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Ein Undatiertes Bild

Ein undatiertes Bild

Dieses Bild aus den Beständen des Stadtarchivs ist nicht mit einer Datierung versehen, aber vermutlich lässt sich das Datum der Aufnahme dennoch ohne Schwierigkeiten auf einige Jahre genau eingrenzen.

In den Innsbrucker Nachrichten vom 9. Juni 1938 findet sich ein Artikel, der noch eine weitere Präzisierung ermöglichen dürfte.

Sonnenwende im freien Tirol

Bergbeleuchtung am 19. Juni

Nach der Heimkehr der Ostmark ins Großdeutsche Reich wird die altüberlieferte Feier der Sonnenwende heuer im Zeichen einer weltgeschichtlichen Zeitenwende stehen. Nachdem in früheren Jahren der Sonnwendausschuß dankenswerterweise die völkische Aufgabe erfüllt hat, den bedeutungsvollen Brauch der Sonnwendfeier zu pflegen und zu erhalten, wird die Durchführung von nun an von der Partei Großdeutschlands, der NSDAP und ihren Gliederungen, übernommen

Die Bergbeleuchtung wird am 19. Juni stattfinden, an dem Tag, an dem vor fünf Jahren der Versuch gemacht wurde, durch das Verbot der Partei die deutsche Ostmark von ihrem Volkskörper abzuspalten. So werden die Sonnwendfeier zugleich leuchtende Mahnzeichen vom Beginn einer beispielslosen Leidenszeit des deutschen Volkes in der Ostmark, aber auch des Sieges sein, der den erbitterten Kampf dieser Elendsjahre schließlich beendet hat. An das Abbrennen der Bergfeuer wird sich eine nächtliche Feierstunde anschließen.

Zahlreiche Volksgenossen aus dem Altreich werden im Kreis der Innsbrucker Kameraden das einzigartige Bild der flammenden Tiroler Berge miterleben und aus der Kraft des Feuers wieder neue Kraft für den Alltag gewinnen.

So kurz dieser Artikel auch sein mag, ist er doch ein anschauliches Beispiel für die völlige Durchdringung der Sprache durch die NS-Ideologie: Aus Deutschland wurde das Großdeutsche Reich, aus Österreich die Ostmark; die Feier war eine völkische Aufgabe; das Parteiverbot nach dem Putschversuch der Versuch, die Ostmark von ihrem Volkskörper abzuschneiden; und nun kommen die Volksgenossen aus dem Altreich, um das Spektakel in Innsbruck zu bestaunen.

(Signatur Ph-G-967)

Dieser Beitrag hat 13 Kommentare
  1. Danke für diesen Artikel genau zur passenden Zeit, denn auch die FPÖ hat ihre eigene Sprache, wie die Sprachwissenschafterin Eva Vetter hier darlegt: https://www.youtube.com/watch?v=gH6_rCiTLRQ

    Wir alle kennen inzwischen diverse Begriffe, die die Rechtsextremen um Herbert Kickl zum täglichen sprachlichen Gebrauchsgut machen wollen. Nennen werde ich hier keinen, um dem nicht weiter Vorschub zu leisten. Ein Grund mehr, um diese Leute auf Dauer aus jeglichen Regierungsämtern fernzuhalten.

  2. Es wäre angebracht, in diesem Forum auf unqualifizierte linke politische Äußerungen zu verzichten, zumal es sich dabei um jene Partei handelt, für die sich die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung bei der NRW entschieden hat.

    1. Ich denke, die oben angeführte Meinung ist weder unqualifiziert noch links, sondern einfach der Wahrheit entsprechend, aber sie haben zweifellos recht, dieses Forum sollte nicht für gegenwärtigen politischen Austausch dienen.
      Ich bin mir ja gar nicht sicher, ob diese Feuer wirklich gebrannt haben, oder ob diese nicht im Fotolabor hineinretuschiert wurden bzw. die fotographische Emulsion punktförmig herausgekratzt wurde. Das besagte Zeichen mitten in der Felswand, der Schriftzug im Schneefeld usw. Tatsächlich scheint damals noch am 21. Juni mehr Schnee als heute gelegen zu sein. Oder es war gar nicht zur Sonnwend`… der Artikel stammt ja vom 9. Juni.

    2. In Ordnung, ich werde mich in diesem Thread nicht weiter tagespolitisch äußern, muss jedoch noch kurz Ihre Aussage korrigieren: eine große absolute Mehrheit der österreichischen Wahlberechtigten, nämlich satte 70,8%, hat sich bei der NRW 2024 für andere Parteien entschieden und damit GEGEN jene rechtsextreme (zur Frage „Ist die FPÖ rechtsextrem?“ hier eine aktuelle Analyse von SOS Mitmensch: https://www.sosmitmensch.at/dossier-200-rechtsextreme-verflechtungspunkte-der-fpoe ).

  3. Naja, angesichts der Blödheit und Aufdringlichkeit dieser Bergfeueraktion unpolitisch zu denken (Hoffentlich verbrennt keine Latsche, ogottogott, und die Dohle werden aufgeschreckt) fällt schwer-

    Allerdings hat jede politische Richtung ihr eigenes Vokabular, welches jene anspricht, die so denken. Schwarz, Rot, Blau und – ja, Manni – erst recht die Grünen machens so. Lustig die neuen Neos, die sich zwischen den schon eingefärbten Worthülsen eigenständiges suchen müssen.
    Auch Rauchfangkehrer reden ganz anders als wie Gärtner. Erst recht die Bahneler…und die Bauern.

    Vager Trost: Meine aus Deutschland stammende Mutter hat mir erzählt, daß diese abgrundtief untertänige Feuerzauberei im „Reich“ eher belächelt worden ist. Dort wußte man auch schon, woher und wohin der Wind weht…

    1. Danke Karl. Du hast natürlich Recht, alle politischen Richtungen haben ihr Vokabular. Der Vergleich drängte sich aber gerade auf anhand der aktuellen Entwicklungen.

  4. Lieber Pascal,

    das Bild wurde am Abend des 5. April 1938 aufgenommen. Adolf Hitler war zu Besuch in der Stadt.

    Das Wetter war nicht besonders, und die Wirkung dieser waghalsigen Inszenierung wurde verfehlt.
    Hier ist das Original als Ansichtskarte von Richard Müller.
    https://innsbruck-erinnert.at/wp-content/uploads/2024/10/pascal.jpg
    Das Interessante an Deiner Fassung ist die aufwendige Negativ-Bearbeitung, mit der die falschen Feuer, das Hakenkreuz unter den Sattelspitzen und die Schrift hervorgearbeitet wurden.
    Schon damals konnte man keinem Bild trauen, schon gar nicht so einem Schnee-Hochstand Ende Juni…

    1. Die Nachbearbeitung ist mit freiem Auge zu erkennen, nicht zuletzt an den viel zu gleichmäßigen Abständen der Gratfeuer.
      Aber hat es nicht auch Sonnwendfeuer gegeben, mit ähnlichem optischem Tamtam? Erinnerlich durch ebenso nachgeholfene Ansichtskarten, aber auch in Erinnerung meines Vaters präsent. Wenn man Südtirol in die Bergwiese schreiben kann, ging das wohl auch mit Führerparolen, und Herz Jesu Kreuze an den 4 Enden umknicken ist eine geradezu banale Idee. Wobei provokativ auf erhöhten Platzen Hakenkreuze abzubrennen (und im Schutz der Dunkelheit schleunigst zu verduften) schon in der Zeit des Parteiverbots ein Mittel der Propaganda war oder gewesen sein soll.

    2. Ui, jetzt hab ich nur die unmittelbar vorausgegangene Antwort gelesen, meine anschließende Replik steht ja schon in der Zeitung vom 9. Juni 1938 was ich wahrscheinlich auch damals im Original nicht lesen hätte wollen (wenn ch da schon auf der Welt gewesen wäre und lesen hätte können. Ende der Konjunktivschlacht).

  5. Ich wollte gestern als 1. zum Kommentar von Herrn Sch. posten. Dachte mir dann aber: Lass es sein! Jetzt sehe ich, dass ich nicht die Einzige gewesen wäre.
    Politische und weltanschauliche Meinungen haben hier nichts verloren!

    1. Geschätzte Barbara – vielen Dank für die positive Reaktion auf meinen Leserbrief. Darf ich in diesem Zusammenhang eine private Frage stellen: Wir sind nicht verwandt, oder?

      1. Guten Morgen Herr Schier,
        Sie dürfen natürlich fragen.
        Nein, wir sind nicht verwandt!
        Vielleicht aber im Geiste…?
        Liebe Grüsse und noch einen schönen Tag.

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