k. u. k. Krankenabschubstation
Noch so einem merkwürdigen Begriff aus dem Wortschatz der Militärbürokratie wollen wir uns heute zuwenden (den Begriff Kranken-Sortierungsstation haben wir letzte Woche bereits kennengelernt).
Die enorme Anzahl an Verwundeten und Kranken – die offiziösen Statistiken weisen allein für 1914/15 rund 1,1 Millionen verwundete und rund eine Million kranke Armeeangehörige aus – stellten hohe Anforderungen an das Militärsanitätswesen der Monarchie. Vom Hilfsplatz über die frontnahen Brigade- oder Divisionssanitätsanstalten bis in ein Garnisons- oder Reservespital im Hinterland war es ein langer Weg. Auch wenn natürlich längst nicht jeder Erkrankte oder Verwundete gleich ins Hinterland gebracht wurde, stellte schon die Abwicklung der Verwundetentransporte eine enorme logistische Herausforderunfg dar.
Bereits die Vorkriegsplanungen Österreich-Ungarns sahen die Errichtung sog. „Krankenabschubstationen“ vor: „Es sind dies Sammelstellen für eintreffende Kranke und Verwundete, welche von diesen Stationen aus in die Krankenzerstreuungsstationen abgeschoben werden. Wo Bahnen zur Verfügung stehen, werden die Krankenabschubstationen an thunlichst weit vorne gelegenen Bahnpunkten etablirt und das selbst auch gleichzeitig und je nach Bedarf Reservespitäler oder Feldmarodenhäuser, etc. errichtet“, heiß es etwa in dem von Oberstleutnant Leopold Schleyer publizierten Handbuch Die wichtigsten Bestimmungen der Feld-Vorschriften zum Gebrauche der Herren Militär-Ärzte (2. Auflage, Wien 1901).
Dementsprechend gelangten während des Ersten Weltkrieges im Bereich der einzelnen Armeen Krankenabschubstationen zur Aufstellung, von denen aus die verwundeten bzw. kranken Offiziere und Mannschaften per Eisenbahn ins Hinterland transportiert wurden. Analog dazu entstanden an den Bahnhöfen größerer Städte, wie Innsbruck, im Laufe des Krieges ebenfalls Krankenabschubstationen, von denen aus die eingelangten Verwundeten bzw. Kranken in die sog. Krankensortierungsstation und sodann entsprechend ihrer Bedürfnisse in die Spitäler vor Ort verlegt wurden.
Unsere Titelbild zeigt die k. u. k. Kranken / Verwundeten-Abschubstation in Innsbruck um 1916.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck).
Die Krankenabschubstation befand sich in der Brunecker Straße.
Laut der Beschriftung des Gebäudes handelt es sich eigentlich um eine „Abschubsstation“, demnach wurde da geschubst, nicht geschoben.
Wohl eher nicht, das zusätzliche -s in „Abschubsstation“ zeigt den Genitiv an. Es heißt dasselbe wie „Station des Abschubs“.
Im Sinne von etwas schubsen müsste es „Abschubsesstation“ bzw. „Station des Abschubses“ heißen.
Natürlich. 🙂 Es sollte nur ein kleiner Pun sein, weil ich zu den Bildern, so interessant ich sie finde, nichts wirklich Sinnvolles sagen kann.
Wenn man bereits davon ausgeht ein zusätzliches Genitiv s hätte sich dazwischen gedrängt, kann man auf solche Ideen kommen.
‚Krankenabschubstation‘ geht aber auch gänzlich ohne ein solches s wie uns der Autor im Text beweist.
Folglich bin ich ganz bei Herrn Schneiderbauer und finde eine Abschubsstation darf man auch ohne Zusatz s sehen. Eine Station in der – wenn auch nicht ganz ernst gemeint – geschubst und nicht geschoben wird ist grammatikalisch jedenfalls korrekt.
Auch Blumentopferde brauchen schließlich keinen Hafer.
Am Wort Abschubsstation ist jedenfalls die historische Unterscheidung zwischen langem und kurzem -s sehr gut zu erkennen.
Das lange -s ist leider auch bei Frakturschriften immer mehr im Aussterben begriffen. Bei manchen Produktbezeichnungen wie z.B. beim Logo von Warsteiner-Bier wurde das lange -s durch ein kurzes -s ersetzt.
Herzlichen Dank Herr Auer. Bisher dachte ich das runde s bezeichnet hauptsächlich ein Wort-bzw. Sibenende, wohingegen das lange s innerhalb oder am Wortanfang steht. Schade, so gerne hätte ich gewusst wie man eine hypothetische ‚Schubs Station‘ korrekt geschrieben hätte.
Wenigsten hat man damals nicht Abschub’s geschrieben. Und K.u.K’s.
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