Es herbstelt
Es ist wieder Oktober. Wie jedes Jahr ist der Sommer endgültig vorbei. Für den echten Winter ist es noch zu früh. Aber die Richtung ist klar: Es wird kalt.
Mangels großer Wasserflächen ist der echte Nebel ein in Tirol auch im Herbst nur selten anzutreffendes Phänomen. Es gibt Landstriche, in denen im Herbst der Nebel (in Oberösterreich einfach „Nöbi“ genannt, aber etwa Nöh-bi ausgesprochen) zwischen Mitte Oktober und Anfang Dezember die Sichtweite meist auf wenige Duzend Meter beschränkt. Manchmal wochenlang.
Wer das nun als trostlos, schrecklich oder deprimierend bezeichnet, hat sich noch nie im Herbst auf eine Wanderung durch einen nebligen Herbst-Wald gemacht. Die Ruhe der Landschaft und die magischen Formen, die der Nebel an den Bäumen zaubert ist etwas wirklich Wunderbares. Naja, sagt halt auch ein Oberösterreicher…
Doch zurück zu dieser interessanten Postkarte. Wir blicken etwa von der Brennerstraße auf Wilten; Stift und Basilika. Im Vordergrund die Stubaitalbahn. Der Nebel allerdings entsteht in Innsbruck meist nur zum Teil aus Wasserdampf. Der Rest ist der Staub aus dem Hausbrand. Holz, Kohle, Heizöl. Daher gab es Nebel doch deutlich häufiger als es heute der Fall ist.
An welchen dichten Nebel in Innsbruck erinnern Sie sich eigentlich? Und wann war das? Eben, es ist schon einige Jahr her.
Stadtarchiv/Stadtmuseum.
Die Innsbrucker Nachrichten vom 25. Oktober 1875 berichten über einen sehr nebeligen Besuch des 78-jährigen deutschen Kaisers Wilhelm in Innsbruck:
„Der deutsche Kaiser passierte gestern zur festgesetzten Stunde Innsbruck. Der hohe Reisende konnte kein freundliches Landschaftsbild von Tirol mit sich nehmen; war schon zur Hinreise das Wetter nebelig, so hatte der Kaiser auf der Rückreise das herbstlichste Regenwetter. Hier währte der Aufenthalt fünf Minuten.“
eine herrliche Illusion, daß der Wiltener Kirchenkomplex allein auf weiter Flur steht.
So dicker Bodennebel ist bei uns selten. An zähe, wochenlang andauernde Nebellagen kann ich mich nur an zwei erinnern. Etwa Winter 1962/63, und zehn Jahre später. Etwas östlicher, im Unterland, ist so ein Nebel hingegen schon alltäglicher.
Der Smog reichte hingegen bis zur Hungerburg hinauf und ist in langen Kälteperioden immer noch zu beobachten, wenn auch nicht so krass wie auf einer mir bekannten farbigen Ansichtskarte mit Blick vom Bergisel zur Nordkette. War offenbar noch keine Antiwerbung. Man scheint sich direkt beeilt zu haben, ehe den für diese Fälle wichtigen Föhn abzuwarten.
Den Masten der Stubaitalbahn nach würde ich meinen spätestens 1930.