Ein schnelles und ein Langzeiträtsel
Wie unschwer erkennbar ist, zeigt das obige Foto fünf junger Männer an einer Werkbank. Dahinter ein Mitarbeiter an einer Maschine und durchs Fenster kann man ein Blick nach Außen werfen. Das kleinformatige Fotopapier (7,2 x 10,0 cm) ist mit Leonar bedruckt, aufgedruckt die Nummer 901 und rückwärtig mit „II/21“ beschriftet.
Das schnelle Rätsel – eigentlich die schnellen Rätseln – wären nun: Woran wird hier gearbeitet? Um was für einen Betrieb handelt es sich? Wo in Innsbruck ist/war er angesiedelt? Und in welcher Zeit befinden wir uns?
Mit dem Langzeiträtsel mache ich mir selbst (und meinen Kolleg:innen) eine geistige Notiz. Und natürlich Ihnen, weil ich sehr bewundere, wie Sie immer wieder Zusammenhänge zwischen unseren Beiträgen erinnern, bemerken und herstellen können. Das Foto ist nämlich ein sogenannter Depotfund, also irgendwann wohl durch Unachtsamkeit aus seinem größeren Zusammenhang gerissen worden. Die Langzeitfrage ist nun: Werden wir aufgrund von Motiv oder Beschaffenheit irgendwann einmal herausfinden, ob das Foto einer bestimmten Sammlung oder einem Fotoalbum zugeordnet werden kann?
Das wäre toll! Eine heiße Spur gibt es wohl spätestens dann, wenn umfassende historische Fingerabdruckdatenbanken angelegt und online durchsuchbar gemacht werden…
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-38271)
Ich tippe auf eine Lehr- /Fortbildungswerkstätte für metallverarbeitende Berufe. Da fallen mir die Berufsschule Mandelsbergerstraße ein, die Werkstätten der ÖBB oder das WIFI – Priorität auf Letzterem. Angesiedelt sind alle drei Einrichtungen in Wilten im Bereich Mandelsbergerstraße – Karwendelstraße – Egger-Lienz-Straße. Zeitraum, wieder nur geraten, 60-er.
Der Fingerabdruck stammt von einer männlichen Person, Alter ca. 30 Jahre, Größe 1,81 m, Haare blond, Augen braun, bevorzugter Werkstoff: Metall …
Ich Tippe auch auf eine Lehrwerkstätte – ev. ÖBB. Im Vordergrund ein Drehteil – im Hintergrund 3 Bohr – oder Fräsmaschinen.
Wie der Fingerprint auf das Bild kommt? Kann sein, dass der welche das Bild entwickelte, dieses mit den Fingern vom Entwicklerbad ins Fixierbad befördert hat. 7×10 dürfte in Heimarbeit vergrößert worden sein oder Kontktabzug von Rollfilm und anschließend mit Büttenschneidemaschine beschnitten. Leonar war ein bekannter Fotopapier Hersteller in 50er Jahren.
Bei der Lehrlingsausbildung bin ich ebenfalls dabei. Aber welche Betriebe hatten, abgesehen von oben erwähnten ÖBB und Wifi, in den 1960ern eine eigene Lehrlingswerkstatt? Mein Ausbildungsplatz 1978 war im Produktionsraum neben dem Meister, wo ich Schritt für Schritt alles notwendige erlernte. Die Ausbildung der Lehrlinge in einer eigenen Werkstatt erfolgte bei uns ca ab 1980/81. Die Werkstätten in der Berufsschule Mandelsbergerstraße habe ich nicht so hell und mit keinen so großen Scheiben in Erinnerung. Kann aber sein, dass ich mich täusche!
Als gelernter Feinmechaniker sticht mir auch die Schiebelehre links neben der Person (Ausbildner?) ins Auge. Das „X“ am Tisch dürfte ein Übungswerkstück sein, wo man bei der Herstellung eines solchen verschiedene Techniken erlernen bzw. üben kann, ohne das in der Produktion ein Schaden entsteht falls was schief läuft.
Das Rätsel bleibt spannend.
Wenn man das Foto abdunkelt, siht man einwenig mehr von den umliegenden Gebäuden. Die passen weder zur Bahn noch zur Berufschule Mandelsbergerstraße (schon wieder),
WiFI kann es sein, vielleicht erkennt wer die Umgebung? https://postimg.cc/N26kbPnf
Den Herrn ganz links halte ich für den schon ganz leicht angegrauten Lehrer, kann das sein?
Eine Möglichkeit wäre noch die Gewerbeschule in der Anichstraße – aber der Blick aus dem Fenster passt mir hier auch nicht.
Ich habe das WIFI u. a. wegen der Fenster favorisiert. Die sehen dort im EG links des Einganges heute noch so ähnlich aus (vertikale Dreiteilung und am unteren Rahmen eine Art Sichtschutz). Evtl. wurde das Foto in Richtung Hofseite aufgenommen.
Nachdem die abgebildeten „Schüler“ auch etwas älter als 14-16 Jahre sein könnten, handelt es sich vielleicht um junge Männer, die sich hier auf den praktischen Teil ihrer Meisterprüfung vorbereiten.
Frage an die Metallexperten – was sind das für Teile mit den ovalen Löchern am Tisch?
@ Frau Stolz: Die „Soulkitchen“ gehörte einst auch zum WIFI, mit ebenfalls solchen Fenstern. Hier ein eher neues Bild vom Innenhof. Dazu ein Mutationsbonus vergangener Jahre, könnte passen.
@Herrn Schneider: Ihrer interessanten Frage schließe ich mich sofort an.
der fehlende Link https://www.facebook.com/photo/?fbid=510034354264340&set=pb.100057733386648.-2207520000.
Könnten das auch die alten Stadtwerke Innsbruck sein? Lehrwerkstätte war damals im ersten Stock – mit sichtbarem offenen Bereich, wo Trafos hergestellt wurden und dahinter dann wieder Werkstätte. Das einzige was mich da stören würde, sind die betonierten Werkbänke. War aber von 1984-1988 dort. Foto könnte aber von früher stammen .
Jedenfalls handelt es sich um eine Werkstätte für Metallverarbeitung, Zerspanung etc.
Auf dem Tisch liegen bearbeitete Werkstücke wie die blanke Welle rechts, das X und vielleicht sind auch die Löcher in den Kisteln nur beispielhaft gefräste Schulwerke.
Hat man das beim EWI auch gebraucht?
Die Maschinenfabrik in St. Bartlmä, Wilten, halte ich für ebenfalls möglich.
Die Metallkuben mit den Langlöchern sind dazu da, um Werkstücke einzuspannen, auszurichten, und dann werden sie zur Kennzeichnung „angerissen“. Das wird mit den schlanken, vertikalen Ständern mit horizontal herausragenden Anreissnadeln gemacht. Mit diesen kann man den Endzustand von Bearbeitungsflächen (eher ungenau) sichtbar machen. Früher hat man oft auch nur einfache Messmittel, wie Höhenmesser gehabt. Um über Winkel messen zu können, sind diese Blöcke auch dienlich. Denn diese sind hochpräzise gefertigt, und in Winkel gedreht, sind recht präzise Höhenmessungen möglich.
Danke Herr Wachter für die Information. Könnte stimmen was Sie hier andeuten.
Der Tisch dürfte meiner Ansicht nach – siehe die feinen Linien in diesem – ein präzis geschliffener Messtisch sein welcher in Beton eingegossen ist.
Wie Sie richtig deuten, dürften die drei sichtbaren Stangen sog. Höhenanreißer sein.