Kindermühle in Hötting…?
Könnte man hier auf den ersten Blick fast lesen. Richtigerweise heißt sie natürlich „Hindermühle“ und hat nichts mit Max und Moritz zu tun. Der Baukern des Gebäudes dürfte lt. Kunsttopographie auf dem 16. Jhdt. stammen. Damit würde die „Hindermühle“ aber dennoch nicht zu den ältesten in Hötting zählen: Bereits im Jahr 1334 wird erwähnt, dass Abt Konrad von Wilten in Hötting eine Mühle kauft.
Neun Mühlen erwähnt dann der Theresianische Kataster (1775) in Hötting, vier davon alleine im Bereich der Kirschentalgasse, im Unterlauf des Höttinger Bachs – darunter auch die hier abgebildete Hindermühle, auf der heutigen Adresse Kirschentalgasse 30. Im Laufe des 19. Jahrhunderts verschwanden diese Mühlen zusehends, wohl auch in Hinblick auf die große Konkurrenz in Mühlau, die Rauchmühle. Die „Hindermühle“ ist im franziszeischen Kataster von 1856 noch verzeichnet, gemeinsam mit sechs anderen Höttinger Mühlen. Die Chroniken von Hötting schreiben über das weitere Schicksal dieser Mühlen: Seit dieser Zeit ist eine Mühle nach der anderen eingegangen. Am ehesten nachverfolgen lässt sich die Achammer-Mühle (Ecke Schneeburggasse – Kirschental), die bis 1930 existierte.
Die Hindermühle ist mittlerweile nicht nur in ihrer Funktion als Mühle verschwunden, auch das Gebäude existiert in der alten Form nicht mehr. Hier lohnt sich übrigens der virtuelle Spaziergang via Google maps: Steht man oberhalb der Mühle, ist der alte Zustand zu sehen (Stand September 2018). Einen Mausklick weiter unten und der Neubau (Stand 2020) ist im Bild. Wer genau hinschaut, sieht dort nicht nur halbnackte Mander, sondern auch die Madonna, die vom Altbestand auf den Neubau übertragen wurde.
Die Bleistift-Zeichnung unseres Titelbilds ist mit 5. Juli 1855 datiert, die Beschriftung besagt
„A.(? oder St.?) v. G. “ – vielleicht kann ja ein/e Leser*in den/die Künstler*in identifizieren?
(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-7272)