Elegante Herren treten elegant in die Pedale
Wir blicken über die Innbrücke nach Süden Richtung der Innsbrucker Altstadt. Viel spannender ist aber die Tatsache, dass eine größere Gruppe von Herren in zeittypischen Anzügen ein Rennen oder einen Vereinsausflug auf Fahrrädern veranstaltet.
Um ca. 1890 ist das ein exotisches Ereignis, das natürlich zahlreiche Schaulustige anzog. Dabei hatte es der Radsport in Tirol anfangs gar nicht leicht. Die ersten noch mit eisenbeschlagenen Rädern ausgestatteten Fahrräder wurden in Innsbruck bereits 1869 angeboten. Als 1869 ein Radfahrer auf der Straße nach Zirl durch sein Treten ein Ochsengespann nervös machte, dass es in den Graben lief und der Kutscher dabei zu Tode kam, wurde Radfahren einfach verboten. Erst nach sieben Jahren durfte wieder geradelt werden, aber es durfte nicht schneller getreten werden, als ein Mensch auf der Straße geht.
Der Zustand der Straßen und die damaligen Materialien der Reifen lassen eine Vielzahl von Platten erwarten. Aber die Herren vermitteln einen so beschwingten Eindruck, dass sie sich von solchen Imponderabilien auch nicht den Spaß an ihrem Tun nehmen lassen.
Besonders lustig erscheint der Knabe in der Bildmitte, der die vorbeifahrenden Sportler mit einem sehr kritischen Blick prüft.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Signatur: Kr/Pl-344)
Die Wartehalle der Dampftramway nach Hall (links Mitte hinten, vor der Ottoburg) ist jedenfalls schon fertig, in Betrieb ging die Bahn am 1. Juni 1891.
Ins Auge sticht mir auch der befestigte Fußweg rechter Hand von der Brücke herunter, schön ausgeführt als Pflasterung in zwei verschiedenen Plattengrößen. Den Menschen war’s egal, der Straßenraum war damals das, was er an dieser Stelle glücklicherweise bald auch wieder werden soll, nämlich eine Begegnungszone, in der überall zu Fuß gegangen werden darf.
Die Bildqualität ist für das Alter der Fotografie hervorragend, auch in voller Größe (http://innsbruck-erinnert.at/wp-content/uploads/2020/05/KRPL-344-0-0-0-.jpg).