerwehr gleicht das eigentlich schon einem Fenstersturz.
Meine Vermutung ist, dass das Titelbild nicht aus Anlass des Erhaltes dieser Leiter aufgenommen wurde, das wäre doch sicher mit mehr Tam-Tam gefeiert worden.
Dazu würde m. E. viel eher das Titelbild des Beitrages „Eine kurze Geschichte der Pradler Feuerwehr“ passen:
https://innsbruck-erinnert.at/eine-kurze-geschichte-der-pradler-feuerwehr/
Viel mehr Feuerwehrler, auch Zaungäste, die Rösser eingespannt, wie es sich bei einer Pferdezugleiter gehört und wie es aussieht am Ende ein weiterer Gerätewagen. Vielleicht die 1883 in Dienst gestellte Landfahrspritze? Schläuche oder Rohre sind jedenfalls zu erkennen. Das Aufnahmejahr dieses Bildes ist wahrscheinlich nicht bekannt, sonst hätte Herr Egger es sicher genannt, aber logischerweise 1908 oder später, jedenfalls nach Erhalt dieser Leiter.
Wenn ich mich an sämtliche Pradl-Kommentare von Herrn Roilo richtig erinnere, ist rechts der Villerbauer zu sehen und direkt hinter den Pferden die Mariahilfkapelle, Aufnahmeort demnach Pradler Straße. Der Zug ist womöglich unterwegs zum neuen Feuerwehr-Gerätehaus oder zur Kirche, um Segen für die neue Leiter und die sie bedienenden Feuerwehrmänner zu erbitten. Die Zaungäste stehen beim Pradler Brunnen und der Kommandant direkt vorm Roilo’schen Haus.
Sofern es denn der Kommandant ist, mit Dienstgraden und Uniformen kenne ich mich nicht aus. Aber seine Position vor der Mannschaft, die weißen Handschuhe, der zu den restlichen Männern unterschiedliche Helm und die Achselklappen lassen zumindest einen höheren Rang vermuten.
Aufnahme 1908 oder später ist klar, aber wieviel später? Wenn sie vor dem 2. Dez. 1911 entstanden ist (Wahl von Josef Kirchebner zum Hauptmann), dann müsste vor dem Roilo’schen Haus eigentlich der Kommandant/Hauptmann Josef Müller, vulgo „Wasserhäusler“ *) (Funktion 1907 – 1911) zu sehen sein. Und dessen Konterfei ist in der Vergrößerung recht gut zu erkennen.
*) Österreichische Verbands-Feuerwehr-Zeitung, 5. März 1916, S. 5
Am Titelbild zum aktuellen Beitrag „Die neue große Leiter“ kann ich ihn nicht ausmachen, also entweder nach seiner Zeit als Kommandant, oder ein weniger wichtiger Anlass. Aber hier wurde ja auch nach einem Hans/Johann gefragt und nicht nach einem Josef. Übrigens: In sämtlichen zu diesem Kommentar gesichteten Zeitungsberichten habe ich zum Nachnamen Vögele nur den Vornamen Andrä gefunden, da ist mir der Anton schlagwortmäßig wohl entwischt.
Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass unter meinem Fenster ein paar tüchtige Feuerwehrmänner mit einem Sprungtuch bereit stehen.
Hier kommt das Sprungtuch (das leider etwas löchrig ist 😉 )
Die beiden Fotos sind, wie von Ihnen vermutet, undatiert. Zum Titelfoto im Beitrag „Eine kurze Geschichte der Pradler Feuerwehr“ heißt es bei uns in der Datenbank lediglich: „Feuerwehr Pradl, alt“. Die andere Aufnahme stammt aus der Sammlung Kreutz (allerdings ebenfalls ohne näheren Verweis). Ich denke auch, dass die beiden Fotos zu unterschiedlichen Zeitpunkten aufgenommen worden sind, schon weil die meisten Feuerwehrler auf dem einen Foto weiße Hosen (Sommerpantalons?) tragen, auf dem oben eingestellte Foto mit der Leiter jedoch nicht.
Das Titelfoto im Beitrag „Eine kurze Geschichte der Pradler Feuerwehr“ dürfte frühestens 1912 aufgenommen worden sein, da man im Hintergrund – auf Höhe der Hungerburg – bereits den Aussichtsturm des Seehofs erkennen kann. Die Anlage wurde am 4. August 1912 eröffnet. Von Josef Kirchebner haben wir Fotos im Bestand, die ich oben einstelle. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht mE schon … aber wirklich weiterhelfen tut uns das auch nicht. Die Quellenlage zur Pradler Feuerwehr ist leider insgesamt recht dürftig.
PS: Ein Anton Vögele scheint im Jahresbericht der FW Ibk ab 1904 bei der V. Kompanie auf.
In Helfers Häusermeer sind als Hausbesitzer von Pradlerstraße 31 von 1902 bis 1910 Andrä Vögele, Tischlermeister, von 1915 bis 1953 Anton Vögele, Ökonomiebesitzer und ab 1957 Vögele Rosa und Mitbesitzer eingetragen
Anton Vögele, den ich selbst noch kannte, hatte mit seiner Frau Maria drei Töchter. Die vorher genannte Rosa (die jüngste und ledig gebliebene), die Anna, verehelichte Trafoyer, und die Maria (Midi, Mia), verehelichte Roilo.
Eine Tochter von Anna lebt im westlichen Mittelgebirge (Götzens??). Sie könnte sicher noch viel von ihrem Großvater erzählen und hätte wahrscheinlich auch noch interessante Unterlagen!