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Ein Innsbrucker Bücherwurm

Ein Innsbrucker Bücherwurm

„Lest meine Bücher, dann wißt ihr alles über mich.“ Diesen Satz soll die Innsbrucker Schriftstellerin Fanny Wibmer-Pedit im Zusammenhang mit Interviewanfragen mehr als nur einmal gesagt haben. Sie wurde 1890 als Tochter von Therese Ganzer und dem ehemaligen Polizeibeamten Franz Pedit geboren und verbrachte ihre Volkschulzeit sowie ihre Lehrzeit als Verkäuferin in Innsbruck, bevor die Familie 1906 nach Oberlienz zog, wo sie einen Bauernhof erworben hatte. Zwar hatte Fanny keinen Zugang zur höheren Bildung, allerdings hemmte dieser Umstand ihr Interesse für Literatur keineswegs. Bereits in jungen Jahren las sie deutsche Klassiker und schrieb mit ihrem Vater Theaterstücke. In den 1920er-Jahren veröffentlichte sie ihre ersten Romane in der Wiener „Reichspost“. 1938 wurde sie in die Reichsschrifttumskammer aufgenommen, nachdem sie einen glühenden Artikel über den „Anschluss“ verfasst hatte. Allerdings wurde sie bereits 1940 wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ wieder aus der Kammer ausgeschlossen, da man ihr ein zu großes Engagement gegen die nationalsozialistische Bewegung und für die Vaterländische Front unterstellte.

Fannys literarische Werke sind der Tiroler Heimatliteratur zuzuordnen. Sie bezeichnete sich selbst als „Volksschriftstellerin“ und beschäftigte sich in ihren Geschichten mit ihrer Heimat Tirol sowie mit historischen Figuren des Landes. Die Gattung der Heimatliteratur sticht vor allem durch die romantische und überhöhte Darstellung von Heimat und ländlicher Idylle hervor, womit die Idealisierung des bäuerlichen Lebens und die negative Beschreibung der Stadt als „weltfremd“ einhergeht. Die Geschichten der Autorin kamen daher vor allem in christlich-sozialen Kreisen gut an und überschnitten sich auch mit der Weltanschauung des Ständestaats.

Interessant ist, dass viele Romanfiguren in Fanny Wibmer-Pedits Werken großteils Frauen sind. In ihren historischen Romanen bediente sie sich an bekannten Frauen aus der Tiroler Geschichte. In „Margarete Maultasch“ (1969, posthum) versucht sie sogar dem Bild der hässlichen Gräfin entgegenzuwirken und sie als positive Persönlichkeit zu porträtieren. Der Roman „Die Pfaffin“ (1934) behandelt die Themen Bildung und Diskriminierung von Frauen. Die Schriftstellerin soll darin ihren Wunsch nach höherer Schulbildung verarbeitet haben, indem sie die Protagonistin Emerenzia Pichler als lern- und wissbegierige Figur darstellte. Fanny Wibmer-Pedit starb1967 in Lienz.

(Verena Kaiser)

(Foto: Linzer Volksblatt, Nr. 102, 30.4.1948, S. 5)

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