Fliegerpost aus Przemysl
Nimmt man die oben abgebildete Feldpostkarte in die Hand, so merkt man gleich, dass sie dünner als eine normale Feldpostkarte ist. Das war aber kein Ausdruck von Papiermangel, sondern dem besonderen Beförderungsweg geschuldet. Während der zweiten Belagerung von Przemysl wurden auf Veranlassungen des Festungskommandos auf dünnem Papier eigene Flug- und Ballonpostkarten produziert. Denn eine funktinierende Feldpostverbindung war für die Moral der Truppen enorm wichtig und so wurden zunächst gelegentlich und ab Jänner 1915 in organisierter Form Karten und Briefe über den Luftweg in bzw. aus der Festung transportiert.
Unsere Karte wurde im Jänner 1915 geschrieben und ist an Alma Auswald, per Adresse Rittmeister Ernst Hafenbraedl, in Innsbruck adressiert. Der Text lauter:
Liebes Frauerl!
Kann Dir berichten, daß es mir gut geht und [ich] vollkommen gesund bin. Bitte Dich vielmals mache Dir wegen mir keine Sorgen und erhalte mur Dich und Dodo wohlauf und gesund.
Küsse mein süßes Tochterl tausendmal von mir und grüße alle bestens.
Mit 1000 Küssen Dein Mann.
Über Karl Auswald, den Verfasser der Karte, konnte ich bislang nur einige spärliche Informationen in Erfahrung bringen. Wenn er nicht aus dem Belagerungsring entkommen konnte, so ist er am 22. März 1915 in russische Kriegsgefangenschaft geraten. Er hatte am 1. April 1910 die Malerin Alma Heller (1876-1947) geheiratet. Das Paar hatte eine Tochter – Dorothea genannt -, die 1912 in Graz zur Welt kam. Laut dem Eintrag in der Heimatrolle ist Karl Auswald am 8. Mai 1916 verstorben.
(Karte aus der Slg. Kurt Klieber, Privatbesitz / Quelle: Vor 70 Jahren – Die erste Militärflugpost)