In Stein gemeißelt (VI.)
Nachdem es Maximilian gelungen war, die Erblande zurückzuerobern, begann er mit Vorbereitungen für einen Feldzug gegen Ungarn. Er streckte diplomatische Fühler in die Länder der Stephanskrone aus, um zumindest einige Teile des ungarischen Adels auf seine Seite zu ziehen. Der Landeshauptmann Kroatiens hatte den jungen Habsburger bereits anerkannt. Währenddessen gingen die Kämpfe in den österreichischen Erblanden noch vereinzelt weiter, v.a. in Niederösterreich leisteten Truppen der Schwarzen Armee, die sich unter Matthias Corvinus und seinem Vater gebildet hatte, noch Widerstand. Sie sollten ihren König nicht lange überleben, doch sie waren eine gefürchtete Kampftruppe ihrer Zeit. Sie waren eine frühe Form eines stehenden Heeres, dessen Soldaten sich ausschließlich dem Kriegshandwerk verschrieben hatten; um diese Armee jedoch finanzieren zu können, schraubten sich die Steuern auf ungeahnte Höhen. Der italienische Humanist Antonio Bonfini, der sich lange Zeit am ungarischen Hof aufhielt, schriebe über die Soldaten:
„Bedenkt euch, was eure Pflicht, was eure Bestrebung ist. In Ungarn sind die Menschen in drei Gruppen unterteilt: die erste beschäftigt sich in religiösen Angelegenheiten, die zweite kämpft, die dritte bebaut das Land. Ihr sollt keine Wissenschaft lernen, keine Gewerbe, kein Handel soll euch kümmern. Ihr seid Krieger, und wenn ihr nicht immer im Söldnerdienst stündet, könntet ihr keineswegs anständig leben. Wenn ihr die Zeit zu Hause vertrödeltet, könntet ihr die Notdurft nicht
ertragen, ihr würdet immer an Raub, Meuterei und an Gewalttaten denken. Der Friede ist für euch sehr gefährlich, die Natur schuf euch für den Krieg“[1]
Obwohl die Vorbereitungen noch nicht abgeschlossen waren, brach Maximilian Anfang Oktober 1490 auf, um ins Herz Ungarns vorzustoßen. Truppen des böhmischen Königs, seines bedeutendsten Gegenspielers, bedrohten weiterhin die Erblande, doch davon ließ er sich nicht abringen. Innerhalb weniger als eines Monats fielen Eisenstadt, Ödenburg, Güns, Steinamanger in seine Hand, während er weiter nach osten vorstieß. Loyalitätsbekundungen erreichten ihn auf seinem Vormarsch selbst aus Siebenbürgen. Mitte November erschien er bereits vor Stuhlweißenburg (ung. Székesfehérvár), das von Stephan I. zur Stadt erhoben worden und der Krönungsort der ungarischen Könige war. Am Morgen des 17. Novembers sandte Maximilian seinen Stallmeister Johann Deschitz, der ihm bereits in Burgund gedient hatte, aus, um die Vorstadt zu nehmen. Sobald sie sich in seinem Besitz befand, wurde die Artillerie in Stellung gebracht, um das Stadttor unter Feuer zu nehmen. Böhmische Söldner und deutsche Landsknechte erklommen indes die Mauern und bahnten den weiteren Truppen den Weg durch das Tor in die Stadt. Während Maximilian die adeligen Helden des Tages zu Rittern schlug, wurde die Stadt von den Soldaten drei Tage lang geplündert; angeblich wurden bis zu 400.000 Gulden von ihnen erbeutet. Die Bevölkerung bezahlte ihr Verbrechen, in der Stadt gelebt zu haben, teuer – auch vor den Kirchen machte das Morden keinen Halt.
Die Disziplin der Soldaten hatte unter den Vorgängen so stark gelitten, dass sie sich weigerten, den Weg nach Ofen, die Hauptstadt, fortzusetzen. Mit reicher Beute beladen, desertierten zahllose Soldaten, an die Eroberung Ofens war bald nicht mehr zu denken. Der Wintereinbruch beendete alle noch bestehenden Pläne, am 4. Dezember brach Maximilian nach Wiener Neustadt auf.
Team Stadtarchiv (Ph-A-10171-007)
[1] Zitiert nach: Gyula Rázsó, “Söldnerheer Und Kriegspolitik von Matthias Corvinus.” Acta Historica Academiae Scientiarum Hungaricae, vol. 33, no. 1, Institute of History, Research Centre for the Humanities, Hungarian Academy of Sciences, 1987, S. 81–82.
Es ist unglaublich, mit welcher Perfektion und Liebe zum Detail der Bildhauer sich in diesen steinernen Reliefs mit seiner meisterhaften Künstlerhand verewigt hat.
Besonders gelungen sind die Rauchschwaden der abgefeuerten Kanonen!