Ein Vampir in Innsbruck (I.)
In der Kunstkammer von Schloss Ambras findet sich ein Porträt, dessen Motiv ein irischer Schriftsteller weltberühmt gemacht hat. Natürlich gab es bereits vor dem 19. Jahrhundert allerhand Geschichten über Vampire, aber ihre heutige Omnipräsenz im Reich der Fantasy-Literatur verdankten sie wohl zweifellos Bram Stoker und seinem 1897 erschienenem Roman Dracula. Er war nicht der erste, der die bis in die Antike zurückreichende Folklore für seine Geschichten verwendete, das Viktorianische Zeitalter war begeistert vom Okkulten und so begeisterten sich die Leser auch für allerhand Vampirgeschichten. Bereits 1847 (Stokers Geburtsjahr) erschien Varney the Vampire von James Malcolm Rymer. 1872 erschien Carmilla, die Geschichte einer Vampirin, die in der Steiermark ihr Unwesen treibt – womit zwei der bekanntesten Vampirromane dieser Zeit (zumindest teilweise) in der Donaumonarchie spielen. Die Vampirbegeisterung machte auch vor dem Tiroler Publikum nicht halt, in den 1880ern erschienen in den Innsbrucker Nachrichten Vampirgeschichten, u.a. Die Tochter des Prinzen von Ludovika Hesekiel.
Vlad III. Draculea eignete sich aus mehr als nur einem Grund als Inspiration für den Antagonisten von Stokers Roman. Zum einen wäre da sein Name Draculea – „Sohn des Drachen“ – er trug ihn weil sein Vater Vlad II. seinerseits Dracul – „Drache“ – genannt wurde, da er von Kaiser Sigismund zum Ritter des Ordens des Drachen geschlagen wurde. Der Orden war ins Leben gerufen worden, um das Christentum gegen die Osmanen zu verteidigen. Gleichzeitig bedeutet drac im Rumänischen aber auch Teufel, was Vlad zum „Sohn des Teufels“ machte. Allerdings tat Vlad III. auch einiges, um diese Deutung seines Namens nahezulegen. Zwar ist es nicht immer leicht zu beurteilen, wo die Geschichte aufhört und der Mythos beginnt, aber wenn man von der Nachwelt mit dem Beinamen Tepes – der Pfähler – bedacht wird, hat man wohl doch die moralischen Normen der Zeit das eine oder andere Mal ein wenig überschritten.
(Das Bild das älteste erhaltene Portrait des Woiwoden Vlad III. Draculea (1431–1476), Signatur Fl-1562-1)
Durch sein Pfählen hat er die Osmanen abgeschreckt und sie haben sich (vorerst) zurückgezogen.
Und daraus hat die Dichtkunst wohl das endgültige Garausmachen eines Vampirs durch den Holzpfahl ins Herz erfunden. Unvergessen der Dialog in Polanskys „Tanz der Vampire“ mit der versuchten Pfählungsszene, wo ein im Fenster festklemmender Professor Abronzius seinen am offenen Sarg des schlafenden Monsters stehenden Schüler auffordert „Jetzt Schlag zu!“ – „Ich kann nicht!“ „Schlag zu!!!“ ,,, vergebliche Versuche … „Es geht nicht.“. Sonst hätte der Film nur halb solange gedauert.