Hier gabs nur zweite Plätze
Einen schönen Überblick der Grabungsarbeiten am Marktplatz bietet dieses Murauer-Bild aus dem Winter 1990. Erwartet wurden weniger neue archäologische Erkenntnisse zur Innsbrucker Stadtgeschichte als die Lösung (am besten gleich „aller“) Parkplatzprobleme der Altstadt. Wie bei anderen städtischen Unternehmungen dieser Zeit war man sich über die grundsätzliche Notwendigkeit von innerstädtischen Tiefgaragen im Klaren, wer die Bilder des oberirdischen Parkplatzes, der davor hier bestand, kennt, kann nur zustimmen. Bezahlt wurden diese Projekte nicht von der chronisch postolympisch finanzklammen Stadt, sondern von privaten Unternehmen, die dafür jahrzehntelang den Löwenanteil der Einnahmen lukrierten. In einer damals selten gepflogenen Laune der aktiven Bürger:innenbeteiligung bei der Oberflächengestaltung wurde ein Volkswettbewerb ausgeschrieben: Auf eine in Innsbruck Informiert in jeden Haushalt gesendete Vorlage konnte man Bäume, Büsche und Bänke platzieren und das ganze bei einem Wettbewerb einreichen. Dieser wurde dann auch durchgeführt, bei der Prämierung gab es dann ganze drei zweite Plätze aber kein Siegerprojekt. Also fiel die Gestaltungshoheit doch wieder an die Stadtplanung, die sich dann für eine geschlossen versiegelte Variante entschied. Aus Sicht des Stadtbenutzers keine schlechte Lösung, wer hier schon WM-Spiele geschaut, schlechten Hamburger Fisch gegessen oder bei Christkindlmärkten den letzten Stand der Chinawarenwelt beäugt hat wird mir zustimmen: Dieser Platz ist wichtig als offene Fläche und Bäume, Büsche und Bänke sind hier eher im Weg.
Im Jahresrückblick auf 1990 schrieb Bürgermeister Niescher dann etwas schmallippig: „Ich würde nur wünschen, dass auch die Oberflächengestaltung bald ein Thema der Vergangenheit wäre“. Darunter ist ein Bild der Lüftungsrohre zu sehen, die dann ab dem Moment ihrer Errichtung für Monate die gesamte Aufmerksamkeit dieses Projekts für sich beanspruchten. Viele Innsbrucker*innen fürchteten zu erblinden ob der dort enstehenden Sonnenreflexion, bekamen Schnappatmung weil die „Finger“ genauso gut gerade hätten sein könnten oder warfen im heiligen Zorn ihre Kameras weg, weil man nie wieder ein schönes Foto von Innsbruck machen würde können. Originellerweise hat ja Instagram später entschieden, dass der Blick hinüber zu den Mariahilfstraßenhäusern ohnehin mehr Möglichkeiten bietet, sich davor mit spontan in die Luft geworfenen Armen oder sinnlichem Schmollmund von seinem Begleiter ablichten zu lassen.