Hoch die Niederlage
„Mander, isch’s noch zeitgemäß?“ titelte die Tiroler Tageszeitung im August 2024 anlässlich des Vorschlags des pensionierten Brigadiers Ambros Eigentler die Erinnerungskultur des Landes Tirol zu überdenken. So stellt sich auch die Frage, ob Andreas Hofer und damit die Tiroler Landeshymne als Identifikationssymbol zeitgemäß sind? Daran und auch an der aktuellen Diskussion in der Steiermark, zeigt sich, wie sehr Hymnen und speziell die Landeshymnen noch immer emotionalisieren und mit hoher Bedeutung aufgeladen werden.
Gerade in Tirol hat die Landeshymne einen besonderen Charakter, da sie keine Naturschönheiten, die Landschaft oder den besonderen Menschenschlag besingt, sondern den heldenhaften Tod eines Kämpfers. Der Text geht zurück auf ein Gedicht des jüdischen Burschenschafters Julius Mosen von 1831. Für ihn war Hofer ein Kämpfer für die deutsche Sache, wie bereits in der ersten Strophe „ganz Deutschland“ und in der dritten „dem verratnen Deutschen Reich“ ersichtlich wird. Widersprüchlicherweise ging es Andreas Hofer nicht um die deutsche Sache, da ja die Bayern seine Hauptgegner waren.
Neben der Landeshymne gibt es noch die geheime Tiroler Hymne „Dem Land Tirol die Treue“ komponiert von Florian Pedarnig und getextet von Josef Pedarnig. Bei der Menge an Kleidungsstücken, Wirtshausschnitzereien und sogar Aufklebern auf Traktoren, Baumaschinen und Autos mit dem Titel des Liedes könnte man annehmen, dass es die Popularität der eigentlichen Hymne übersteigt.
Veranstaltungstipp:
Dienstag, 1. April 2025
19:00 Uhr
Stadtbibliothek Innsbruck, Amraser Straße 2
O du mein Österreich – (K)eine Lobeshymne
Buchpräsentation und Podiumsgespräch
Mit Christoph Janacs, Brigitte Scott und Thomas Nußbaumer
Moderation: Boris Schön
Hymnen. Sakrosankte Identifikationssymbole jeweiliger Bevölkerungen? Aus der Zeit gefallener, pathetischer Schwulst? Wo sie zwischen diesen beiden Polen anzusiedeln sind, welch problematische Schöpfer etliche von ihnen haben und wie damit von offizieller Seite umgegangen wird, untersucht das Buch „O du mein Österreich“ und wird vertiefend auf dem Podium diskutiert.
Herausgeber Christoph Janacs, Mitautorin Brigitte Scott und Musikwissenschaftler Thomas Nußbaumer unternehmen eine historisch-kritische Betrachtung der Österreichischen Landeshymnen.
(Stadtbibliothek Innsbruck)
Muß 1959 gewesen sein, als noch der Konsum an der Ecke Andreas-Hofer – und Egger-Lienz-Straße „in Betrieb“ war – warum hätte jener junge Eisenbahner, der sich eine Jause dort kaufte, sonst gesagt:
„Der Andreas Hofer? Mei… a Kriegs -„Held“ war er halt aa – so wia alle andern – er isch im Wirtshaus gsessn und hat si’s guat giahn lassn – und die andern sein dafür „draugangen“ … was gibts’n da z’feiern???“