Eine baldige Ballonfahrt…
… haben wir im Mai in Aussicht genommen, mussten sie aber aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen absagen. Nun wird sie nachgeholt. Aber das ist ein Schicksal, das den Ballon „Tirol“, der heuer seinen 110. Geburtstag feiert, von Beginn an begleitete.
Die feierliche Taufe und die Erstfahrt des Ballons, den wir oben auf einem Bild aus dem Jahr 1912 mit der Landesflagge geschmückt, gut gefüllt und kurz vor dem Start sehen, hätte nämlich am 28. Mai 1910 stattfinden sollen. Ungünstige Witterungsverhältnisse machten diesen Plan jedoch zunichte. Die Besitzer des Ballons, der erst zwei Monate davor gegründete „Verein für Luftschiffahrt in Tirol“, konnten die Premiere offenbar gar nicht erwarten: Tags darauf begann bereits um 5 Uhr früh die Füllung des Ballons im Hof des städtischen Gaswerks in Pradl, die knapp eine Stunde dauerte. Anschließend wurde auch noch der Ballon „Salzburg“ vorbereitet, welcher sich im Besitz von Erzherzog Josef Ferdinand befand. Währenddessen fanden sich die geladenen Festgäste am Gelände ein.
„Unsere Zeit steht im Zeichen der Eroberung der Luft. Uralte Icariden-Träume der Menschheit scheinen der Erfüllung nahe. Die Wellen dieses mächtigen Interesses hat [sic] auch uns in Tirol erfaßt“, begann Vereinspräsident k. k. Hofrat Anton von Posselt-Csorich seine Festrede, in der er den Verein und seine Ziele vorstellte. Anschließend taufte Baronin Kathrein, die Gattin des Landeshauptmannes, den Ballon auf den Namen Tirol „mit dem Wunsche, daß du diesen schönen Namen stets mit Glück in die Lüfte tragen, und auch stets mit Glück die Heimkehr zu tirolischer Erde finden mögest. Das walte Gott!“
Nach der unter Jubelrufen verzogenen Champagnertaufe stiegen die beiden Ballons in die Lüfte hinauf. Der Ballon „Tirol“ – der im übrigen gelb war – erreichte rasch 2000 Meter Höhe und die Fahrtteilnehmer ließen „noch manches weiß-rote und schwarz-gelbe Papierfähnchen“ niederflattern. Nach einer Fahrt mit Maximalhöhen von über 4000 Meter endete die Premiere auf der Gerlosscharte. Nun hatten die „Fahrtteilnehmer, welche von der Fahrt in luftiger Höhe hoch befriedigt waren“, noch einen fünfstündigen Abstieg durch teils tiefen Schnee zu bewältigen, bevor sie von Zell am Ziller aus nach Innsbruck zurückkehrten. Der Ballon wurde erst tags darauf geborgen.
Die beiden Erzherzöge hatten es da etwas bequemer: Josef Ferdinand und Heinrich Ferdinand landeten in Gries am Brenner, wo ihnen die lokale Bevölkerung den Ballon „Salzburg“ mit Schlitten ins Tal brachte. Dort wartete bereits das Automobil Josef Ferdinands, das Fahrgäste wie Ballon nach Innsbruck zurückbrachte.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, KR/PL-1610, Ph-20137)