Emile-Béthouart-Steg
Straßen und Plätze werden oft nach bedeutenden Persönlichkeiten benannt, die sich Verdienste um das Allgemeinwohl ihrer Mitbürger erworben haben. Verwundert fragen sich wahrscheinlich vor allem jüngere Innsbrucker, warum der Steg, der vom nördlichen Hofgarten über den Inn nach St. Nikolaus führt, nach Marie Emile Antoine Béthouart (1889-1982) benannt ist.
Béthouart, ein französischer General, war nach dem Zweiten Weltkrieg Oberkommandierender der französischen Besatzungstruppen in Österreich und von 1946 bis 1950 Hochkommissar der französischen Besatzungsmacht in Nordtirol und Vorarlberg.
Er betonte stets, nicht als Besatzer, sondern als Befreier gekommen zu sein und trat für einen unabhängigen österreichischen Staat ein. So ließ er an den Grenzen Schilder mit der Aufschrift „Autriche, pays ami“ (Österreich, befreundetes Land) anbringen.
Hochangerechnet wurde ihm, dass er den traditionellen Schützenverbänden bereits 1947 bewilligte, an der Fronleichnamsprozession „gemäß den alten Tiroler Traditionen“ wieder als Ehrengeleit „mit Gewehren“ teilzunehmen. Im Jahr 1950 legte er sogar vor dem Andreas-Hofer-Denkmal am Bergisel einen Kranz nieder. Und das, obwohl Andreas Hofer 1809 gegen die Franzosen kämpfte.
Auch das Befreiungsdenkmal am Innsbrucker Landhausplatz, das mit der Aufschrift PRO LIBERTATE AUSTRIAE MORTUIS an alle für die Freiheit Österreichs Gestorbenen erinnert, geht auf seine Initiative zurück.
Im Jahr 1960 erhielt General Béthouart das Große Ehrenzeichen mit dem Stern für seine Verdienste um die Republik Österreich. Im Jahr 2003 wurde der Innsteg von Prominenz und Ehrenformationen aus Österreich und Frankreich feierlich nach ihm benannt.
Auf unserem Stadtarchiv-Foto macht eine kleine Abordnung französischer Soldaten dem General Meldung vor dem Gefallenendenkmal der St.-Nikolaus-Kirche.
(Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Signatur: Ph-A-8-77)
Die „Marokkaner“ – Kindheitserinnerungen!! Dieser Teil der französischen Besatzungstruppen war eine Weile in Pradl einquartiert – ich glaube sogar (bin mir nicht sicher) in der heutigen Rennerschule (im Krieg Schemmschule) einquartiert. Zu verschiedenen Anlässen zogen sie samt Musikkapelle durch die Reichenauerstraße – Pradlerstraße – über die alte Pradlerbrücke in die Stadt. Klar, dass alles zusammenrannte um dieses Schauspiel zu sehen! Fremdländische Soldaten mit Turbanen, weißen Handschuhen und breiten weißen Gürteln, geschulterten Gewehren! Ein eigener Trommler- und Trompetertrupp, den man schon von Weitem hörte, zwischendurch schwenkten die Trompeter ihre kleinen Instrumente, an denen bunte Fähnchen angebracht waren, in der Luft. Ein besonderes Merkmal war der vorausgehende Ziegenbock! Meist marschierten wir als Anhängsel ein Stück mit, und fühlten uns als Soldaten!
Ich bin mir nun ziemlich sicher, dass die Marokkaner in der neuen, knapp vor dem Krieg fertiggestellten Pradler Hauptschule (Schuschnigg / Schemm / Renner Schule) einquartiert (sehe gerade, dass ich dieses Wort im vorhergehenden Eintrag doppelt verwendet habe!!) waren. Schon schnell nach dem Einmarsch im Mai 1945 haben die Amerikaner dieses Gebäude als ‚Kaserne‘ in Besitz genommen. Wir Buben pilgerten jeden Tag dorthin und versuchten, Schokolade zu erbetteln. Die Soldaten waren sehr freundlich zu uns! Ein Bild, das sich mir besonders eingeprägt hat: Die Amis spielten am breiten Gehsteig unterhalb der breiten Treppe in der Pembauerstraße eine Art Kegelspiel, die Kugeln waren allerdings Orangen!! Orangen – so was kannten wir ja kaum, jedenfalls gab es die nirgends zu kaufen! Allerdings durften wir kaputtgegangene Früchte zusammenklauben! Bekanntlich zogen die ‚reichen‘ Amerikaner bald einmal ab, für uns leider, Tirol wurde ja französische Besatzungszone.
Noch eine Ergänzung zu den Amis: An der Reichenauerstraße unterhalb den „Heimstätten“, also östlich der Kravoglstraße (dort, wo heute das Reithmanngymnasium steht) hatten die Amerikaner einen Baseballplatz errichtet. Auch das war eine ‚Pilgerstätte‘ für uns, einerseits wegen der zu erwartenden Schokolade, andererseits sammelten wir hier auch die Riesen-Tschiggs ein, die am Boden herumlagen. Am Straßenrand hatte man einige Reihen Sitzbänke aus Brettern aufgestellt, dahinter schlichen wir herum. Die Amis waren anscheinend gut mit Rauchwaren versorgt, sie zündeten sie an und warfen sie schnell einmal weg. Daheim lösten wir die Stummeln aus, gaben den Tabak in 100er A3 Schachteln und brachten sie Oma, die eine starke Raucherin war und die damit ihre Zigaretten ‚wutzelte‘ oder ’stopfte‘.
Ich bin in der Kärntner Straße 44 aufgewachsen und kann mich erinnern, dass auch in der Eugen Kaserne französische Soldaten
einquartiert waren. Als ich und meine etwas ältere Schwester einmal dort vorbeigingen, reichten uns Marokkaner aus einem
Fenster warmen Kakao. Meine Schwester und ich kannten dieses Getränk damals noch nicht.
Diese nette Geste wird uns immer in Erinnerung bleiben.
Ich darf noch anfügen:
als der General Bethouart verstarb, ich glaube es war in den 1980er Jahren, reiste eine große Abordnung der Tiroler Schützen zum
Begräbnis an. Dabei wurde auch die Bundesstandarte mitgetragen. Bundesstandartenführer war Oberleutnant Ferdinand Erhard.