Gegen das Vergessen
Wenn Sie in den letzten Tagen durch den frühsommerlich grünen Hofgarten gegangen sein sollten, dann haben sie eine Reihe großformatiger Portraits gesehen. 80 Stück. Alte Menschen. Doch: Wer sind sie?
Es sind Menschen, die die NS-Verfolgung überlebt haben. Als Kinder wurden sie aus dem Schutz der Familie in schrecklichste Gefahren gezwungen. Kinder, die Angst, Verfolgung und Tod erleben mussten. Das hat deren Leben geprägt.
Kurze Erläuterungen auf kleinen Tafeln stellen uns den Menschen vor. Wesentlich wichtiger ist aber der Eindruck, den das Gesicht des Menschen auf uns macht.
Der Fotograf Luigi Toscano portraitierte etwa 400 Überlebende. Sicherlich eine emotional schwere aber auch überaus berührende Arbeit. Zusammen mit Peter Schwarz von der Initiative Minderheiten, brachten sie die Ausstellung nach Innsbruck. Mit großem persönlichem Einsatz Mehrerer konnte dieser einzigartige Ort in Innsbruck möglich gemacht werden. Es haben auch viele öffentliche Stellen, wie die Burghauptmannschaft, Stadt Innsbruck, Land Tirol, Bundesdenkmalamt, Nationalfonds, Bundeskanzleramt usw. usw. mitgeholfen. Jeder, der mit Behörden zu tun hat, weiß, wie viel Energie, Zeit und Durchhaltevermögen das braucht…
Hier ein erster Eindruck: https://tirol.orf.at/stories/3256863/
Die Ausstellung unter dem Ehrenschutz von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, ist noch bis zum 2. Juni im Hofgarten bei freiem Eintritt zu sehen. Und ich kann Ihnen diesen Besuch einfach nur empfehlen.
(Foto: privat)
Nur aufpassen, dass die „Erinnerungskultur“ nicht zur unbeachteten alten Leier wird. In Abwandlung eines napoleonischen Bon Mots ist vom Eindringlichen zum Aufdringlichen nur ein Schritt. Ebenso vom Edelmut zur Eitelkeit.
Vom Praktischen her halt ich den Gag mit dem oft hakeligen QR Code scannen für einen Schmarrn. Abgesehen davon, daß die Porträtierten keinen Gag brauchen, der sie wieder anonymisiert. Wer scannt denn schon dauernd.
Wissen Sie, ich hoffe nach wie vor, daß Toleranz nicht Wieder zum „ranzigen“ Fremdwort wird. Meiner Beobachtung nach gibt es immer sehr viele Menschen, die rasch auf das Trittbrett der „öffentlichen Meinung“ aufspringen und ein Stückl weit mitfahren – und noch schneller wieder abspringen, weil gerade woanders ein lauter „Heldenplatz“ stattfindet, bei dem man dabei sein „muß“.
„Wir haben gewarnt, im Unterricht, weil wir es ja von „draußen“ (Rheinland) wußten – aus den Berichten unserer Familien. Und gerade jene, bei denen wir gedacht haben „sie habens kapiert“, sind bei den Aufmärschen begeistert mitmarschiert.
Jene, die im Unterricht desinteressiert und gelangweilt dagesessen sind, d i e haben nicht mitgetan, sondern – manche! – haben im Untergrund anderen Hilfe geleistet…“
Meine Erinnerung an die Erzählung eines ehemaligen Religionslehrers. Wann er mir das erzählt hat? Am 20. August 1956.