Frohe Weihnachten – Es wird besser werden!
Weihnachten ist medial eine interessante Zeit. Schließlich mischt sich die Sehnsucht nach dem Weihnachtsglück mit dem Jahresrückblick, der oftmals von Schwierigkeiten beherrscht wird. Und damit verbunden ist der Blick nach Vorne meist ebenfalls eine Kombination aus Hoffnung und Sorge. Der Blick in die aktuelle Zeitung ihrer Wahl wird dies sicherlich widerspiegeln. Genau so war es auch vor 125 Jahren. Die Weihnachtsbotschaft der Innsbrucker Nachrichten vom 24. Dezember 1897 geht scheinbar widerwillig auf innenpolitische Konflikte ein, gleichzeitig mit Dankbarkeit, weil außenpolitisch ja alles noch viel schlimmer sein könnte. Seltsam, einen so aus der Zeit gerissenen Text zu lesen, die damalige Gefühlslage zu ergründen und mit dem Wissen der Spätergeborenen auf die Hoffnungen zu blicken. Die Expertinnen und Expertinnen unter Ihnen werden sicher sofort eine Ahnung haben, um welche Krise es sich hier handelte. „Es wird besser werden, weil es besser werden muss,“ rief die Zeitung ihren Leserinnen und Lesern überzeugt zu. Wie sie wünsche auch ich Ihnen: „Fröhliche und glückliche Weihnachten!„
„Wieder ist das heilige Weihnachtsfest gekommen mit all‘ seinem unsagbaren Zauber. Eine Pause der Ruhe tritt ein in der geplagten Menschheit, die so geplagt ist, weil sie sich so viel Selbstplagen auferlegt. Manches wäre sonst anders und besser.
Wir feiern diesmal in unserem lieben Oesterreich keine politisch-fröhliche Weihnachten. Trüben wir nicht die Festfreude durch eine nähere Erörterung alles dessen, was ohnehin in unserer frischen Erinnerung haftet und auch kaum jemals vergessen werden kann und wird. Das Eine müssen wir aber sagen, dass, soweit unsere Erinnerung zurückreicht, wir uns noch nicht in so schwierigen und verworrenen Verhältnissen befanden. Ob sich der Schlossherr von Busk dies auch am heutigen Abend unter dem Weihnachtsbaum sagen mag? Sein Wille mag vielleicht ursprünglich gut gewesen sein, aber wie hat sich derselbe im Laufe der Zeit verzerrt! Indessen wühlen wir nicht in unsern Wunden, und in diesem Augenblicke schon gar nicht!
Sursum corda! Nicht verzagt! Oesterreich wurde schon von verheerenden Katastrophen heim gesucht, äußere Feinde sind eingedrungen, auf den Schlachtfeldern verbluteten Hunderttausende junger Menschenleben, wir schienen vor dem Ruin zu stehen, und immer wieder hat sich dieses alte Reich durch seine unerschütterliche Lebenskraft neu aufgerichtet, ist es verjüngt aus Sturm und Drang wieder erstanden. Danken wir Gott dem Allmächtigen, dass wir vor der Kriegsfurie verschont bleiben, dass uns der äußere Friede erhalten blieb und dass er gefestigter denn je erscheint.
Wohl ist der innere Friede schwer erschüttert, es ist gegen seine Grundbedingungen arg gesündigt worden, aber auch er kann wieder werden und er wird wieder hergestellt werden. Das deutsche Volk in Oesterreich hat keine Ursache, mit Bangen in die Zukunft zu blicken. Noch kann es keine freudige, es kann aber hoffnungsvolle Weihnachten feiern. Es hat Beweise seiner unverwüstlichen Lebenskraft, aber auch seiner unbeugsamen Energie gegeben und darüber wird man fürderhin nicht zur Tagesordnung übergehen können. Alles, was jetzt bei uns in politicis geschieht, kann ja nur darauf gerichtet sein, die schweren Schäden, die dem Deutschthum bereitet wurden, wieder zu heilen. Auch die andern Völkerschaften dieses Reiches werden einsehen lernen müssen, dass ihr Lebensinteresse es erheischt, sich nicht gegen die Deutschen feindlich zu stellen. So gut wie überall im Staate gilt dies auch in unserm engern Vaterlande von unsern italienischen Landesgenossen.
Darum trotz der momentanen schier unlösbaren Schwierigkeiten unverzagt in die Zukunft geblickt! Es wird besser werden, weil es besser werden muss. In dieser Ueberzeugung rufen wir unsern Lesern zu: Fröhliche und glückliche Weihnachten!
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Slg. Günter Sommer, Bd. 47, Nr. 305)
Dem fleißigen Team im Stadtsarchiv/Stadtmuseum herzlichen Dank für die interessanten Beiträge, mit denen Sie das ganze Jahr über den Leser:innen Innsbruck und seine Geschichte näher bringen und zum Rätseln einladen. Ich wünsche Ihnen und allen Forums-Teilnehmer:innen ein frohes Fest und ein gesundes Jahr 2023!
Liebe Frau Stolz! Verspätet, herzlichen Dank für die nette Nachricht und die guten Wünsche, die ich gerne retourniere!