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Kriminal-Tango

Kriminal-Tango

Im Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck gibt es – wie Sie sicher wissen – nur redliche, rechtstreue, gottesfürchtige Menschen, denen jede Übertretung der Gesetze ein Gräuel ist. Fast genauso schrecklich ist uns, die Verbreitung von Dokumenten, die Rechtsbrüche darstellen. Aber Einer muss es ja machen. Keinen Ahnung, warum gerade ich das bin…

Wir blicken auf eine dramatische Szene im Innsbrucker Straßenverkehr. Es scheint, als befinden wir uns auf einem Hügel. Es dürfte in alle Richtungen leicht nach unten zu gehen. Wohl ein etwas seltsamer Ort.

Unter den gestrengen Augen eines den Verkehr überwachenden Polizisten sehen wir Fahrrad gegen Straßenbahn. Oder Straßenbahn gegen – oder über? – Fahrrad. Eine mutige junge Frau tritt um ihr Leben in die Pedale, um nicht von der heranrasenden Straßenbahn zermärschert zu werden. Wird sie es schaffen?

Der hinter ihr radelnde Mann scheint das Überleben über die Geschwindigkeit zu stellen und zu bremsen. Sicher ein Feigling. Dabei ist die ist diese Kreuzung nicht nur von einem Polizisten, sondern auch von zahlreichen Ampeln, die in alle Richtungen zeigen, überwacht.

Ob die Frau das Rennen überlebt hat und dann vor dem sicherlich einschreitenden Polizisten unerkannt flüchten konnte, ist leider nicht überliefert.

Oder fährt die Bahn vielleicht gar von der Szenerie weg? Waren der Polizist und sein Kabäuschen bisher schon einmal Gegenstand der Diskussion in diesem Forum? Ich kann mich spontan an wenige Diskussionen zu dieser Kreuzung erinnern.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck)

Dieser Beitrag hat 23 Kommentare
  1. Wer jemals in Innsbruck mit dem Rad unterwegs war kennt diesen Hügel. Die Steigung ist allerdings von Ost nach West kürzer, dann kann man bequem das Rad rollen lassen. Es müsste interessant sein, einmal ein Aquarell o. ä. aus der Vor-Fotozeit vom unverbauten Zustand zu sehen.

    Die Radler sind nicht in solcher Gefahr wie man heute meinen möchte. Ich bin acht Jahre die halbe Steigung hinaufgefahren, hab mich mit Handzeichen zum Linksabbiegen in die Angerzellgasse zwischen den Schienen des rechten Gleises eingereiht. Die Kommunikation mit den Autofahrern war perfekt. Wenn sich der Radler umdrehte um die Verkehrslage hinter sich einzuschätzen, stellte sich der kluge Autofahrer drauf ein, daß er jetzt gleich rechts neben dem Fahrrad vorbeifahren muß. Nur die Straßenbahn war da störrischer, sie tat sich halt auch mit dem Bremsen schwerer. Alles ging mit Hirn und Rücksicht wenn man nur wollte.

    Die Frau auf der Kreuzung tut sich schwer mit ihrem Rad ohne Gangschaltung. Dazu noch die Einkaufstasche typisch über die Lenkstange gehängt.

    Hinter dem Ampelschalthäusl war jahrzehntelang ein französisch klingendes Kleidergeschäft.

    1. Linksabbiegen in die Sillgasse und das Geschäft mit der Krabbe hat sich wirklich lange gehalten. Wann ist es eigentlich verschwunden? Aus dieser Zeit stammt auch die Scherzfrage: Welche ist die längste Straße von Innsbruck? Die Museumstraße, da kann man bis zur Nordsee sehen. Das war zum Zeitpunkt der Aufnahme sicher noch nicht möglich. Wann die gemacht wurde wissen aber sicher unsere Tram-Kundler.

  2. Unter diesem quadratischem Schachtdeckel dürfte früher der Sillkanal durchgeflossen sein – der Grund dieses Hügels.

    1. Wieso „dürfte“? Das i s t er.
      Eine bewußte Erinnerung aus dem 46-er Jahr, als ich mit Mama (schon von Fritzens aus) nach Innsbruck kam, um Tante Pepi in Hötting zu besuchen:
      Das „Bett“ des Kanals war wasserleer – aber unterm 2. Brückele, das zur ehemaligen Baur Wattefabrik hinübergeführt hat – von der Sillgassse aus – da wurde die „Überdachung“ durch diesen Steg perfekt ausgenützt – es standen mehrere Hasenställe – oder waren es Hennensteigen? – darunter… (vielleicht beides? Wir hatten es eilig, also..)
      Aber da auch mein Papa im Fritzener Holzschupfen zwei Hasen hielt (so wie er es von zuhause in Deutsch Wagram gewohnt war) habe ich das eigentlich ganz normal bis „sehr zweckmäßig“ gefunden.
      Allerdings habe ich das nur das eine Mal gesehen. (Und bis heute hat niemand es mir geglaubt…)

      1. „Dürfte“ habe ich deshalb geschrieben, weil die Querung des Sillkanals auch einige Meter östlich dieses Schachtes gewesen sein könnte. Wenn ich mir nun den zweiten Beitrag zu dieser Kreuzung, an den uns Herr Auer erinnert hat, anschaue, dann bin ich mir nun auch sicher, dass es so war!

      2. Ihre Zeitzeuginnenberichte finde ich immer ganz besonders interessant, Frau Stepanek. Vielen Dank dafür.
        Da der Sillkanal im WWII durch Bombentreffer beschädigt wurde, was letztlich zu seiner Auflassung führte, ist es m.E. plausibel, dass das Kanalbett 1946 kein Wasser mehr führte und in der Innenstadt mit ihren vielen unterschiedlichen Nutzer:inneninteressen stellenweise anderweitig genutzt wurde. Möglicherweise waren die Bombenschäden vor allem in der Innenstadt und in Wilten in Nähe der Bahnhöfe so groß, dass der Kanal nur dort völig zerstört war (vielleicht kann mich da jemand korrigieren, die/der es besser weiß) und im Unterlauf östlich der Innenstadt vielleicht weitgehend frei geblieben ist oder wieder freigeschaufelt wurde, so dass Regenwasser und andere in den Kanal noch eingeleitete Oberflächenwässer weiterhin Richtung Sill ablaufen konnten, das Kanalbett nicht im Lauf der Zeit mit Regenwasser volllief und somit weitgehend trocken blieb? Alles nur Spekulation natürlich.

        1. Danke, Herrr Schneiderbauer!
          Und ein Geständnis: Ich habe diesen Buckel der Museumstraße „geliebt“, weil ich bei der Fahrt mit der Einser von hier aus bis zur „Brunecker Straße – Pradl umsteigen“ von der hinteren Plattform aus so schön den Planötzenhof und den Hechenberg hinter den Burggraben-Häusern emporwachsen sehen konnte…

          1. Ich beneide Sie darum, Frau Stepanek, auf der hinteren offenen Plattform mit der Straßenbahn gefahren zu sein! Das ist mein Lieblingsplatz bei Sonderfahrten mit historischen Eisenbahnen und Straßenbahnen. Zumindest im Sommer muss es (vielleicht auch nur aus heutiger verklärender Sicht?) herrlich gewesen sein, sich jeden Tag auf dem Weg zur Schule oder zur Arbeit den Fahrtwind um die Nase wehen lassen zu können und solche Ausblicke zu haben, wie Sie sie beschreiben. Im Winter dann wahrscheinlich weniger, wenn bei Kälte die Innenräume der Beiwägen überfüllt waren.
            Jetzt muss ich Sie aber gleich auch noch was fragen: in einem anderen Forum wurde die Frage gestellt, ob es früher bei den IVB schon Haltestellenansagen gab. Niemand konnte das mit Sicherheit beantworten. Jetzt haben Sie beiläufig geschrieben „Brunecker Straße – Pradl umsteigen“ – wurde das von den Schaffnern so verkündet?

          2. Die Schaffner riefen – wenn in Form eines Wanderschaffners – „Die Fahrkarten bitte!“, die stationär eingekäfigte Wesensform rief „Vorgehen!! Zum Hundertschten Mol!!“. Allerdings fällt mir ein Witzbold von Schaffner ein, der die Haltestelle beim Gasthaus Niedermayr mit „Nieder mitm Mayer“ avisierte. Also doch zumindest in den doch recht leisen Fiat Obussen. Der Gräf & Stift röhrte hingegen recht laut.

            Zu den offenen Plattformen: Die hintere (oder hinterste bei mehreren Beiwagen) war auch bei mir sehr begehrt. Wobei man bei der Haller und Igler im Zwiespalt war: An der Brüstung stehen oder auf einem der beiden Dreieckbankln im Eck sitzen? Siehe hier:
            https://postimg.cc/JsyxBYFK . Sakko und Krawatte waren damals der Ausgang Dress Code der männlichen Jugend.

          3. Danke, Herr Hirsch, für die Schaffnergeschichten und für das Zeigen dieses Farbdias der 4er in Thaur, mit der Beschreibung der Plattformnutzung ist das gleich nochmal interessanter. Die Ecksitze sind natürlich auch heute noch die Krönung. Unweigerlich denke ich dabei daran, dass von der Position des Fotografen aus heute schon wieder alle zehn Minuten eine Straßenbahn zu sehen ist, wenn auch ohne gemütlichen Heckbalkon.

        2. Jawohl, Herr Schneiderbauer!, die Haltestellen w u r d e n ausgerufen – ganz besonders die Umsteigestellen!
          Und auf der hinteren Plattform blies einem ja kein Fahrtwind um die Nase – da war man durch Trieb- u n d Beiwagen windgeschützt – und konnte sich die Gründerzeithausfassaden in A.-Hofer-, Bürger-, Anich- und Museumstraße ein bißchen einprägen – und eben auch diese „heraufwachsenden“ Berge, wie z.B. über dem kleiner werdenden Westbahnhof stieg die Serles immer höher (aber nur bis zum Knick bei der Haltestelle Schöpfstraße), dasselbe auch den Viaduktbögen entlang in der Ing.Etzel Straße.
          Ja, Schuld daran war mein Vater! Denn erstens sagte er: „Merk dir aans – steig oiwei in’n letztn Wagon ei! Wäu daun passiert dir nix bei an Zusammenstoß“ und zweitens stand er selbst mit mir auf der hinteren Plattform des letzten Waggons – er fuhr weiter bis Innsbruck (Ziel: „Tintenburg“ = ÖBB-Dion)- so ab Mai, davor waren es geschlossene Waggons…im Winter!
          Ja, bei der Tram war die hintere Plattform einfach der allerbeste Platz! Sommers – und Winters! Mit Grippe hat man sich nur „innen“ anstecken können –

          1. Ergänzung: Vom Bahnhof Fritzens nach Hall bin ich 1948/49 als Fahrschülerin gefahren.

  3. Herrlich dieses Foto!
    Das war mein täglicher Schulweg rauf in die
    Michael – Gaismayr – Straße….. Nix mit Bus und Straßenbahn!
    Und ich habs trotz geringer Überlebenschancen geschafft, jeden Tag diese äußerst gefährliche Straße zu überqueren….

  4. Gell Frau Caccavo, wir haben uns früher nicht so vor allem und jedem gefürchtet wie heute 🙂

    Ich vermisse Herrn Schneiderbauers Erklärung, was es mit den hellen Streifen am Beiwagen auf sich hat.

    1. Da kann ich leider nur spekulieren. Ein Erklärungsversuch wäre, dass der Wagenkasten des Beiwagens gerade in Bearbeitung durch die Werkstätte ist, um das IVB-Farbschema zu bekommen, möglicherweise mit neuer Verblechung (die hellen Elemente sehen stellenweise aus wie Leisten), aber in diesem Moment gerade eingesetzt wird, vielleicht weil Wagenmangel herrscht?

  5. Ein Arschlingsfoto eines Straßenbahnzuges mit ex-Basler Beiwagen und passendem Triebwagen, beide noch in Originalgrün. Augenschmaus! Datierung deshalb lt. „Kreutz“ 1950 bis spätestens 1955, weil Bw 152 1956 eine Compactkupplung erhalten hat, vermutlich aber wegen der Lackierung eher 1950-51. vielleicht finden andere ja noch Hinweise für eine genauere Angabe.
    Die Radfahrenden riskieren nichts (was auf dem Foto zu sehen wäre), da die Straßenbahn nach Osten rumpelt. Ob eine weitere gerade nachkommt, weiß man allerdings nicht.
    Dass hier ein weiterer Standort eines ampelschaltenden Kabinenpultizisten war, sehe ich zum ersten Mal. Sehr interessant!
    Eine Frage an Wissende: die Schotterfläche um das Schaltpult, ist das der zugeschüttete Sillkanal? War dort nicht ein Becken, das auch die Form und Größe des kleinen Platzes dort erklären würde, mit einem Wehr, bevor der Kanal dann mit größerem Gefälle Richtung Dreiheiligen abfiel?

    1. Herr Schneiderbauer, wir haben jetzt zwei Gemeinsamkeiten! Auch ich habe mich gewundert, was auf diesem Foto so schrecklich ist – durch die wegfahrende Straßenbahn passiert ja sicher nichts mehr – und dass es hier auch ein Schalthäuschen gab, wusste ich auch nicht mehr.

      Die Schotterfläche ist auf alle Fälle der zugeschüttete Sillkanal. Nach meiner Erinnerung war er in diesem Bereich (zumindest entlang Museumstraße Nr. 23) vor dem Zuschütten mit Brettern abgedeckt.

      1. Herr Roilo, stimmt auch meine Vermutung, dass es dort ein Becken mit einem Wehr gab? Irgendwo habe ich mal aufgeschnappt, dass der Sillkanal im Verlauf des heutigen Klara-Pölt-Wegs zumindest bis zur Universitätsstraße eher ein Wildwasser gewesen sein soll, mit lautem Rauschen und starkem Gefälle. Davor und danach war er wohl weitgehend ein zwar schnell, aber ruhig fließendes künstliches Gewässer.

        Ein weiteres Ampel-Schalthäuschen habe ich kürzlich auf einem Foto von der Kreuzung Klostergasse x Leopoldstraße entdeckt, wo die Straßenbahnen aus dem Bergiselbahnhof aus- bzw. in diesen einfuhren.

        1. Rein altersmäßig müsste ich zumindest in der Dreiheiligenstraße / Universitätsstraße über den noch wasserführenden Sillkanal gegangen sein, ohne mich aber an das fließende Wasser und an Wildwassergeräusche erinnern zu können. Man erzählte mir, dass mein Vater, solange er nicht „im Krieg“ war, mit mir fast jeden Sonntag hinein auf den Rennweg ging, oft in den Hofgarten, auch in die Stadtpfarrkirche – wahrscheinlich war ich ja sein ganzer Stolz! Es muss ja damals überhaupt der Brauch gewesen sein, dass die Pradler hierher promenieren gingen, ich besitze einige Bilder dieser Art aus meiner Verwandtschaft. Als wir dann alleine waren, ging ich mit meiner Mutter diesen Weg „in die Stadt“ zum Einkaufen – in Pradl gab es ja nichts außer kleine Lebensmittelgeschäfte. Nach dem Krieg war der Kanal nur mehr ein Rinnsal, das nur mehr das Oberflächen – und Dachrinnenwasser aufnahm und in das viel Abfall landete, bis dann vorzu alles zugeschüttet wurde. Entsprechendes Material aus dem Bombenkrieg war ja zur Genüge vorhanden.
          Gut erinnern kann ich mich noch an das (stillstehende) Mühlrad in der Adamgasse, da ich hierher 1945- 46 alle Monat einmal zur TBC-Untersuchung musste. Hier war die Ausweichstelle des städtischen Gesundheitsamtes – das Rathaus hatte ja einen großen Bombenschaden erlitten.
          Als ich dann in die Angerzellgasse landete, führte mich mein täglicher Heimweg durch die Museumstraße (auch natürlich alles zu Fuß, Frau Caccavo!) und von damals her kann ich mich an die Bretterabdeckung entlang der Sillgassenseite vom Haus Museumstraße Nr.23 erinnern. Auf dieser wunderbaren Sillkanalkarte in https://innsbruck-erinnert.at/nackenstarre-fuer-stadtplannarrische/ glaube ich, diese Abdeckung auch erkennen zu können. Von einem Wehr sieht man allerdings nichts, ich kann mir aber vorstellen, dass vor den diversen Abarbeitungsgeräten der Lodenfabrik ein Gitter eingebaut war, eventuell auch eine Beruhigungstrecke mit geringeren Gefälle, in dem alles Daherschwimmende aufgefangen werden konnte.

  6. In diesem Abschnitt des Klara-Pölt-Weges stand auch eine mit Wasserkraft betriebene Tuchwalke, die vielleicht zur Geräuschbildung beigetragen hat.

    Auf dem 40er Luftbild sieht man übrigens, daß der Sillkanal nach der Kreuzung noch ein paar Meter hinter dem Le Crabe Haus unter Tage geflossen ist. Die Stöcklgebäude der Museumstraße konnten so auch von der Rückseite erreicht werden.

    Der Schachtdeckel kommt mir zu weit links vom Sillkanal vor, der floß doch ein paar MEter weiter östlich?
    Abschließend nochmals eine Bemerkung zur „Gefährdeten“ Radlerin: Damals war der Verkehr im buchstäblichen Sinn überschaubar. Radler und Tram haben vorher brav bei Rot gewartet, mit freier Sicht auf eine wahrscheinlich verkehrsfreie Museumstraße. Das Risiko, hinter der Dreier abzubiegen, war dann null.
    Hier noch ein Bild aus ähnlicher Zeit mit Blick von der anderen Seite, Bestand Dr. Geiler.
    https://postimg.cc/ygSNR6NN

  7. Kann jemand herausfinden, wann diese Ampelanlage installiert wurde? Meiner Meinung war es die erste in Innsbruck, noch vor dem Stockereck – kann mich aber auch täuschen.

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